Neuburg
Rasantes Wachstum mit Folgen

21.07.2017 | Stand 02.12.2020, 17:45 Uhr
Es geht voran: Zahlreiche Kinder lassen Bergheim die Marke von 2000 Einwohnern bald überschreiten. −Foto: Kindergarten Bergheim

Neuburg (DK) Die Bevölkerung im Landkreis wächst – in einigen Gemeinden so stark, dass es ab der nächsten Wahlperiode 2020 ein paar Veränderungen geben dürfte. Neun Kommunen könnten bis dahin eine Tausendermarke überschreiten.

Sie wachsen und wachsen und wachsen. Zahlreiche Kommunen im Landkreis Neuburg-Schrobenhausen werden in den nächsten Monaten voraussichtlich einen großen Schritt bei der Einwohnerzahl machen. 2000, 3000, 4000, 5000 und sogar 30 000 Bürger lauten die Marken, die dabei geknackt werden. Zum Teil mit nicht ganz unwichtigen Folgen für die Einwohner – und natürlich für die Bürgermeister, deren Verdienststufe sich mit dem Wachstum zum Teil erhöht. Entscheidend dafür sind allerdings Mitte 2019 die offiziellen Zahlen des Landesamts für Statistik; derzeit liegen der Behörde wegen einer technischen Umstellung keine aktuellen Daten vor. Klar ist allerdings: Seit dem jüngsten Zensus liegen die offiziellen Zahlen aus dem Landesamt überwiegend deutlich niedriger als die der Gemeinden.

Neuburg

Die magische Marke von 30 000 Einwohnern ist für die Große Kreisstadt nichts Neues mehr. Bereits im Vorjahr hatte Neuburg diese Bevölkerungszahl bereits erreicht; damals noch so gut wie unbemerkt. Mittlerweile leben jedoch wieder etwas weniger Menschen im Stadtgebiet. Genau 29 996 Einwohner zählt die Verwaltung derzeit – eine Zahl, die sich freilich täglich verändert. Der leichte Rückgang ist aber nicht etwa einer Abwanderung geschuldet. Verantwortlich dafür dürfte vor allem der Brand in der Gemeinschaftsunterkunft für Asylbewerber im April sein. Die gut 100 Bewohner des betroffenen Wohntrakts waren allesamt in Neuburg gemeldet und galten daher als Bürger der Stadt. Mit der Umsiedlung – überwiegend nach Schrobenhausen – ist die Kreisstadt daher etwas geschrumpft. Ein Zustand, der allerdings nur vorübergehender Natur sein dürfte – dank der Baugebiete, die derzeit entstehen oder bereits geplant sind. Oberbürgermeister Bernhard Gmehling (CSU) nennt gegenüber unserer Zeitung unter anderem Heinrichsheim, Joshofen und Bergen sowie das Areal am Heckenweg mit wohl rund 100 Wohneinheiten. „Wir machen jungen Familien damit gute Angebote“, betont er. Die Neu-Bürger in Neuburg müssen mit dem Knacken der 30 000-Einwohner-Marke bei der Kommunalwahl 2020 ein paar Kreuzchen mehr machen. 40 statt der bisher 30 Stadträte sind dann zu wählen. Die neuen Volksvertreter dürfen sich dann außerdem Gedanken machen, wo in der Kreisstadt Prostitution erlaubt sein soll. Eine Verordnung der Staatsregierung von 1989 ermöglicht dieses Gewerbe ab einer Einwohnerzahl von 30 000 Menschen.

Rennertshofen 

„Ich bin nicht scharf auf die 5000“, sagt Rennertshofens Bürgermeister Georg Hirschbeck. Dem CSU-Politiker wäre ein gesundes Wachstum seiner Marktgemeinde lieber als eine möglichst hohe Einwohnerzahl. Überschreiten dürfte Rennertshofen diese Marke allerdings schon. Derzeit zählt die mit 93 Quadratkilometer flächengrößte Kommune im Landkreis 4880 Bürger; „wenn die Neubaugebiete ziehen, dann kann es funktionieren“, weiß Hirschbeck. Allein in Rennertshofen-Nord stehen bald 50 Parzellen zur Bebauung bereit. Und was ändert sich mit 5000 Einwohnern? Die Zahl der Gemeinderäte steigt um vier auf 20. „Und sonst eigentlich nicht viel“, sagt der Rathauschef.

Burgheim

Die gleichen Veränderungen wie den Nachbarn in Rennertshofen stehen auch Burgheim bevor. Bürgermeister Michael Böhm (CSU) ist allerdings etwas skeptisch, ob es mit den 5000 Einwohnern noch in dieser Wahlperiode etwas wird. „Es kann sein, ich glaube es aber nicht“, sagt das Oberhaupt der derzeit 4741 Bürger zählenden Marktgemeinde. Er geht davon aus, dass in den beiden neuen Baugebieten am Vohbach im Kernort und Schlossbreite in Straß erst 2019 die ersten Häuser entstehen werden. „In der nächsten Periode sind die 5000 aber alles andere als unwahrscheinlich“, sagt Böhm. Ebenso wie sein Rennertshofener Amtskollege setzt aber auch er auf ein gesundes Wachstum der Marktgemeinde.

