Ingolstadt
Rechtsabbiegen ohne Pause

11.03.2011 | Stand 03.12.2020, 3:04 Uhr

So sieht er aus: Der Grünpfeil an einer Ampel.

Ingolstadt (DK) Die Ampel an der Kreuzung Gutenbergstraße und Goethestraße zeigt Rot, trotzdem biegen Autofahrer nach rechts ab. Ungestraft. Der grüne Pfeil auf dem Schild an der Ampel macht es möglich. An vielen anderen Kreuzungen müssen Autofahrer aber warten. Das will Werner Kastner ändern.

Es ist fast jeden Tag das selbe Spiel. Auf dem Weg in die Arbeit muss der Ingolstädter Werner Kastner von der Heydeckstraße nach rechts in die Esplanade abbiegen. Oft muss er mehrere Grünphasen der Ampel abwarten, bis er seine Fahrt fortsetzen kann. Das ärgert ihn. Vor allem, weil es seiner Meinung nach eine einfache Möglichkeit gäbe, Abhilfe zu schaffen. "Wäre dort ein Grünpfeil, würde der Verkehr an der Kreuzung flüssiger laufen", sagt Kastner.

Dieses Zusatzschild an Ampeln erlaubt Verkehrsteilnehmern auch bei Rotlicht nach rechts abzubiegen. Grünpfeil heißt offiziell das Schild mit dem grünen Pfeil auf schwarzem Grund. Der Ausdruck "grüner Pfeil" wird dagegen für den Leuchtpfeil einer Ampel verwendet. "Das Problem in der Heydeckstraße ist, dass fast der gesamte Busverkehr nach rechts in Richtung Busbahnhof will, und deshalb die kurze Abbiegerspur oft voll ist", erklärt Kastner. Häufig hat er sogar schon beobachtet, dass Autofahrer, die nach links abbiegen wollen, versuchen, die Kolonne auf der Gegenfahrbahn zu umfahren. "Das ist natürlich gefährlich", findet Kastner.

Torsten Fischer vom Amt für Verkehrsmanagement kann Kastner allerdings nur wenig Hoffnung machen. "Vor einigen Jahren sind 100 Standorte überprüft worden, darunter auch diese Kreuzung", berichtet er. "Wegen der abgetrennten Fahrspur für den Rechtsabbieger aus der Heydeckstraße in die Esplanade und einem hohen Anteil an Geisterradlern ist der Grünpfeil für diese Kreuzung abgelehnt worden."

Trotzdem macht sich Kastner für die Initiative "Ja zum grünen Pfeil" stark, in deren Rahmen deutschlandweit bereits 350 neue Grünpfeile beantragt wurden. In Ingolstadt war bisher noch keiner dabei. Deshalb will Kastner die Initiative auch hier bekannter machen. Unter www.gruener-pfeil.de können Autofahrer Kreuzungen benennen, an denen sie das Schild für sinnvoll halten. "Der Grünpfeil ist von der Stadt vernachlässigt worden, deshalb wollen wir die Kraftfahrer ins Boot holen. Vor allem auf dem Weg zum Arbeitsplatz fällt einem oft auf, dass man warten muss."

Unterstützt wird Kastner von Stadträtin Christel Ernst. "Ich finde es immer sinnvoll, wenn Bürger mit einbezogen werden", erklärt die FDP-Politikerin. "Ich halte mehr Grünpfeile für ökologisch und ökonomisch sinnvoll, weil Standzeiten reduziert werden können."

Nicht ganz so begeistert von dem ursprünglich aus der ehemaligen DDR stammenden Verkehrszeichen ist Franz Bäumler, Verkehrssachbearbeiter der Polizeiinspektion Ingolstadt. "Grundsätzlich haben wir zwar nur wenige Unfälle an den Kreuzungen mit den Pfeilen, das hat aber viel mit Glück zu tun", sagt Bäumler. "Kein Mensch hält sich an die Haltepflicht." So hätten an mehreren Kreuzungen installierte Grünpfeile nach Unfällen sogar wieder entfernt werden müssen.

Laut Torsten Fischer gibt es mehrere wesentliche Ausschlusskriterien für die Installation von Grünpfeilen. Nicht aufgestellt werden könne das Verkehrszeichen an Kreuzungen, an denen die Fahrspur für Radfahrer in beide Richtungen freigegeben ist oder viele Geisterradler unterwegs sind, Rechtsabbiegern mehrere markierte Fahrspuren zur Verfügung stehen oder die Ampel vorwiegend der Schulwegsicherung dient.

Ob an einer Kreuzung ein Grünpfeil installiert wird oder nicht, wird in Ingolstadt mit der Unfallkommission der Stadt abgestimmt. Darin sitzen Vertreter der Polizeiinspektion, des Tiefbauamts und dem Amts für Verkehrsmanagement. Anträge von Werner Kastner könnten es also schwer haben.