Neuburg
Reduktion ist ihr Stilmittel

Grafikerin Angelica Benecke stellt ihre Gemälde in der Geriatrie aus

18.12.2017 | Stand 02.12.2020, 17:03 Uhr
Ihre Anregungen holt Angelica Benecke aus der Natur, ihren Ausdruck gewinnen die Bilder aber erst durch Konzentration und Reduktion. −Foto: Heumann

Neuburg (lm) Das Alter und der Markt haben es etwas ruhiger werden lassen um Angelica Benecke. Vor allem muss sie sich und anderen längst nichts mehr beweisen. An Kraft indes haben ihre Bilder nichts eingebüßt. Davon kann man sich dieser Tage bei einer schönen Ausstellung in den Räumlichkeiten der Neuburger Geriatrie überzeugen.

Dabei vermeidet die akademisch ausgebildete Malerin, die Jahre in der Gebrauchsgrafik zum Broterwerb zusätzlich gestählt haben, alles Glänzende, Plumpe, Ausgezirkelte. Ihre Farben sind eher verwaschen, objektiv betrachtet: matt - und besitzen doch eine unbändige, wenn es die Rot-Skalen hoch geht, und auch geheimnisvolle Strahlkraft etwa bei bis ins Grau changierenden Lila-Tönen.

Und auch für ihre Gegenstände gilt: Sie scheinen förmlich zu leben und sind im Grunde alles andere als präzise. Gern auch sprengt die Malerin das Format, ist eine Blume böse abgeschnitten, auch dies hat mit gewollter Reduktion zu tun. Die seelenmäßige Verwandtschaft ist unübersehbar. Es ist die Welt des vornehmlich früher Blauen Reiters, der in den falschesten Farben die bis heute eindrücklichsten Landschaftsporträts zauberte.

Was ist Eindruck, wo beginnt der Ausdruck? Genau in diesem Spannungsfeld entstehen auch die Arbeiten der Angelica Benecke. "Ich brauche immer einen Anreiz", sagt sie - zumeist aus der Natur. Es seien die Motive, so, die Malerin, "die zu mir sagen, ich will auch gemalt werden". Aber dennoch ist Angelica Benecke alles andere als eine Freilichtmalerin. Und sind ihre Bilder trotz des konkreten Gegenstands alles andere als Abbild, Naturalismus gar. "Ich brauche die Ruhe im Atelier." Hier erst gelingt die Konzentration auf das Wesentliche, das im einen Moment Weglassen und im nächsten schon wieder zusätzliche Betonung bedeuten kann. Die Wirkung, die sich so entfaltet, wirkt deshalb nie aufgesetzt, kommt von innen heraus, spricht und schreit nicht, gefällt und wird nie gefällig.

Blumen und Tiere dominieren in dieser Ausstellung, die Beneckes Stil einst so prägenden Landschaften sind zwischenzeitlich etwas zurückgetreten, bilden aber immer noch die spannendsten Momente der Ausstellung. Gerne ergeht sich vereinzelt auch die stilsichere Grafikerin. Enger geworden scheint der Radius, genügsamer der Blick im Alter, Angelica Benecke ist Jahrgang 1940, die Freude am Schaffen, die Spannkraft in der Auseinandersetzung aber haben nicht nachgelassen.