Karlskron

Keinen Zweifel am Überschreiten der 5000-Einwohner-Marke hat der Karlskroner Bürgermeister Stefan Kumpf. Derzeit zählt der Ort vor den Toren Ingolstadts 4943 Bürger, doch das wird sich bald ändern. „Wir bereiten gerade ein neues Baugebiet vor“, erklärt der CSU-Politiker. Mit dessen Bebauung wird Karlskron die magische Marke definitiv knacken. Doch damit gehen für die Gemeinde gewisse Schwierigkeiten einher, wie Kumpf betont. „Unser Sitzungsaal ist für 20 Gemeinderäte dauerhaft keine Lösung.“ Zu klein sei der Raum, der 1991 mit dem Neubau des Rathauses entstanden ist. Schon jetzt haben mehrere Mitglieder des Gremiums Probleme beim Blick auf die Beamer-Leinwand. Die Frage, wie dieses Problem zu lösen ist, will Kumpf jedoch dem nächsten Gemeinderat überlassen. „Wir haben zwar Ideen, aber noch keine Planung“, sagt er. Anders bei der Kinderbetreuung: Voraussichtlich 2019 soll ein neuer Kindergarten entstehen – „in weiser Voraussicht“, so der Bürgermeister, der natürlich weiß, dass mehr Einwohner für die Gemeinde auch mehr Einnahmen über die Beteiligung an der Einkommensteuer bedeuten.

Königsmoos

Eher skeptisch bleibt Heinrich Seißler, wenn es um die 5000-Einwohner-Marke geht. „Wir wollen Wachstum, aber ich bin nicht um jeden Preis scharf darauf“, stellt der Bürgermeister von Königsmoos klar. Der FW-Politiker spricht sich vielmehr für ein gemäßigtes Wachstum aus. Ein Weg, der für die Donaumoos-Gemeinde zuletzt gut funktioniert hat. 4772 Einwohner zählt der Ort derzeit, „diesem Wachstum müssen wir weiterhin gerecht werden“, gibt Seißler als Ziel aus. Dass er nicht davon ausgeht, noch in dieser Wahlperiode Bürgermeister einer 5000-Einwohner-Kommune zu sein, hängt auch mit der aktuellen Baulandentwicklung zusammen. Bis Ende 2018 werde auf diesem Sektor eher wenig passieren, weiß Seißler. Voraussichtlich in der Wahlperiode ab 2020 dürfte es also mit dem nächsten 1000er-Schritt klappen.

Ehekirchen

Mit möglicherweise bald 4000 Einwohnern knackt Ehekirchen demnächst eine vergleichsweise unwichtige Marke. Denn Änderungen bringt dieser Schritt nicht mit sich. „Ich gehe davon aus, dass wir diesen Stand in den nächsten 18 Monaten erreichen werden“, sagt Bürgermeister Günter Gamisch (FW), dessen Kommune derzeit 3805 Einwohner hat. Ein Muss ist dieses Wachstum in seinen Augen nicht, „wir haben aber auch nichts dagegen“. Der Rathauschef weiß aus Erfahrung, dass die Nachfrage in der Region Ingolstadt hoch ist. Ehekirchen reagiert darauf mit zunächst 51 neuen Wohneinheiten, die Planungen für weitere Parzellen laufen. Und auch bei den Krippenplätzen.

Oberhausen

Kein Wachstum um jeden Preis will auch Oberhausens Bürgermeister Fridolin Gößl (CSU). Dennoch steht seine Kommune dank der Ausweisung zahlreicher Bauplätze in den vergangenen Jahren vor einem großen Schritt: Mit 2993 Bürgern dürfte Oberhausen die 3000-Einwohner-Hürde locker nehmen. „Wir sind tatsächlich auf diesem Weg“, weiß Gößl, der diese Entwicklung neben der Erhöhung der Gemeinderatssitze von 14 auf 16 vor allem aus einem Grund begrüßt: Die politischen Gruppierungen müssen vor der Kommunalwahl nicht mehr die doppelte Anzahl an Kandidaten finden, also bisher 28. Und die Wahlhelfer müssen statt 28 nur noch 16 Stimmen pro Wahlzettel auszählen.

Aresing

3000 Einwohner? „Das könnte klappen“, sagt der Aresinger Bürgermeister Klaus Angermeier, betont aber: „Wir arbeiten nicht mit Gewalt darauf hin.“ Sein Ziel sei vielmehr, die Nachfrage nach Bauland zu befriedigen – das klappt derzeit mit 46 neuen Parzellen im Baugebiet Hänggasse recht gut. Ein großer Teil der Grundstücke sei bereits verkauft. Auch deshalb ist Angermeier zuversichtlich, dass seine Kommune den Sprung von derzeit 2778 Einwohnern auf bald mehr als 3000 in den nächsten Jahren schafft.

Bergheim

Auch die drittkleinste Gemeinde im Landkreis wächst: 2000 Einwohner wird Bergheim bald haben. Da ist sich Bürgermeister Tobias Gensberger absolut sicher. 1910 sind es momentan, „wir werden die 2000 aber bald knacken“. Allein die demnächst anlaufende Bebauung mehrerer Parzellen wird das nötige Wachstum bringen, weiß der Bürgermeister. Die Veränderungen halten sich aber in Grenzen: Die Zahl der Gemeinderatsmitglieder wird sich von zwölf auf 14 erhöhen, außerdem bekommt Bergheim einen weiteren Sitz im Verwaltungsrat der Verwaltungsgemeinschaft Neuburg. Für Gensberger als Vorsitzenden des Gremiums ein Vorteil: „Dadurch haben wir keine Pattsituationen mehr.“