Pfaffenhofen
Radfahren gegen Depression

Ein Team der Mut-Tour stoppt in Pfaffenhofen

26.07.2016 | Stand 02.12.2020, 19:30 Uhr

Bereit für die Weiterfahrt: Die Mut-Teilnehmer hielten gestern in Pfaffenhofen vor dem Rathaus. - Foto: Küpper

Pfaffenhofen (PK) Alles ist schwarz. Vollkommene Isolation. Es gibt keinen Ausweg. So stellen sich viele Menschen das Innenleben depressiver Personen vor. Zweifelsohne ein Erscheinungsbild der Krankheit, doch hoffnungslos ist die Lage nicht. Um auf diesen Umstand aufmerksam zu machen, findet alle zwei Jahre die Mut-Tour statt. Gestern haben fünf Radler einen Stopp in Pfaffenhofen eingelegt. Insgesamt fahren 52 erkrankte oder inzwischen wieder gesunde Personen rund 7300 Kilometer auf Fahrrädern für die Entstigmatisierung von Depression.

2012 hat Sebastian Burger die Initiative ins Leben gerufen. Grund: Einige seiner Freunde sind von der Krankheit betroffen und ihm fiel auf: Depression ist ein Tabuthema. Um Vorurteile zu bekämpfen, schwangen er und 82 weitere Mitstreiter sich aufs Rad und fuhren quer durch die Republik. Sie fanden Anhang. In den vergangenen Jahren hat das Projekt an Bekanntheit gewonnen. "Oft höre ich ,Ah ja, ein cooles Projekt', wenn ich erzähle, dass ich bei Mut mitmache", erzählt Max, dreimaliger Teilnehmer der Mut-Tour.

Die Fahrt hilft den Teilnehmern und sorgt für Verständnis. Besonders das Zusammenleben von erkrankten und gesunden Menschen ist für viele ein Ansporn. "Es macht einfach so Spaß. Du bewegst dich in der Natur und bist in einer Gemeinschaft. Aber das ist ja nicht nur für depressive Personen wichtig. Das tut allen gut", erzählt Christine, ehemals Erkrankte. "Mut hat mir wahnsinnig geholfen. Ich hatte schon einige Phasen, in denen ich mich komplett von der Außenwelt isoliert fühlte." Sie ist durch einen Zeitungsartikel auf die Aktion gestoßen, hat diese als Chance gesehen und wurde nicht enttäuscht. Dabei betont sie, dass das Projekt nicht als Therapie wirkt, sondern einfach einen anderen Lebensansatz zeigt. "Menschen müssen verstehen, dass du einem nicht ansehen kannst, ob er depressiv ist. Er kann sich ganz normal verhalten und trotzdem an der Krankheit leiden." Da das Thema oft totgeschwiegen werde, fehle Betroffenen oft das Vertrauen, offen darüber zu reden.

Doch wie läuft die Fahrt ab? Dieses Jahr fing die Tour am 4. Juni in Heidelberg an. Die Strecke ist in zwei Routen unterteilt und als Staffellauf aufgebaut. Normalerweise sind sechs Männer und Frauen in einer Mannschaft. Das Team um Max und Christine ist vergangenen Freitag in Kempten gestartet. Dann führte ihre Tour in Etappen über Starnberg und München bis nach Regensburg. Für die Strecke brauchen sie neun Tage, das heißt, sie fahren im Schnitt 60 Kilometer am Tag. Auch nach ihrer Pause in Pfaffenhofen geht es noch zehn Kilometer weiter nach Hohenwart. "Klar ist das manchmal anstrengend, aber du gleichst dich durch das Tandem aus." erklärt Max. Geschlafen wird in Zelten, meist in Gärten anderer Menschen. Sie werden offenherzig aufgenommen, sagen sie. Am 3. September ist der letzte Tag. Zielort: Bremen. Hier treffen sich alle Teilnehmer und feiern zusammen ihren Erfolg.

Am Donnerstag kommen die Mut-Teilnehmer voraussichtlich um 11 Uhr in Vohburg am Rathaus an.