Neuburg
Potpourri aus Wortwitz und Spitzen

24. "Kontraste"-Lesung mit Waltraud Götz, Sissy Schafferhans und Jürgen Zapf begeistert das Publikum

22.11.2018 | Stand 02.12.2020, 15:11 Uhr
Musikalisch-literarischer Abend: Die Band Cloud Seven unterhielt die Besucher der "Kontraste"-Lesung, bei der auch Jürgen Zapf (vorne rechts) auftrat. −Foto: Hammerl

Neuburg (ahl) Ernste Gedanken mit gelegentlichem Augenzwinkern, wenn es um seine Schüler ging, von Jürgen Zapf, Selbstironisch-Heiteres bei Sissy Schafferhans und Waltraud Götz mit heiterer Lyrik - drei Autoren haben die 24. "Kontraste"-Lesung in Neuburg gestaltet. Beim Publikum kam das sehr gut an.

Die Besucher ließen sich gerne von der fünfköpfigen Band Cloud Seven mit Rudi Kerl, Sylvia Ebert, Eva Biolek, Werner Mischka und Ludwig Klingenbeck mit mal swingenden, mal jazzigen Melodien verzaubern. Früher galten sie als "Begleitband von Waltraud Götz", wie Kerl voller Selbstironie und auch Selbstmitleid erzählte. Was die Maxweilerin später charmant zurückgab: "Früher waren sie froh, bei mir spielen zu dürfen - heute bin ich froh, bei ihnen lesen zu dürfen."

Zapf überraschte seine Zuhörer mit der Auftaktfrage: "Wer von Ihnen hat zu Hause einen Papagei?" Die seien tolle Tiere, denen man Wörter beibringen könne, die sie später wieder ausspuckten - manchmal zum unmöglichsten Zeitpunkt. Was von ihren digitalen Nachfolgern Alexa und Siri weniger zu befürchten sei. Deren Prototypen, der nicht nur ein Weihnachtslied spielen oder das Thermostat der Heizung raufregeln könne, sondern auch das Bett vorwärme und die Telefonnummer seiner Lieblingsschwiegermutter auswendig wählen könne, habe übrigens seine Frau erfunden. Vor 30 Jahren. Unschwer zu erraten: Der Prototyp ist er selbst. Seinen Beichtgang vor Ostern bezeichnete der Diakon, der als Gemeindeentwickler tätig ist, als "elterliches Konfliktvermeidungsprogramm", gab praxisnahe Einblicke in die Pausen- und Unterrichtswelt der Mittelschulen, wo sich der Religionslehrer mit Skigymnastik als Sozialprogramm oder Armdrücken Respekt verschafft. Oder wo er die Ankündigung einer Schülerin, zum Hinduismus überzutreten oder den Gottesdienst einer Freikirche besuchen zu wollen, mit dem Vorschlag kommentiert, sie könne ja darüber ein Referat halten.

Sissy Schafferhans begann mit feinen Nadelstichen gegen Männer, verkündete, Frauen hätten "keinen Wettbewerbstrieb" und würden Fehler zugeben, "wenn sie welche hätten". Urkomisch ihre Erlebnisse in Bad Abbach, wo sie Lachanfälle im Röntgenzimmer auslöste, als sie sich auf die falsche Seite drehte. Was eigentlich nur ein Beweis für die Rückständigkeit der niederbayerischen Klinik sei, denn in Norwegen, wo sie schon mal aufs Knie gefallen war, drehte sich der Röntgenapparat um Sissy herum - "nicht so in Bad Abbach". Die Pfleger verschreckte sie mit ihren Sprüchen, als drei Mann nicht ausreichten, um das EKG zum Laufen zu bringen, den jüngsten, ihren besonderen Liebling, befreite sie von seiner Homophobie und schloss mit einem kämpferischen Aufruf für mehr soziale Gerechtigkeit. Nun weiß Bandleader Kerl, was EKG heißt: "Elisabeths Knie-Gelenk".

Dass Bayern, Österreicher und Südtiroler Hochdeutsch sprechen, erklärte Waltraud Götz in ihrem sprachlichen Bildungsangebot, schließlich lebten sie in höheren Lagen, während der Ostfriese Niederdeutsch spreche. Und Politiker? "Die reden so und handeln anders", meinte Götz und schob die Politik beiseite, denn "es nützt sowieso nichts". Sprach's und griff zu ihrem im Frühjahr erschienenen Buch "Eigentlich und sowieso", aus dem sie etliche Gedichte vortrug, ehe sie eine Kostprobe aus dem neuen Weihnachtsbuch "Lebkucha und Krippenspui" zum Besten gab. Dem folgte als krönender Höhepunkt ein von ihr und Schafferhans gelesener Sketch über die Nöte beim Geschenkekauf.