Eichstätt
Räume für Kreativität

Im Keller des Stadtbahnhofs können Bands ab sofort proben - Organisation über Muke e.V. und Juze

08.10.2017 | Stand 02.12.2020, 17:23 Uhr
Die neuen Bandräume im Keller des Stadtbahnhofs wurden am 8. Oktober 2017 offiziell eröffnet. Die Vermietung und Ogranisation läuft über den Muke e.V. und das Haus der Jugend. Poese −Foto: Poese, Katrin, Wettstetten

Eichstätt (EK) Nach langer Wartezeit war es zum Anfang des Jahres so weit: Derzeit acht Eichstätter Bands haben im Gebäude des Stadtbahnhofs endlich Räume, in denen sie proben können. Am Sonntag wurden sie nun offiziell eröffnet. Platz ist ab sofort auch für weitere Projekte.

Neun Jahre hat es gedauert, bis Eichstätter Bands wieder unkompliziert einen Platz zum Proben finden konnten. 2008 mussten die Räume im Haus der Jugend, in denen viele Musikprojekte eine Heimat gefunden hatten, wegen Anwohnerbeschwerden geschlossen werden. Nun kann es wieder losgehen. Schon seit Anfang des Jahres sind zwei der drei Kellerzimmer im Gebäude des Stadtbahnhofs nutzbar. Dort haben sich schon acht Bands einquartiert - über Probezeiten stimmen sie sich untereinander ab. Mit der offiziellen Eröffnung am Sonntag ist nun auch ein dritter Raum offen. Er steht für Bands, aber auch für einzelne Musiker zur Verfügung, die sich dort ausprobieren und vielleicht eine Gruppe gründen wollen (siehe Kasten rechts) .

Warum Üben sein muss, dass erklärte der Musikpädagoge und Musikdidaktiker Jörg Edelmann, Akademischer Oberrat an der KU Eichstätt, den zahlreichen Gästen schlüssig. Er zitierte Wilhelm Busch: "Musik wird oft nicht schön gefunden, weil sie stets mit Geräusch verbunden." Doch, so erklärte Edelmann, führe an den zunächst nicht so angenehmen Tönen des Übens kein Weg vorbei. Wer gut Musik machen wolle, müsse die Bewegungsabläufe trainieren, aber auch das Gehör, die Intonation und die Interpretation. "Oft bedarf es kleiner und kleinster Schritte", sagte er. Er hoffe auf eine tolerante Bevölkerung, "auch wenn vielleicht der ein oder andere Ton eher als Geräusch empfunden wird".

Wie Edelmann erklärte, böten die neuen Übungsräume vielleicht auch Möglichkeiten zur Zusammenarbeit mit seinem Fachbereich an der Universität. Im jetzt ganz neuen Masterstudiengang "Inklusive Musikpädagogik/Community Music" gehe es um Projekte, die Netzwerke herstellen zwischen kulturellen Institutionen, aber auch zwischen Menschen in der Stadt. "Die Überäume dürfen als weiterer Katalysator für lebendige Kultur in Eichstätt gesehen werden", sagte Edelmann.

Das sieht auch Bernd Zengerle, Leiter des Hauses der Jugend Eichstätt (Juze), so. Er hat schon einen Termin mit der neuen Community-Music-Dozentin der Uni ausgemacht, um über mögliche gemeinsame Musik-Projekte zu sprechen. Zunächst aber geht es einmal um das reine Proben. Das wird möglich, weil der Muke e.V., der sich seit 2008 für die junge Musikszene in Eichstätt einsetzt, in Kooperation mit dem Juze die Trägerschaft für die neuen Räume übernommen hat. Zengerle dankte auch der Stadt und der Verwaltung: "Wir haben uns sehr unterstützt gefühlt." Der Juze-Leiter betonte, lebendige Kulturlandschaft habe auch Wirkung auf die Gesellschaft. Das gemeinsame Musizieren fördere soziale Kompetenzen und das strahle auf eine Gemeinschaft aus. "Es kann so etwas wie Kunst entstehen, aber Kultur entsteht immer", sagte er. Mit der Anzahl der Konzerte des Juze und des Muke e.V. im Jahr 2008 (34) und zum Vergleich im Jahr 2016 (5) unterstrich Zengerle seine Hoffnung, dass die Szene nun durch die neuen Proberäume wieder aufblüht.

Positive Impulse für die Kulturlandschaft und die Stadt erhofft sich auch Oberbürgermeister Andreas Steppberger. "Kultur durchdringt unser Leben, macht uns reicher", sagte er. Die Instandsetzung und der Unterhalt der Räume sei eine freiwillige kommunale Aufgabe, aber auch solche müsse man ernst nehmen. Ohne Förderung durch die öffentliche Hand würde die Entfaltungsfreiheit in der Gesellschaft ein Stück weit verkümmern, betonte er.

Tatsächlich hat die Stadt viel Geld in die Hand genommen, um die Räume im Keller des Stadtbahnhofs herzurichten. 41500 Euro waren ursprünglich eingeplant gewesen. Tatsächlich kostete die Sanierung der Bandräume aber allein 63000 Euro. Weil noch teilweise unerwartete Kosten für weitere Maßnahmen am Gebäude und dem Umfeld hinzukamen, ging es schließlich um eine Summe von rund 120000 Euro (wir berichteten) .

NUTZUNG DER BANDRÄUME

Drei Bandräume gibt es im Keller des Stadtbahnhofs. Zwei davon sind mit je vier Bands schon gut ausgelastet. Ein dritter Raum (Foto links) kann ab sofort von Gruppen genutzt werden, die einen Proberaum suchen, oder auch von einzelnen Musikern, die sich erst noch zusammenfinden wollen. Das Equipment wird gestellt.

Die Organisation läuft über das Haus der Jugend (Juze) und den Muke e.V. ab. Interessierte können jeweils für drei Monate das Nutzungsrecht erwerben. Es kostet für die drei Monate einmalig 30 Euro pro Person - darin enthalten sind die Raumnutzung und die Nutzung des Equipments. Bei Fragen und für weitere Informationen kann man sich ans Haus der Jugend oder den Muke e.V. wenden. Beide sind erreichbar über ihre Facebook-Seiten, per E-Mail an vorstand@muke-ev.de oder unter Telefon (08421) 901383 (Juze). | kpo