Ingolstadt
Ponyreiten bleibt auf den Ingolstädter Volksfesten

Veranstaltungsausschuss stimmt nach vielschichtiger Diskussion gegen Verbot - und wird die Anlage unangekündigt besuchen

29.01.2020 | Stand 23.09.2023, 10:15 Uhr |
Wie in den vergangenen Jahren können die Betreiber des Ponyreitens zu den Ingolstädter Volksfesten kommen und die fast ausschließlich jungen Besucher den Rücken der Tiere erklimmen. − Foto: DK-Archiv

Ingolstadt - Ein großer Seufzer der Erleichterung war gestern am frühen Abend auf den Zuhörerbänken im großen Sitzungssaal des Neuen Rathauses zu vernehmen.

Dort saß die Familie Kaiser und hatte mit Schaustellerkollege Robby Eckl die genauso intensive wie vielschichtige und rund einstündige Diskussion verfolgt. An deren Ende stimmten die Stadträte im Veranstaltungsausschuss doch recht eindeutig (9:4) dafür, dass auf den Ingolstädter Volksfesten eine Ponyreitattraktion weiter möglich sein sollte. Damit lehnten sie umgekehrt wiederum den Antrag der UDI ab, der - wie im Vorfeld der Sitzung berichtet - auf ein Verbot abzielte.

Das wird es also nicht geben; wenn alles in den rechtlich vorgegeben Bahnen läuft. Denn so eindeutig wie das Ergebnis es vielleicht aussagen mag, lief die Willensbildung der Stadträte dann doch nicht ab. Denn man diskutierte auf recht unterschiedlichen Ebenen. Wie Fraktionschefin Dorothea Soffner von den UDI erklärte, wolle sie gerade nicht über den konkreten Einzelfall und den konkreten Aussteller sprechen. Vielmehr gehe es ihr um eine Grundsatzentscheidung. Die sollte lauten: "Wollen wir lebendige Tiere als Fahrgeschäft? " Für sie ganz klar: nein!

Das Bewusstsein der Gesellschaft wandele sich immer weiter, befand auch Christian Höbusch von den Grünen. Diese Entwicklungen könne man auch nicht ignorieren. "Wir sind in einer Zeit des Wandels. " Und da gehöre der Umgang mit Tiere eindeutig dazu. Der Ingolstädter Tierschutzverein habe sich einstimmig für ein Verbot ausgesprochen, kündigte dessen Vorsitzender Karl Ettinger an, der für die FDP im Veranstaltungsausschuss sitzt. "Wir senken den Daumen. "

Niemand wolle hier aber irgendwelche Existenzen vernichten, betonte Christian Höbusch ausdrücklich. Das werde der angestoßenen (Grundsatz-) Diskussion auch überhaupt nicht gerecht. Alles könne im Fall der Fälle mit Übergangsfristen geregelt werden.

Bekanntlich werden die Debatten auf kaum einem Feld derart emotional geführt wie bei Tieren. "Vermint", nannte es sogar Kulturreferent Gabriel Engert gestern, der von einer "schwierigen Diskussion" und "vorsichtigem Argumentieren" sprach. Klar sei aber, dass es hier im Unterschied zu der Zirkusdiskussion vor zwei Jahren nicht um Wildtiere, sondern Nutztiere gehe. "Darf der Mensch Tiere nutzen? " Für Engert in vielerlei Hinsicht ein klares Ja. Sonst müsse man sich auch um die Haltung von Hunden Gedanken machen. Allerdings müsse bei Nutztieren natürlich die Behandlung korrekt sein - womit die Ponyreitfrage wieder beim Einzelfall angelangt war, den auch die Mehrheit der Stadträte gestern in den Mittelpunkt rückte. Wie läuft es in Ingolstadt mit dem Angebot? "Seit ich in Ingolstadt bin", so sagte Umweltreferent Rupert Ebner, in dessen Zuständigkeitsbereich die amtlichen Kontrolleure vom Veterinäramt fallen, "gab es keinerlei Beanstandungen. " Im Gegenteil, bei der Reitbahn auf den Volksfesten seien die Pferde bisher "ausgesprochen gepflegt" gewesen - womit nun komplett der Einzelfall im Vordergrund stand: Und zwar die Familie Kaiser, die seit Jahren mit ihren Tieren nach Ingolstadt kommt. "Mit den Ponys geschieht in der Reitbahn nichts, was man ihnen nicht mit gutem Gewissen zumuten kann", fasste Ebner, der selbst Veterinär mit langjähriger Berufserfahrung ist, zusammen.

Wie es bei den Kaisers konkret läuft, berichtete Tobias Klein, der Geschäftsführer der städtischen Veranstaltungs-GmbH, die auch mit den Volksfesten betraut ist. Man habe sich "intensiv damit beschäftigt". So seien die Kaisers auf sechs Volksfesten im Jahr, die Tiere hätten also 60 bis 65 Veranstaltungstage. Heruntergebrochen bräuchte es dafür nach gesetzlichen Vorgaben (unter anderem spätestens nach vier Stunden umsatteln und Pause) 14 Tiere. Bei den Kaisers seien es 30 Ponys, die auch nur je zur Hälfte eingesetzt würden, also drei Feste machen. Am Stammsitz in Meitingen gebe es große Koppeln und Stallungen. "Wie ein ordentlicher Betrieb mit seinen Pferden umgehen sollte", schloss Klein. In Ingolstadt gebe es dazu auf den Volksfesten bessere Bedingungen als anderswo durch einen großen Auslauf hinter dem Festplatz.

Die Situation will und wird sich der Veranstaltungsausschuss - wie er auch immer nach der Wahl zusammengesetzt sein wird - beim nächsten Pfingstvolksfest intensiv (mit Veterinäramt) bei einem unangekündigten Besuch ansehen. Denn ein Verbot sei zwar für heute vom Tisch, die Diskussion komme aber vielleicht in den nächsten Jahren wieder.

Eines sei dabei aber völlig klar, so Klaus Mittermaier (SPD) im Namen aller Stadträte. "Wenn es auch nur einen Hinweis auf Tierquälerei gibt, dann fliegt der Betrieb für immer von unserem Fest. " Das gelte aber auch für andere Schausteller, die sich nicht an die rechtlichen Vorgaben hielten.

DK

Christian Rehberger

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