Rathaus in der Schickeria "reiner Größenwahn"

05.10.2009 | Stand 03.12.2020, 4:36 Uhr

Stefan Maurer watschte Bürgermeister Seitz ab. - Foto: oh

Gerolsbach (kx) Zu einer Abrechnung mit der Politik von Bürgermeister Martin Seitz nutzte UB-Chef Stefan Maurer die jüngste Versammlung seiner Gruppierung.

Mit einer Gegenüberstellung, was die Unabhängigen Bürger im Wahlkampf versprochen haben und wie sie ihre Versprechen einhalten, eröffnete UB-Fraktionssprecher Stefan Maurer die zweite "UB-Geburtstagsversammlung". Die Unabhängigen Bürger hätten sich, so Maurer in einer Pressemitteilung zur Versammlung, immer für eine sparsame Verwendung der Gemeindegelder eingesetzt und sich gegen die "Schuldenauslagerung auf das Kommunalunternehmen" ausgesprochen.

Scharf griff Maurer die Pläne von Bürgermeister Martin Seitz an, den alten Pferdestall (ehemalige Schickeria) in ein Rathaus umzubauen. "Das ist, auch wenn es dafür Zuschüsse gibt, reiner Größenwahn", meinte Maurer. Er vermute, dass sich der Bürgermeister damit ein Denkmal setzen wolle. Wie mit dem Geld der Bürger umgegangen wird, sehe man laut Maurer am besten daran, dass alleine für die Planung der Vorplatzgestaltung circa 30 000 Euro ausgegeben würden. "Hier spielt Geld keine Rolle, aber wenn es um die Kindergartengebühren geht, wird eine Erhöhung nach der anderen versucht," schimpfte Maurer.

Weiter ging es mit dem Thema Abwasserbeseitigung: Als "Kläranlagenmärchen" bezeichnete der UB-Chef die bisherigen "offiziellen Verlautbarungen" und verdeutlichte anhand von Landkarten, welche künftigen Baugebiete schon in der neuen Kläranlagenplanung berücksichtigt seien. Auch deshalb lehne die UB diese Planungen ab, so Maurer. "Es kann nicht sein," schimpfte der Fraktionschef, "dass wir alle bisherigen und bezahlten Ortsteilkläranlagen platt machen, in Gerolsbach eine Großkläranlage bauen, durch das ganze Gemeindegebiet das Abwasser pumpen und der Bürger mit Ergänzungsbeiträgen das alles bezahlen muss, damit wieder neue Baugebiete ausgewiesen werden können und einige wenige ein Geschäft damit machen." Immerhin, so Maurer, solle die Kläranlage so groß und teuer gebaut werden, dass man für weitere 1000 Personen Bauflächen ausweisen könne. Das werde aber den Bürgern so nicht gesagt, kritisierte er die Informationspolitik der "Gemeinderegierung". Maurer polemisch: "Jetzt wird die Wahrheit schon per Gemeinderatsbeschluss definiert und das Bürgerblatt dazu genutzt, diese offizielle Wahrheit zu verbreiten."

Es genüge nicht, große, medienwirksame Ankündigungen zu machen, und dann stelle sich heraus, dass es nicht funktioniere, bezog sich Maurer auf den gescheiterten Versuch eines DSL-Versorgung über TV-Frequenzen. Auch der Radweg nach Singenbach solle schon fertig sein, wenn man sich an die früheren Aussagen des Bürgermeisters erinnere, meinte Maurer.

Zur geplanten Freiflächenfotovoltaikanlage bei Thalern fehlen den Unabhängigen Bürgern belastbare Zahlen. "Was uns bis jetzt vorgerechnet wurde, war unseriös", so Maurer. Er stellte jedoch auch klar, dass die UB nicht gegen Solarstrom seien – "es sollte aber vernünftig gemacht werden und nicht so, wie es bei uns läuft".

Zum Abschluss hatte Maurer sogar noch ein Lob für den Bürgermeister – natürlich auch dieses spöttisch: Er bedankte sich, dass Seitz es immerhin nach einem Jahr und mehrfacher Erinnerung durch die UB geschafft habe, den Zaun um den Kinderspielplatz am Rathaus aufstellen zu lassen.