Raffinerieleiter im Kreuzfeuer

14.02.2007 | Stand 03.12.2020, 7:03 Uhr

Ingolstadt (DK) Einen weiteren Schritt zur Normalität haben die Anlieger der Esso und die Raffinerieleitung bei einer öffentlichen Informationsveranstaltung hinter sich gebracht. Dabei wurde aber heftige Kritik am Landratsamt Eichstätt laut.

Einen Infomarathon absolvierte der Raffinerieleiter Peter Senkbeil am Dienstag. Am Nachmittag hatte er dem Stadtrat Bericht erstattet, am Abend stellte er sich im Oberhaunstädter Sportheim den Fragen der Bürger und des dortigen Bezirksausschusses. Begleitet wurde der Esso-Mann an diesem Tag von einer Reihe Köschinger. Sie waren sowohl ins Ingolstädter Rathaus als auch ins Sportheim gekommen, gierig nach jeder neuen Information über den Zwischenfall vom 11. Dezember. Denn eines wurde nach wenigen Minuten im Saal klar: Die Verunsicherung sitzt auch zwei Monate, nachdem es Schwermetalle auf Kösching und Desching regnete, sehr tief.

Da konnte Senkbeil noch so beteuern, er habe schon eine Viertelstunde nach dem Rohrplatzer die Behörden informiert und es werde so transparent wie möglich gearbeitet. "Wir halten nichts im Dunkel ." Er konnte nicht daran rütteln. Denn was er den Menschen für die Z ukunft anzubieten hat, ist Folgendes: Ein neues Alarmierungskonzept, das sich nicht mehr auf Fax verlässt, sondern auch E-Mail kennt. Außerdem sollen jetzt die entscheidenden Ingolstädter Behörden wie die Berufsfeuerwehr direkt informiert werden. Bisher bekam die Ingolstädter Wehr die Hinweise von der Polizei im Kreis Eichstätt. Eine Hoheitsfrage.

"Wir haben gelernt und analysiert", sagte Senkbeil. " Wir haben es nur einem glücklichen Umstand zu verdanken, dass der Wind aus Süden kam", sagte der BZA-Vorsitzende Michael Kraus, "ansonsten wären wir in Oberhaunstadt dran gewesen. Wir haben ein Recht darauf, sofort informiert zu werden, nur so ist ein normales Miteinander möglich."

"Total versagt" habe bei dem Unfall das Landratsamt Eichstätt, brachte ein B esucher hervor. "Die müssen das in Sekunden weitergeben." Stattdessen wurde in Desching erst um 20 Uhr die Bevölkerung gewarnt. Das Unglück war um 9 Uhr passiert.

Zweieinhalb Stunden stand Senkbeil am Dienstag im Kreuzfeuer. Z ur Unterstützung hatte er einen Medienprofi mitgebracht, der den Abend moderierte. Zeitweise rückte aber auch Michael Rychlik in den Mittelpunkt, Lebensmittchemiker von der TU München. Der Privatdozent untersucht die Proben, die vegetationsbegleitend von den Köschinger Feldern gezogen werden. Stadträtin Petra Volkwein (SPD) wollte wissen, ob der Gutachter von der Staatsanwaltschaft eingeschalten wurde. "Nein, von Esso", war die knappe Antwort. Weiter kam der Mann nicht, denn Volkwein fiel ihm ins Wort: "Dann relativieren sich ihre Aussagen in besonderem Maß."

Soll heißen: Nicht einmal so weit trauen die Betroffenen der Raffinerie, dass sie sich raushält. "Unsere Untersuchungen sind natürlich nicht von einer Firma beeinflusst", antwortete Rychlik schließlich.

Fragen über Fragen hattn die Köschinger. Zum Beispiel: Was beim Unfall genau passiert war. Dazu k onnte Senkbeil wenig sagen. Er darf es nicht, weil die Staatsanwaltschaft ermittelt. Doch in wenigen Tagen soll dafür ein Gutachten sprechen. "Es dauert eben so lange, bis so ein rechtssicheres Gutachten vorliegt", entschuldigte Senkbeil. Es wird nicht das letzte Mal sein, dass er den Unfall öffentlich bedauern wird. Es wird ein Wiedersehen geben. Spätestens im Sommer, denn dann veranstaltet Esso einen Tag der offenen Tür.