Rechtzeitige Vorsorge kann Leben retten

05.04.2009 | Stand 03.12.2020, 5:03 Uhr

Im begehbaren Darmmodell erläutert Internist Dr. Jürgen Reißig den Besuchern die Entstehung von Polypen. Werden diese bösartig, kann Darmkrebs entstehen, wie durch die roten Wucherungen dargestellt. - Foto: Rössle

Ingolstadt (DK) Mit einem acht Meter langen, begehbaren Modell eines Darms machte das Klinikum am Samstag auf das Thema Darmkrebs aufmerksam. Mehrere Ärzte aus der Region informierten die zahlreichen Besucher über diese Krankheit.

"Und was ist das Rote da", will die kleine Anna von ihrem Vater wissen und deutet mit einem sichtlichen Ausdruck von Ekel auf einen überdimensionalen Polypen, der leuchtend rot auf dem großen Darmmodell vor dem Klinikum zu sehen ist. "Ja, des is’ hoid der Krebs", vermutet der Herr Papa völlig zu Recht. Für Anna sind Krebse jedoch in erster Linie im Wasser lebende Tiere und keine Krankheit, weshalb sie wie viele andere Kinder auch ohne Scheu eine Runde durch das begehbare Darmmodell macht. Eindrucksvoll sind darin die verschiedenen Stadien von Krebs dargestellt.

Während so wenigstens noch die Kinder diesen bösartigen Ausstülpungen der Dickdarmschleimhaut etwas abgewinnen können, dürfen sich die vielen Gäste im Veranstaltungsraum des Klinikums gerade eine Videoaufzeichnung einer Darmspiegelung anschauen. Auf nüchternen Magen ist dies für manche nicht unbedingt das reinste Vergnügen, was aber Prof. Dr. Josef Menzel, Direktor der Medizinischen Klinik II und Regionalbeauftragter der Stiftung Lebensblicke, offenbar ganz anders sieht. Mit wachsender Begeisterung preist er die Vorzüge eines gut gereinigten Darms an und das, was der Spezialist darin alles erkennt. "Sehen Sie, da ist so ein Polyp. Da legt der Arzt die Schlinge herum, dann kommt der Strom und kocht ihn ab." In erstaunlicher Geschwindigkeit wird die Wucherung entfernt. Außer einem kleinen Stiel ist hinterher tatsächlich nichts mehr da.

Die Besucher des Klinikums sehen aber auch noch ganz andere Aufnahmen, wie etwa ein von Krebs durchwuchertes Stück Dickdarm. Anhand solcher Fotos erläutert Dr. Stefan Hosch, welche Möglichkeiten die moderne Chirurgie heutzutage hat, während Dr. Alfred Plötzeneder über die medikamentöse Behandlung von Dickdarmkrebs informiert.

Zuvor hatten bereits Dr. Friedrich Strobl, Dr. Stephan Schormair, Dr. Maximilian Holzbauer und Dr. Monika Klasa den Besuchern die zahlreichen Aspekte rund um das Thema Darmkrebs und Vorsorge erläutert. So wurde erklärt, was Darmkrebs überhaupt ist, welche Risiken es gibt, wie man sich schützen und wie man sich auf eine Koloskopie (Darmspiegelung) vorbereitet. Weitere Informationen kamen von der Stiftung Lebensblicke, die die Zahl der Darmkrebstoten in Deutschland halbieren will, von der regionalen Selbsthilfegruppe Ilco für Menschen mit Darmkrebs und künstlichem Darm- oder Blasenausgang sowie vom Förderverein zur Unterstützung Krebskranker. Auf großes Interesse stieß auch das Angebot, einen Blick in die Endoskopie des Klinikums zu werfen.

Nach den Vorträgen hatten alle Besucher die Möglichkeit, Fragen zu stellen – und das taten sie auch. Ob die entfernten Polypen nachwachsen können, ob auch der Dünndarm untersucht wird und wie es um Gendefekte, Vererbbarkeit und spezielle Risikogruppen bestellt sei, wollten die Gäste des Klinikums wissen. Auch der Zusammenhang zwischen der Häufigkeit des Stuhlgangs und einer Erkrankung an Darmkrebs interessierte die Besucher. "Man muss nicht jeden Tag ,müssen‘", beruhigte einer der Ärzte die Anwesenden: Der eine geht drei Mal am Tag auf die Toilette, der andere nur jeden zweiten Tag.

Besondere Aufmerksamkeit schenkten die Zuhörer auch der Frage nach der richtigen Ernährung. So erklärte eine ältere Frau, dass sie sehr gerne Obst, Gemüse und Salat esse, was ihr Mann jedoch überhaupt nicht möge. "Himbeeren hassen Krebs, habe ich jetzt gelesen", erklärte sie in der Hoffnung, dabei von den anwesenden Ärzten Unterstützung zu bekommen und ihren Mann zu einer Änderung seiner Ernährungsgewohnheiten zu bewegen. Ihr Wunsch blieb indes unerfüllt. "Jeder soll das essen, was im schmeckt", lautete die Antwort ärztlicherseits. Wichtig sei, nicht zu rauchen, wenig Alkohol zu trinken, sich regelmäßig zu bewegen und vor allem zu den Vorsorgeuntersuchungen zu gehen.