Riedenburg
Politiker für einen Tag

Riedenburger Realschüler lernen mit einem Planspiel das Geschehen im Bayerischen Landtag kennen

15.04.2013 | Stand 03.12.2020, 0:16 Uhr

Expertenrunde: Die Landtagsabgeordneten Martin Neumeyer (von links), Andreas Fischer und Johanna Werner-Muggendorfer haben den Mädchen und Buben der Johann-Simon-Mayr-Schule in Riedenburg den politischen Alltag im Bayerischen Landtag vorgestellt. - Foto: Rieger

Riedenburg (DK) Ein Tag im Leben eines Politikers: Welche Aufgaben und Herausforderungen ein solches Amt mit sich bringt, haben rund 40 Mädchen und Buben der Johann-Simon-Mayr-Realschule in Riedenburg gestern kennengelernt.

Die acht Jugendlichen sind sich einig: Sie werden mit ihrer Fraktion für den Gesetzesentwurf stimmen. Ein paar Bedenken haben sie zwar – den Weg zu einer Einigung wollen sie aber nicht versperren. Zu wichtig ist es ihnen, dass es klappt mit den neuen Bestimmungen. Ein paar Kompromisse müsse man in der Politik eben hinnehmen, das haben sie bereits gelernt.

Einen ganzen Vormittag haben die Realschüler Zeit, beim Planspiel „Der Landtag sind wir“ den Alltag eines Politikers kennen zu lernen. Lehrerin Christine Gschwendtner hat den Aktionstag organisiert – und mit dem Verlauf ist sie zufrieden: „Die Schüler sollen eine Ahnung davon bekommen, wie Politik funktioniert.“ Dass das manchmal gar nicht so leicht ist, wird den Mädchen und Buben schnell klar.

Unterteilt in Fraktionen befassen sie sich mit dem Thema „Jugendliche und Alkohol“. Über Diskussionen in den Ausschüssen sowie innerhalb der Fraktion setzen sich die jungen Leute unter anderem mit der Frage auseinander, ob die Sperrstunde zu spät angesetzt ist. Das Ziel ist klar: Am Ende sollen die Nachwuchspolitiker über einen Entwurf zu einer Gesetzesänderung abstimmen. Also setzen sich am Ende alle wieder zusammen – aber natürlich nicht irgendwie. Die Plätze sind, genau wie im Landtag, nach Fraktionen aufgeteilt. Und siehe da: Ein paar Stunden haben gereicht, und aus den Realschülern sind tatsächlich junge Politiker geworden. Seitenhiebe der SPD in Richtung CSU dürfen da natürlich nicht fehlen.

„Das habt ihr toll gemacht“, lobt Andreas Fischer (FDP), der gemeinsam mit seinen Landtagskollegen, Johanna Werner-Muggendorfer (SPD) und Martin Neumeyer (CSU), gekommen ist. Und da bei den Schülern trotz einiger Stunden in der Rolle eines Politikers natürlich noch viele Fragen bleiben, stehen die Abgeordneten bereitwillig Rede und Antwort. Wie sie denn auf die Idee gekommen sind, Politiker zu werden, wollen die jungen Leute wissen. Werner-Muggendorfer muss da nicht lange überlegen. Schon als Kind habe sie von ihren Eltern vor allem eine Sache gelernt: „Es muss gerecht zugehen.“ Lange habe es dann aber nicht gedauert, bis sie zum ersten Mal mit einer Ungerechtigkeit zu kämpfen hatte. „Ich war eigentlich nicht schlecht in der Schule. Aber für das Gymnasium hat das Geld nicht gereicht“, erzählt sie. Der Weg, irgendwann auf politischer Ebene gegen solche Situationen anzukämpfen, war vorgezeichnet. Reichtum sei kein Antrieb für ein politisches Amt, sagt Fischer. „Für mich ist es das Wichtigste, dass ich sagen kann: Ich engagiere mich für Menschen.“

Auch zu politischen Themen haben die jungen Leute Fragen. Ob ein Verbot der NPD sinnvoll wäre, will ein Schüler wissen. Eine schwierige Frage, da sind sich die Abgeordneten einig. „Das Gedankengut kann man nicht mit dem Namen NPD verbieten“, sagt Neumeyer. Eine solche Gruppierung als Partei finanziell zu unterstützen, können aber auch nicht der richtige Weg sein, so Werner-Muggendorfers Meinung.

„Der entscheidende Schritt ist aber eine umfassende politische Bildung“, da sind sich die drei Abgeordneten einig. Und eine Veranstaltung wie das Planspiel in der Riedenburger Realschule sei dafür das beste Beispiel.