Plitsch, platsch, holper, stolper!

"Auf Pantherjagd": Das neue Format des Jungen Theaters Ingolstadt richtet sich an Familien und wird auch in den Ferien angeboten

23.07.2020 | Stand 23.09.2023, 13:06 Uhr
  −Foto: Witzke

Ingolstadt - Heute geht es auf Pantherjagd!

Und dazu brauchen wir kein Gewehr, sondern nur gute Laune, Fantasie und - wegen der Hitze - ausreichend Getränke. Die "Pantherjagd" ist ein neues, kostenloses Format des Jungen Theaters Ingolstadt für Familien, das auch während der Sommerferien angeboten wird. Ausgedacht haben es sich die Regieassistentin Johanna Landsberg und die FSJ-lerin Anna Reichl während des Corona-Lockdowns. "Uns ist aufgefallen, dass es während des Lockdowns zwar Angebote für Kinder gab, aber eben nur digitale. Wir haben etwas gesucht, das man draußen in der Natur machen konnte - ohne großen Aufwand und trotz gesperrter Spielplätze", erklärt Johanna Landsberg.

Irgendwann fiel ihr das Buch "Wir gehen auf Bärenjagd" ein. "Eins meiner Lieblingskinderbücher. Meine Mama kann es heute noch auswendig mitsprechen, so oft musste sie es vorlesen. " Kein Wunder: Längst zählt das Werk des britischen Kinderbuchautors Michael Rosen zu den Klassikern im Kinderzimmerregal. Ein Vater, drei Kinder und ein Hund wandern los - "mitten rein": in den kalten Fluss, den dunklen Wald, den glitschigen Schlamm, den wirbeligen Schneesturm. Denn wer einen Bären fangen will, der muss eine Menge aufregender Abenteuer bestehen. Der Text wiederholt sich: "Drüber können wir nicht, drunter können wir nicht. Oh nein! Wir müssen mitten rein! "

Weil der Panther Wappentier und Maskottchen des Jungen Theaters Ingolstadt ist, geht es natürlich nicht auf Bären-, sondern auf Pantherjagd. Johanna Landsberg und Anna Reichl sind erst mal viel spazieren gegangen, haben sich eine Route überlegt, auf die der Panther durch die Stadt streift. Sie haben Karten gezeichnet, gereimt und sich kleine Aufgaben überlegt. Sie haben Holzbriefkästen aufgestellt und darin Kuverts mit Hinweisen gestapelt. Sie haben Pantherspuren hinterlassen: an Brückegeländern, Straßenlaternen und Bäumen.

Also los: Start ist am Stadttheater, wo man sich das erste Kuvert mit der Spielanleitung aus dem Briefkasten holt. Die Pantherspuren weisen Richtung Tränktorstraße. Von dort geht es weiter über die Brücke Richtung Luitpoldpark. "Da sind die Tatzen! " Die Kinder (6, 9, 10) sind voll bei der Sache. Wer entdeckt die Spuren zuerst? Dort. Der Briefkasten. "Huhu! Ein Wald! ", heißt es auf dem nächsten Zettel. Und nach einem Slalom um die Bäume und einem Balance-Akt auf den Stämmen landet man am "nassen, kalten Fluss". Gefährlich ist es hier, denn hier lauern Krokodile, denen nur entkommen kann, wer über die Spielgeräte klettert, ohne den Boden zu berühren. Doch wie geht es weiter? Nirgends sind Pantherspuren zu sichten. Drei verschiedene Routen - in durchaus reizvoller Natur - werden probiert. Mit jeder werden die kleinen Jäger missmutiger. Kein Briefkasten weit und breit. Es ist heiß. Es gibt erste Verletzte. Abbruch. Rückzug. Eisdiele.

Johanna Landsberg und Anna Reichl kennen das Problem: "Leider müssen wir damit leben, dass es Leute gibt, die die Pantherspuren einfach abreißen - oder die Markierungen verdrehen, so dass die Spuren in die falsche Richtung zeigen", sagt Johanna Landsberg. "Wir müssen den Parcours relativ häufig abgehen, um zu überprüfen, ob alle Umschläge und Spuren noch da sind. "

Wäre die Jagdgesellschaft dem geradesten Weg vom Spielplatz weg nur noch ein bisschen weiter gefolgt, hätte man den nächsten Briefkasten an der Kreuzung entdecken können - und wäre auf dem Barfußpfad ("matschiger Schlamm") weitergewandert. Übers Grasland wäre man schließlich bei der "Pantherhöhle" gelandet, dem Pegelhäuschen am Donauufer, in dem Teile des Panthers (eine Pfote, der Schwanz und die Ohren) im Gebüsch zu erahnen sind. Hier gibt es das letzte Teil der Karte. Zu Hause kann man die einzelnen Stücke ausschneiden und zu einer schönen Schatzkarte zusammenkleben. Beim Pegelhäuschen findet man auch ein Gästebuch, wo man Feedback hinterlassen kann. "Eigentlich mag ich keine Spaziergänge, aber dieser Spaziergang war ganz besonders", liest man dort etwa. Oder auch die Bitte, ob man im Winter vielleicht einen Schneeleoparden jagen könnte. Könnte man?

Wald und Höhle, Getier und Gefahr, Jäger oder Beute: Hier kann man alles sein und sich selbst Geschichten ausdenken. Bis Anfang September ist dazu noch Gelegenheit.

DK


Anja Witzke