Premiere: Erste Hochzeit im Privatschloss

02.02.2010 | Stand 03.12.2020, 4:17 Uhr

Als erstes Brautpaar im Schloss Hofstetten traute Bürgermeister Andreas Dirr Andreas Böhm und Nadja Grimm. - Foto: oh

Eichstätt/Hofstetten (EK) In der knapp 900-jährigen Geschichte von Schloss Hofstetten bei Eichstätt hat jetzt ein völlig neues Kapitel begonnen: als Standesamt. Hitzhofens Bürgermeister Andreas Dirr traute im feierlichen Rahmen als erstes Brautpaar Andreas Böhm und Nadja Grimm.

Mit geladen zu dieser "Premiere" waren auch die drei anderen Standesbeamten, die künftig in der zwischen Rittersaal und Erkerzimmer gelegenen Bibliothek des Hofstetter Schlosses Trauungen vollziehen werden: Reinhard Beringer, Ursula Haas und Roland Sammüller. Vier weitere Schloss-Hochzeiten sind bereits terminiert.

Die Initiative zum Standesamt im privaten Schloss der Familie Leuschner ging von der Gemeinde Hitzhofen aus. Vor wenigen Wochen beschloss dann der Gemeinderat einstimmig eine sogenannte Widmung, die Trauungen in dem historischen Baudenkmal erlaubt. Erleichtert hat diese Zeremonien außerhalb der Rathäuser das vor einem Jahr in Kraft getretene neue Personenstandsgesetz. Danach sind Trauungen sogar im Freien möglich.

In Hofstetten wäre dies im romantischen Innenhof mit den beiden freigelegten Arkaden oder auf der Terrasse, die sich um das ganze Schloss zieht. Dazu Jürgen Kolb von der Standesamts-Aufsicht am Landratsamt Eichstätt: "Allerdings muss bei Trauungen unter freiem Himmel eine überdachte Ausweichmöglichkeit vorhanden sein." Zwar kann sich ab sofort jedermann aus ganz Deutschland im Schloss Hofstetten trauen lassen, aber nur von den Standesbeamten der Gemeinde Hitzhofen-Hofstetten.

Die erste Heirat im einstigen Palas der Hofstetter Burg nun war nicht ohne Symbolik. Denn Bräutigam Andreas Böhm wuchs im Nachbarschloss Inching auf, das sein Urgroßvater, der spätere Münchner Ministerialrat Heinrich Ullmann 1919 gekauft hatte. Der Denkmalpfleger, Architekt, Maler und Fotograf Ullmann wiederum gilt als "geistiger Vater" des Jurahaus-Vereins, der vor 25 Jahren im Hofstetter Schloss gegründet wurde. Mit dabei war damals auch Robert Böhm, der Vater des Bräutigams.

Aber auch das Brautpaar selbst setzt die Jurahaus-Tradition der Familie fort: im renovierten Veithof in Ochsenhart bei Pappenheim. Dort betreiben die Böhms eine ins Naturpark-Altmühltal-Konzept integrierte Reitstation. Wanderreiter können in den historischen Räumen des 1885 errichteten Jura-Anwesens übernachten und ihre Pferde einstellen. Andreas Böhm ist Mitglied der Werksleitung bei Osram in Eichstätt, Nadja Grimm eine gelernte Handbuchbinderin mit künstlerischen Ambitionen.

Um einen würdevollen Rahmen zu schaffen, erwarben die Hausherren Helga und Peter Leuschner im Antiquitätenhandel das passende Standesamts-Mobiliar. Denn im einst fürstbischöflichen Jagdschloss Hofstetten hatte sich kein einziges originales Möbelstück erhalten. Für den Standesbeamten steht ein repräsentativer Historismus-Lehnstuhl mit reichen Schnitzereien und Gobelin-Bespannung zur Verfügung, der Tisch dazu stammt aus der Zeit um 1700 und das Brautpaar sitzt auf flämischen, mit venezianischer Seide bezogenen Barock-Stühlen und Intarsien unter anderem aus Elfenbein.

Angeboten werden in den Wintermonaten auch Candle-Light-Trauungen bei Kerzenlicht. Und wer mag, kann beispielsweise für einen anschließenden Sekt-Empfang den Rittersaal oder das Erkerzimmer dazumieten. Anfragen unter Telefon (0 84 06) 17 70. Für Trau-Termine ist die Gemeinde Hitzhofen (0 84 58) 3 98 70 zuständig.