Greding
Phantom sucht Putzfrau

Musicalgaudi mit Monika und Jörg Messerer – Nicht nur Lieder vom "Webber Anderl"

21.05.2013 | Stand 03.12.2020, 0:07 Uhr

Schrubben für den Unhold aus den Katakomben: Monika und Jörg Messerer begeistern in Greding mit einer eigenwilligen Musikkomödienversion des Webber-Klassikers „Phantom der Oper. - Foto: Leykamm

Greding (HK) Die Stadt hat den beiden Glück gebracht: Denn nach ihrer Heirat in Greding starteten Monika und Jörg Messerer mit ihrem „weißblauen Komödchen“ so richtig durch. Immer wieder kehren sie mit Gastspielen an den Ort des feierliche Ringetauschs zurück.

Nun gastierten sie mit ihrer „Version“ von Andrew Lloyd Webbers „Phantom der Oper“ im Rathausfoyer. Die beiden sind eben einfach „verbandelt mit Greding“, so der stellvertretende Bürgermeister Mathias Herrler in seiner Begrüßung. Das gelte nicht nur bezüglich der Hochzeit, sondern sei auch der Tatsache geschuldet, dass die Mutter von Monika Messerer vom Bleimerschloß stamme und die Stadt für sie so ein Stück Heimat darstelle.

Die beiden Eheleute haben zwar als Sopranistin und Tenor die großen Opernbühnen kennengelernt, doch sie mögen lieber den direkten Kontakt zum Publikum. Und sie wollen ihr eigenes Ding machen: Eine Mischung aus Kabarett und Musikkomödie. Diese ungewöhnliche Form der Kleinkunst kommt auch im Foyer bestens an. Dort singen die beiden natürlich nicht nur die Lieder vom „Webber Anderl“, sondern hüpfen vergnügt durch die gesamte Musikgeschichte, wenn die Titel auch nur irgendwie in die Handlung zu passen scheinen.

Politisch korrekt muss es da nicht unbedingt zugehen. Wenn das Phantom seine Angebetete im unterirdischen Labyrinth bezirzt, darf da schon einmal „Warte, warte nur ein Weilchen“ erklingen (einst als bitterböses Lied über einen Serienmörder geschrieben). Der Unhold droht auch gleich zu Beginn dem neuen Intendanten des Opernhauses namens Max mit einem Klassiker der Musikgeschichte: Mit der Moritat von Mackie Messer will der erpresserische Bösewicht aus den Katakomben der Einrichtung seine Machtansprüche untermauern. Und er verliebt sich ausgerechnet in Sängerin Rosi, die sich als Jugendliebe von Max entpuppt. Dessen Gefühle für die einst Versetzte entbrennen erneut, doch das Phantom hat bereits zugeschlagen und die auch von ihm Angebetete in die unterirdischen Gemächer entführt.

Dort steht ihm zwar nach „Schnackseln“ der Sinn, aber er will es auch gemütlich haben und so verrät er der Entführten auch den zweiten Grund ihres Schicksals: Der entstellte Kriminelle braucht eine Putzfrau! Und eine solche „ist noch seltener zu finden als eine Geliebte“, weiß Jörg Messerer, der mit seiner Frau das Geschehen immer wieder von außen witzig kommentiert. Beide beziehen das Publikum immer wieder ein vor allem für den Chorgesang. Denn es handelt sich ja um ein „Choarmusikäl“, singt niemand mit, werde schnell „koa Musikäl“ draus. Ob wirklich mitgemacht wird, können beide oft nur erraten. „Habt’s Ihr mitg’sungen? I hob nix g’hört, i woar wieder so laut,“ scherzt Messerer.

Er untertreibt nicht. Wenn das Konzertgesangsduo richtig loslegt, sprengt das den akustischen Rahmen des Foyers, sodass sich beide auch mal bewusst zurücknehmen müssen. Aber es gibt Lob fürs Publikum, als ihm auf Anhieb der schwierige Text „didldum“ gelingt. „Dafür hams im Nürnberger Opernhaus drei Wochen 'braucht. . .“ Lange braucht auch Rosi (Monika Messerer spielt sie mit Strickmütze auf dem Kopf), um ihrem Entführer durch die Gänge zu folgen, dessen Gesicht (das Jörg Messerer durch Teufelshaube und Schaumstoffnase nur notdürftig verbirgt) sie eigentlich sehen will. Doch der kontert bayerisch gelassen: „Bald siggscht mi mit meim echtn Gfries. Und etz geh weiter, mach koa Gschieß!“ Sie tut wie ihr geheißen, singt sogar den Klassiker „Morgen“ aus dem „Cats“-Musical, bevor sie vom „Chor der Hausfrauen“ zum Spülen ermuntert wird: „So a Abwasch is net schlimm, nimm dafür eine Flasche Vim!“ Das Geschirr des Phantoms ist anscheinend schon so sehr verkrustet, dass es gleich ein Scheuermittel sein muss.

Als es Max nach weiteren Handlungssträngen gelingt, Rosi und den Kidnapper aufzuspüren, droht er ihn zu ermorden. Doch die Entführte überwindet sich, küsst ihren Peiniger, der danach das Liebespaar in die Freiheit entlässt und gelobt, seinen Haushalt künftig selbst zu machen.

Im Rathausfoyer indes gibt es noch etliche Zugaben, bevor das Publikum die Messerers entlässt, unter anderem eine gereimte Kurzfassung von „Madame Butterfly“. Am Ende dirigiert der Tenor die Anwesenden als den Gefangenenchor aus Nabucco. Den deutschen Text für die Verdi-Oper liefert er gleich mit dazu: „Polizeistund', die kennen wir nicht!“ Das sei „fast wörtlich übersetzt“, flunkert er. Wer es glaubt, wird selig. Oder zumindest glücklich über einen rundum gelungenen Abend.