Neuburg
Polizei mit Klowasser bespuckt

03.07.2018 | Stand 02.12.2020, 16:08 Uhr
Symbolbild Gericht −Foto: Sebastian Schanz

Neuburg (krk) So etwas wollte er nicht machen, er könne sich einfach an nichts mehr erinnern und sei irgendwann in der Zelle aufgewacht.

Das war die Antwort eines jungen Manns auf die Frage von Jugendrichter Gerhard Ebner, wie all das passiert ist. Wegen Widerstands gegen Vollstreckungsbeamte musste sich der 20-Jährige gestern am Neuburger Amtsgericht verantworten.

Laut Anklage soll es an Weiberfasching vor einer Bar in Neuburg zu einer Auseinandersetzung zwischen dem Beschuldigten und dem Türsteher gekommen sein. Er soll dem angetrunkenen 20-Jährigen den Eintritt verwehrt haben, woraufhin der junge Mann auf ihn eingeschlagen und ihn beleidigt habe. Als die Polizei hinzukam, eskalierte die Situation. Der Angeklagte wehrte sich so sehr gegen die Beamten, dass sie ihn mit geballter Kraft bändigen mussten. "Wir haben ihn zu fünft oder zu sechst auf den Boden gedrückt", sagte einer der Polizisten. Während die Beamten versuchten, den jungen Mann unter Kontrolle zu bringen, habe er weiter um sich geschlagen, die Einsatzkräfte bespuckt, geschlagen und sie "massiv unter der Gürtellinie" beleidigt.

Nach Angaben der Polizisten waren mehrere Beamte nötig, um den jungen Mann zu bändigen und in die Zelle zu bringen. Als die Türen dann geschlossen waren, habe der 20-Jährige weiter randaliert und getobt. "Mit Händen und Fäusten hat er gegen Tür und Wände gehämmert", berichtete ein Beamter. Als seine Kollegen nachschauen wollten, ob alles in Ordnung sei, habe er Wasser aus der Toilette in den Mund genommen und ihnen ins Gesicht gespuckt. "Erst als eine Ärztin zur Untersuchung in die Zelle kam, war er auf einmal ganz handzahm", sagte der Polizist.

Ein Verhalten, das sich Jugendgerichtshelfer Hans Wörl nicht erklären kann. "Ich habe ihn in unserem Gespräch als zugänglichen Zeitgenossen kennengelernt", berichtete er. Auch wenn er bereits wegen Drogenbesitzes sowie Fahrens ohne Führerschein zu einem Jugendarrest verurteilt wurde, "passt dieses aggressive Verhalten eigentlich gar nicht zu ihm". Als mögliche Ursache sieht Wörl mehrere abgebrochene Ausbildungen des bereits vorbestraften Mannes. Hinzu kämen Depressionen, die der 20-Jährige am Ende eingestand - ein Grund, warum er vermehrt Alkohol getrunken und sich anschließend in eine Therapie begeben habe. Man muss ihm laut Wörl anrechnen, dass er seine eigenen Aussetzer vor Gericht zugab.

Für Staatsanwalt Gerhard Reicherl ist die Situation klar: "Das, was du getan hast, ist außerhalb jeglicher Akzeptanz und keine Bagatelle", sagte er. Auch wenn er dem 20-Jährigen zugutehält, dass er sich sowohl schriftlich bei Richter Ebner als auch persönlich bei den Polizisten entschuldigt hatte. Sein Verteidiger Jörg Gragert sieht zwar auch ein, dass eine solche Tat bestraft gehöre, der 20-Jährige sich aber entschuldigt habe. Das Urteil soll am 17. Juli fallen.