Ingolstadt
Raus aus den Sälen, rein in die Sessel

SPD-Mitglieder sinnierten auf Klausurtagung über zeitgemäßere Diskussionsformen

12.10.2014 | Stand 02.12.2020, 22:08 Uhr

Ingolstadt (DK) Er nennt sie „eine klassische Veranstaltung“: die Podiumsdiskussion. Vorne eine Front aus Tischen, gern erhöht. Dem gegenüber sitzt mit einigem Abstand das Publikum in Stuhlreihen. „Davon wollen wir wegkommen“, sagt Marcel Aigner, der Vorsitzende der Ingolstädter SPD.

„Die gängigen Formen ermüden.“ Die Barrieren zwischen Politikern und Bürgern gelte es abzubauen, das Ziel sei mehr Beteiligung durch Nähe in einem „unkomplizierten, charmanten, kleinen Rahmen“. Auf einer Klausur in Berching haben rund 20 Mitglieder der Ingolstädter SPD am Freitag und am Samstag daher auch viel über zeitgemäße Formen der Kommunikation und der Diskussion sinniert.

Neue Wege geht die Partei bereits mit ihrer Schmankerltour, die vor einer Woche Premiere hatte, als Manfred Schuhmann mit Bürgern über den Wochenmarkt streifte. „Diese Reihe setzen wir fort“, berichtete Aigner.

Eine andere Variante der Diskussionskultur probiert die SPD am nächsten Samstag, 18. Oktober, aus. Da kommt in Vronis Rat(sch)haus an der Donaustraße 1 um 16 Uhr eine Gesprächsrunde zusammen. Es geht um das umstrittene Freihandelsabkommen TTIP. Die Experten (darunter der SPD-Bundestagsabgeordnete Ewald Schurer und der frühere Audi-Vorstand Werner Widuckel) sitzen dann in einer trauten Sesselrunde mit den Gästen beisammen. „Dazu gibt’s Getränke aus der Flasche“, so Aigner. Hauptsache alles entspannt.

Die Teilnehmer der Klausur sprachen zudem über die Idee, den Schutterkurier wiederzubeleben, einst das Mitteilungs- und Meinungsblatt der Schanzer Sozialdemokratie. Ob im Internet oder in gedruckter Form, müsse noch entschieden werden, berichtet der Vorsitzende des SPD-Kreisverbands. Auch die im Kommunalwahlkampf aktivierte Seite www.woh-in.de, auf der Bürger Beiträge zur Zukunft der Stadt veröffentlichen („Wohin geht die Reise“), soll weitergepflegt werden. Aigner: „Die große Frage lautet für uns: Wie sieht die moderne Stadtgesellschaft aus“

Das Ziel der modernisierten Öffentlichkeitsarbeit sei es vor allem, wieder mehr Bürger an wichtige Fragen der Politik heranzuführen. „Denn wenn man sich die sinkende Wahlbeteiligung anschaut, wird klar, dass da etwas geschehen muss“, betont Aigner. Natürlich sei der SPD auch daran gelegen, bei ihren Schwerpunktthemen die Meinungsführerschaft zu behaupten – oder sie zu erobern. „Beim Verkehr ist uns das schon gelungen“, sagt Aigner. Gesundes und selbst gekochtes Essen für Schulen und Kindertagesstätten bilde ein weiteres Betätigungsfeld der SPD. „Wir planen da eine Menge.“

Ansonsten sei es während der kleinen Klausurtagung um interne Abläufe und andere organisatorische Fragen gegangen, berichtet Aigner. Stadträte waren in Berching allerdings nur wenige dabei, wegen diverser Paralleltermine. Sie müssen aber am nächsten Wochenende umso länger ran. Dann geht die SPD-Fraktion in Klausur.