Ingolstadt
Rasantes Instrumenten-Roulette

Die Alpin Drums hauen in der Ingolstädter Eventhalle so richtig rein

20.10.2019 | Stand 23.09.2023, 9:04 Uhr
Milchkannen und Brotzeitbrettl: Die Alpin Drums zeigen die gesamte Bandbreite der Percussion-Kunst: Jörg Regenbogen, Raimund Bierling, Hans Mühlegg und Bodo Matzkeit (von links). −Foto: Knobloch

Ingolstadt (DK) "Der Berg groovt!

" - was für ein schönes Wortspiel für den Titel der neuen Show von Toni Bartls Alpin Drums. Wer den Garmischer schon vom Projekt "Knedl & Kraut" kennt, der weiß, welch detailversessenen Perfektionismus und überbordende Kreativiät der 48-Jährige an den Tag legt. Er ist quasi im positiven Sinne ein Hansdampf in allen musikalischen Bastlergassen und hat die vier Percussionisten und Schlagzeuger der Alpin Drums mit allerlei verrücktem Instrumentarium ausgestattet. Jörg Regenbogen, Raimund Bierling, Hans Mühlegg und Bodo Matzkeit erweisen sich seit der Gründung des Quartetts 2011 als kongeniale Besetzung.

War beim Kleinkunstprogramm "Bairischer Sperrmüll" Toni Bartl noch selbst mit seinem Duo am Start, so ist er bei diesem Projekt nur als Produzent tätig. In der gut gefüllten Ingolstädter Eventhalle haben nun die vier entsandten Musiker von der ersten Minute an das Publikum mitgerissen, doch leider keine so charmante Bindung zu selbigem geschaffen wie ihr Mentor. Tatsächlich waren alle Nummern rasant und unglaublich präzise gespielt, doch es mangelt den Alpin Drums ein wenig an der Kunst, nonverbal Geschichten zu erzählen, wie es ihre Vorbilder von Stomp tatsächlich seit Jahrzehnten auf den Bühnen der Welt eindrucksvoll beweisen. Da hilft es auch nicht, wenn Stomp-Stücke rhythmisch beinahe eins zu eins gecovert und mit anderen Instrumenten interpretiert werden. An einem innigeren Kontakt zum Publikum sollte noch gefeilt werden.

Ansonsten gibt es nichts auszusetzen: Die vierstimmigen Percussion-Nummern, insbesondere die mit Sticks gespielten Drumline-Stücke werden mit perfektem Timing präsentiert, Melodie-Stücke wie "Axel F", "Narcotic", "Tequila" oder "El Condor pasa" sorgen nicht nur optisch mit vielen selbstgebastelten Instrumenten für einen genialen Abend. Neben Sensen mit Schleifstein inklusive dessen Halterung am Gürtel, Kälbertränke-Eimern und Milchkannen haben die Alpin Drums ein umfangreiches Sammelsurium an Alltagsgegenständen am Start. Die Alpin Drums haben es eigentlich nicht nötig, ihre Vorbilder zu kopieren, da sie selbst so cool und kreativ sind wie selten eine Percussion-Gruppe.

Hervorstechend und wirklich einzigartig sind die vier multifunktionellen Alpin-Drums-Kisten, die allerlei Überraschungen wie ausklappbare Sitzgelegenheiten und hochfahrbare Tamborim-Ständer verbergen und auch sonst eine zentrale Rolle spielen. Nach ihrem Paradestück "Blechlawine" mit den Werkzeugkästen deuten die Alpin Drums noch mal eben den "Typewriter" an und mit Spachteln und Zargeskisten gibt es einen finalen Samba.

Nicht zuletzt damit haben sie sich Standing Ovations am Ende der abwechslungsreichen Show verdient!

Sandra-Isabel Knobloch