Pfaffenhofen
Pioniere des Free Jazz

Alexander von Schlippenbach Trio zum Jahresschluss in der Werkstatt

17.12.2017 | Stand 02.12.2020, 17:03 Uhr
Jazz-Giganten: Mit dem Alexander von Schlippenbach Trio gastierten altehrwürdige Pioniere des europäischen Free Jazz in der Pfaffenhofener Werkstatt. −Foto: Ebertshäuser

Pfaffenhofen (eht) Hohen Besuch hat die Künstlerwerkstatt beim letzten Konzert des Jahres empfangen.

Mit dem Alexander von Schlippenbach Trio gastierten altehrwürdige Pioniere des europäischen Free Jazz in Pfaffenhofen und brannten ein energiegeladenes Klangfeuerwerk ab.

 

Seit 1970 existiert das Alexander von Schlippenbach Trio. Der Berliner Pianist feiert nächstes Jahr seinen 80. Geburtstag. Mit seinen langjährigen Weggefährten, den beiden Briten Evan Parker (73) am Saxofon und "Jungspund" Paul Lytton (70) am Schlagzeug, verbindet ihn ein mittlerweile fast 50 Jahre währender gemeinsamer musikalischer Weg in unterschiedlichen Projekten.

Schlippenbach und seine Mitstreiter können als Vertreter der ersten Generation europäischer Free-Jazz-Musiker als ein Stück lebende Geschichte betrachtet werden. Sie prägten die Entwicklung der frei improvisierten Musik durch ihre Arbeit in einflussreichen Formationen wie dem Globe Unity Orchester entscheidend, und das nicht nur in Deutschland.

Dementsprechend gespannt verfolgten rund 60 Zuhörer in der Künstlerwerkstatt, was diese Ikonen der Improvisationskunst zu sagen hatten. Und das war in keiner Weise ausdrucksärmer oder altersmilder als in den Siebzigerjahren. Im Rahmen der von Schlippenbach als "Free-Jazz-Arrangement" bezeichneten Technik, in der sich bestimmte Instrumentenkombinationen und Solopassagen abwechseln, spannte das Trio ein hochdynamisch improvisiertes Klangnetz auf, das sich über ein breites Spektrum von überbordend energetischen Passagen bis hin zu zurückhaltenden, minimalistischen Klangminiaturen erstreckte.

Lyttons Art, sein Schlagzeug fast aufopferungsvoll zu bearbeiten, Parkers Tonsalven, die er dank seiner Zirkularatmung trotz halsbrecherischer Geschwindigkeit zu einem gefühlvollen Dauerfeuer entfalten kann, und Schlippenbachs von jazzhistorischen Zitaten wimmelndes Pianospiel - an diesem Freitagabend in der Künstlerwerkstatt gab es für das Publikum viel wahrzunehmen und zu verarbeiten. Doch egal, ob man sich aktiv in den endlosen Klangtiefen verlieren oder einfach die Gravitas und Erfahrung dreier bemerkenswerter Musiker begutachten wollte, es hat sich sehr gelohnt.