Konkurrenzkampf bis zum Schluss

14.02.2007 | Stand 03.12.2020, 7:03 Uhr

Novo Sancti Petri (DK) Während der Vorrunde hat er keine Spielminute verpasst. In 20 Regionalligapartien stand er beim FC Ingolstadt zwischen den Pfosten und hat, wie Torwarttrainer Brano Arsenovic sagt, "überwiegend gute Leistungen" gezeigt. Doch ob Keeper Michael Lutz deshalb beim Auftakt gegen die FK Pirmasens im Tor steht, ist überhaupt nicht sicher. "Völlig offen", meint er selbst, sei der Positionskampf, wovon auch Widersacher Marco Sejna ausgeht: "Trainer Jürgen Press hat gesagt, dass beide Keeper in der Vorbereitung die gleiche Chance haben", sagt er. "Davon gehe ich aus."

Und so weiß derzeit keiner der beiden, ob er am 24. Februar spielt oder auf die Bank muss. Selbst an diesem Samstag, im letzten Testspiel gegen den polnischen Erstligisten Lech Posen, wird es im Trainingslager in Andalusien noch einmal einen Wettbewerb geben. Sowohl Lutz, als auch Sejna werden wieder je 45 Minuten Zeit haben, um auf sich aufmerksam zu machen.

Die unsichere Situation merkt man den beiden freilich kaum an. "Dass man in der Regionalliga immer wieder um seine Position kämpfen muss, gehört einfach zum Geschäft", sagt Lutz. Der 25-Jährige, der zu Bayernligazeiten auch schon mal zu Selbstzweifeln neigte, hat ganz offensichtlich keine Angst vor der neuerlichen Auseinandersetzung. "Ich habe in dem halben Jahr, das ich in der Bayernliga auf der Bank sitzen musste, gelernt, dass ich immer Gas geben muss", erzählt er.

Rechtzeitig zum Saisonbeginn hat er seinen Beruf als Buchbinder aufgegeben, ist nun Profi und hat seitdem unter Asenovic eine enorme sportliche und persönliche Entwicklung durchlaufen. "In den vergangenen sechs Monaten hat ,Lutzi` Riesenschritte nach vorne gemacht", sagt Torwarttrainer Arsenovic. Auf der Linie war er schon immer stark, doch mittlerweile ist er auch im Spielaufbau wesentlich besser geworden. "Und das kommt unserer Taktik mit den schnellen Außenstürmern natürlich entgegen", weiß Arsenovic.

Doch auch Widersacher Sejna, mit fast 35 Jahren rund zehn Jahre älter als Lutz, glaubt an seine Chance. "Er strahlt vielleicht noch etwas mehr Ruhe aus und kann das Spiel durch seine Erfahrung etwas schneller lesen", sagt der Torwarttrainer. Außerdem habe Sejna nach seiner Knie-Operation wieder mächtig Gas gegeben, sei "absolut fit" und dadurch wieder eine echte Alternative geworden.

Und welcher der beiden ist nun im Vorteil? Arsenovic lacht bei dieser Frage, und man ahnt sofort, dass er den Konkurrenzkampf nicht zu früh auflösen will. "Ich habe meine Meinung, aber die werde ich nur dem Cheftrainer sagen", meint er. Ob Lutz aufgrund der passablen Hinserie vielleicht doch einen kleinen Vorteil hat? "Könnte sein", lässt er sich entlocken. Aber entschieden ist noch nichts. "Beide Torhüter haben die Klasse, um gegen Pirmasens zu spielen", sagt Arsenovic.

Trotz des Konkurrenzkampfes pflegen die Keeper unterdessen ein bemerkenswert kollegiales Verhältnis. Beobachtet man die Kontrahenten auf dem Trainingsplatz in Novo Sancti Petri, fällt sogar auf, dass sie sich gegenseitig Tipps geben. "Torhüter sind besondere Typen", sagt Arsenovic dazu, während Lutz diesen Umgang ganz normal findet. "Wenn wir erfolgreich sein wollen, müssen wir auf und neben dem Platz miteinander auskommen. Das gilt ja auch für unser Verhältnis zu den Feldspielern."

Und so kämpfen beide weiter. Um ihre Einsatzchance – und um die Verlängerung ihrer zum Saisonende auslaufenden Verträge. Aber zumindest auf diesem Gebiet gibt es positive Signale. So war am Rande des Trainingslagers zu hören, dass der Verein mit beiden Keepern verlängern will. Hinzukommen wird in der kommenden Saison dann aber noch ein talentierter U23-Keeper. Die Konkurrenz wird also nicht kleiner.