Augsburg
Razzia wegen Terrorverdachts

Drei Männer wollten von Augsburg nach Syrien reisen, um sich Islamisten anzuschließen: Polizei sucht Mitwisser

23.11.2017 | Stand 02.12.2020, 17:10 Uhr

Augsburg (DK) Drei junge Männer versuchen am 18. Juni, über die türkische Grenze nach Syrien zu gelangen. Ihr Vorhaben scheitert, die Handschellen klicken. Ihre mehr als 3000 Kilometer lange Reise endet kurz vor dem Ziel in türkischer Untersuchungshaft.

Das Trio soll vorgehabt haben, sich in Syrien einer terroristischen Organisation anzuschließen. Die Festnahmen in der Türkei hatten gestern ein Nachspiel im Großraum Augsburg.

13 Wohnungen hat die Polizei in den frühen Morgenstunden durchsucht. Im Stadtgebiet und im Landkreis. Konkreter will der Leiter der Bayerischen Zentralstelle zur Bekämpfung von Extremismus und Terrorismus, Georg Freutsmiedl, nicht werden.

Aber worum es ging, das möchte er explizit loswerden: neue Erkenntnisse gewinnen, "ob jemand die drei Männer unterstützt hat". Jenes Trio, das nun in einem Gefängnis in der Türkei auf seine Verhandlung wegen Terrorismusverdachts vor einem türkischen Gericht wartet. Ein 31-jähriger Deutscher, in Augsburg geboren, zum Islam konvertiert. Ein 22 Jahre alter in Augsburg geborener Türke. Und ein ebenfalls 22-jähriger Afghane, der 2011 nach Deutschland einreiste und nach abgelehntem Asylantrag eine befristete Aufenthaltserlaubnis besaß. Ihre Gültigkeit ist wegen der Ausreise jedoch verwirkt.

Bereits im Mai sind deutsche Ermittler auf den Plan der drei aufmerksam geworden. Woher die Hinweise kamen, das könne Freutsmiedl aus ermittlungstechnischen Gründen nicht sagen. Zu diesem Zeitpunkt befanden sich die Männer jedoch bereits auf ihrer Route. Busse und andere Fahrzeuge brachten sie Stück für Stück ihrem Ziel näher: einer militärischen Ausbildung bei der in Syrien operierenden terroristischen Vereinigung namens "Hai'at Tahrir al-Sham", um sich an Anschlägen oder Kämpfen zu beteiligen. Es gebe jedoch, das betont Freutsmiedl, "keinerlei Anhaltspunkte, das etwas Konkretes geplant gewesen wäre".

Dennoch wird wegen des Verdachts der Vorbereitung einer schweren staatsgefährdenden Gewalttat ermittelt - in Bayern vor allem zu den Hintergründen und möglichen Helfern der Männer. "Sehr viele Beweismittel" habe man in den Wohnungen sichergestellt, bilanziert der Staatsstellenleiter. Diese würden nun ausgewertet. Noch gestern Nachmittag vernahmen die Ermittler Kontaktpersonen.

Vor allem aus Chatprotokollen erhofft sich der Staatsschutz neue Erkenntnisse. "Warum? Wer war treibende Kraft? Hat vielleicht jemand gesagt, geh' am besten dort und dorthin", zählt Freutsmiedl auf. Auch soll geklärt werden, ob jemand aus dem Umfeld der drei Männer deren Pläne kannte und keine Anzeige erstattete. Vom Rand der Gesellschaft kamen zwei der Festgenommenen laut Freutsmiedl jedenfalls nicht. Einer absolvierte eine Ausbildung im Bereich Informatik, der andere machte eine Lehre zum Verkäufer.