Eichstätt
Praxisklasse steuert auf zehnjähriges Bestehen zu

28.07.2010 | Stand 03.12.2020, 3:49 Uhr

Zwei Praxisklassenschüler arbeiten im praktischen Unterricht am Bildungszentrum Ingolstadt an einer Schalung. Die beiden entschieden sich bei diesem vertieften zweiten Werkstattpraktikum für den Beruf Maurer. - Foto: zba

Eichstätt (zba) Mit dem Ende des Schuljahres ziehen die Verantwortlichen der Praxisklasse im Schulamtsbezirk Eichstätt, die an der Hauptschule Schottenau seit nunmehr neun Jahren eingerichtet ist, eine durchwegs positive Bilanz. Die Praxisklasse, die für alle Schüler aus dem Landkreis Eichstätt eine Perspektive in Sachen Berufsorientierung und Ausbildungsplatzvermittlung darstellt, zeige erneut, dass auch Schüler, die in der Hauptschule Probleme haben, eine realistische Chance auf eine Lehrstelle haben.

Zumindest aber biete diese Klasse ihren Schülern eine andere Sichtweise auf Schule und das, was danach kommt. Aus diesem Grund ist auch der Zulauf für diese Förderklasse der Hauptschule sehr groß. Mussten vor Jahren Eltern und Schülern noch überzeugt, ja fast schon überredet werden, habe sich dies durch die pädagogischen Erfolge der letzten Jahre total verändert. Auch im kommenden Schuljahr wird es an der Hauptschule Schottenau wieder eine Praxisklasse, bestehend aus 16 Schülern geben, die Plätze sind längst vergeben.
 

Die Praxisklasse, die aus Mitteln der Europäischen Union kofinanziert wird, bietet dabei neben berufsvorbereitenden Lehrgängen, wie zum Beispiel am Bildungszentrum Ingolstadt, einer Einrichtung der Handwerkskammer Oberbayern, vor allem die Möglichkeit, sich in Praktika in verschiedenen Betrieben zu beweisen. Dies erweist sich oft genug als entscheidend bei der Suche nach einer Lehrstelle. So wurden auch heuer wieder alle Lehrstellen nach einem erfolgreichen Praktikum vermittelt. Der Vorteil, den vor allem auch die Betriebe sehen, liege im persönlichen Kontakt mit dem Lehrstellenbewerber, der sich sozusagen nicht nur anonym durch eine Bewerbung empfehlen kann. Zeugnis und Schulabschluss seien zwar auch nicht unwichtig, doch der persönliche Kontakt sei bei der Bewerbung maßgebend, so die Erfahrung von Klassenleiter Klaus Sterner und der Jugendarbeiterin an der Schule, Marion Botello.

In diesem Schuljahr beenden fünf Schülerinnen und elf Schüler die Praxisklasse, und fast alle haben einen Lehrvertrag in der Tasche oder besuchen nun verschiedene Fachschulen. Wie Klassenleiter Klaus Sterner betont, liegt es In erster Linie am Schüler, was er aus seiner Situation macht. Die Betriebe seien absolut interessiert an den Praxisklassenschülern, da für sie auch die menschliche Eignung neben den berufsspezifischen Fertigkeiten eines Bewerbers entscheidend sei.

Die schulischen Probleme, die während der Ausbildung auf die Schüler zukommen können, ließen die Ausbilder natürlich zum Teil zögern, allerdings stünden hier ebenfalls Hilfen zur Verfügung. Hilfen während des Schuljahres und darüber hinaus bietet nicht nur der Klassenlehrer, sondern auch die Jugendarbeiterin an der Schule, Marion Botello, die die zweite Säule des Praxisklassenteams bildet. "Ohne diese sozialpädagogische Unterstützung wäre die Praxisklasse nicht das, was sie heute ist", so Sterner.

Was wohl noch einen wesentlichen Unterschied zu anderen Klassen darstelle, sind gemeinsame Unternehmungen der Schüler auch außerhalb des Klassenzimmers. Diese praktischen Inhalte kämen den meisten Schülern sehr entgegen. Viele Schüler zeigten beim Arbeiten Stärken, die man nicht vermutet hätte, würde man sie nur vom Unterricht her beurteilen. So waren beispielsweise in diesem Schuljahr Schüler mit Konzentrationsstörungen und zunächst mangelnder schulischer Einstellung beim praktischen Arbeiten "wie ausgewechselt".