Ramadama im Retzbachpark

Gaimersheimer macht mit Sammelaktion auf Müllproblem in Naherholungsgebiet aufmerksam

08.03.2018 | Stand 02.12.2020, 16:43 Uhr
Einen kleinen Haufen Abfall, der rund um die Bank trotz Mülleimers in der Nähe des Spielplatzes verteilt lag, hat Thomas Schiering innerhalb weniger Sekunden zusammengetragen. Bereits Anfang Februar sammelte er gemeinsam mit einem Bekannten mehrere Säcke voll mit Müll und zog einen Einkaufswagen aus dem Retzbach. Schiering möchte mit der Aktion auf das große Problem der Verschmutzung des Naherholungsgebiets im Gaimersheimer Retzbachpark hinweisen. −Foto: Stephan, Schiering

Gaimersheim (DK) Im Retzbachpark gibt es ein Müllproblem: Das von der Gemeinde neugestaltete Naherholungsgebiet im Zentrum Gaimersheims ist regelmäßig mit Abfall übersät. Thomas Schiering möchte das so nicht hinnehmen und hat kurzerhand eine Sammelaktion gestartet.

Thomas Schiering kann es kaum fassen, als er auf den Retzbachpark zugeht. Schon von der Straße Steinbruck aus sind viele bunte Tupfer auf dem ganzen Gelände zu erahnen, wo jede Menge Tragetaschen, Zigarettenschachteln und Safttüten auf dem Boden liegen. Wer genauer hinsieht, entdeckt dazwischen unzählige kleine Schnapsflaschen, Plastikbecher und Kronkorken. Im Retzbach schwimmen zwei Enten zwischen einigen Bierflaschen. "Das sieht schon wieder aus wie immer", stellt Schiering fest. "Es ist, als ob wir nie etwas gemacht hätten."

Was den 45-Jährigen so verstimmt: Erst vor knapp fünf Wochen hat er mit einem Bekannten auf eigene Faust eine Sammelaktion gestartet. "Gerade, wenn wir den Opa besuchen, drehen wir auf dem Weg unsere Runden im Park", erzählt der Vater von drei Töchtern. Dabei hat die Familie festgestellt, dass sich der Zustand des Freizeitgeländes - trotz ausreichender Zahl an Mülleimern - zunehmend verschlechtert. "Es ist bedenklich, wie sorglos damit umgegangen wird", ärgert sich Schiering. "Da macht die Gemeinde so etwas Schönes, und dann das." Durch seinen Beruf - Schiering ist als Soldat in der Grundausbildung in Bremen tätig - sei er eher "der praktische Typ", der selbst zupackt. "Deshalb habe ich gesagt, da muss etwas passieren."

An einem kalten Samstag Anfang Februar lief der 45-Jährige mit seinem Bekannten also los, um ehrenamtlich Müll zu sammeln. "Vier Stunden haben wir gebraucht, um den ganzen Bereich zu reinigen", erzählt Schiering. Mehrere Säcke waren am Ende gefüllt, außerdem zogen sie einen Einkaufswagen des nahen Edeka-Markts aus dem Retzbach. "Spannenderweise sind wir oft angesprochen worden", berichtet Schiering, der beileibe nicht als Person auftritt, die unbedingt im Mittelpunkt stehen möchte, sondern der wirklich etwas an ihrer Umwelt liegt. Die meisten Passanten seien positiv überrascht gewesen, dass "sich jemand in seiner Freizeit dazu herablässt, den Park zu säubern".

Trotzdem hat sich offenbar keiner der Passanten angeboten, zu helfen. Es sei ihm sogar zugetragen worden, eine ältere Frau habe während der Arbeiten nur 70 Meter entfernt eine Plastikflasche in den Bach geworfen. Der Soldat ärgert sich über diese Gleichgültigkeit. "Das fängt schon beim Kleinen an", sagt er. Wenn ein Tier auch nur einen Kaugummi verschluckt, könne es daran verenden. "Und wenn man sich als Familienvater ausmalt, was bei den Scherben am Spielplatz passieren kann. . . ."

In der Gemeinde ist das Müllproblem im Retzbachpark bekannt. "Wir wissen, dass dort viel gefeiert wird und die jungen Leute ihre Flaschen einfach liegen lassen", sagt Bürgermeisterin Andrea Mickel. "Es ist schön, dass die Anlage genutzt wird, aber am nächsten Tag laufen spielende Kinder durch den Müll, und dann ist das nicht mehr so schön." Die Mitarbeiter des Bauhofs seien angehalten, den Retzbachpark zu inspizieren, was aber vor allem an Samstagen und Sonntagen schwierig sei. "Wir sind deshalb dabei, jemanden nur für den Park und auch den Marktplatz vor allem für die Wochenenden einzustellen", kündigt Mickel an. Außerdem liege eine Anfrage eines Vereins vor, der eventuell eine Patenschaft übernehmen möchte.

Dieses Zeichen bürgerlichen Engagements dürfte Schiering, der bereits die nächste Säuberungsaktion plant, freuen. "Projekte wie die Aktion Saubere Landschaft sind toll, aber wirken nur temporär", sagt der 45-Jährige. "Da entdeckt jeder einen Tag lang sein schlechtes Gewissen, aber das in den Alltag zu übertragen, das scheint nicht zu klappen." Er hat deshalb vor, neben dem Retzbachpark auch an anderen Orten Müllsammlungen zu starten. "Auch einige Straßen, insbesondere die in Richtung Gymnasium, sind vermüllt", merkt er an. Dort sieht er einen nächsten Schwerpunkt, wenn das Wetter besser wird. Dabei schwingt wohl eine Hoffnung mit: "Wenn man so etwas immer wieder macht, kann man vielleicht weitere Leute mit ins Boot holen."