Heideck
Laudate omnes im Surround-Sound

Die Christophorus-Kantorei aus dem Schwarzwald gibt ein herausragendes Chorkonzert in der Heidecker Stadtpfarrkirche

21.05.2013 | Stand 03.12.2020, 0:07 Uhr

Musikalischer Leckerbissen in der Stadtpfarrkirche: Die Christophorus-Kantorei aus Altensteig im Schwarzwald gastiert zu Beginn ihrer Tournee durch Deutschland und Polen in Heideck. - Foto: Klier

Heideck (HK) Einen besonderen Kunstgenuss gab es in der Heidecker Stadtpfarrkirche zu hören. Als Auftaktveranstaltung einer Konzerttournee durch Deutschland und Polen gastierte auf Initiative von Waltraud Perner die Christophorus-Kantorei aus Altensteig im Schwarzwald.

Der international renommierte und mit vielen Preisen ausgezeichnete Chor blickt auf eine 50-jährige Tradition zurück. Die über 50 Sängerinnen und Sänger des Christophorus-Musikgymnasiums sind zwischen 14 und 19 Jahre alt. In speziellen Chorklassen, verbunden mit Einzelunterricht und Stimmbildung, werden sie an das Singen im Konzertchor herangeführt. Das Ergebnis kam im Heidecker Konzert überzeugend zum Ausdruck. Den Auftakt machten die glasklaren und wohlklingenden jugendlichen Stimmen mit „Exultate iusti – Jauchzet ihr Gerechten“.

Stadtpfarrer Tobias Göttle stellte in seinen Begrüßungsworten am Freitagabend fest: „Diese Kirche wurde zur Ehre Gottes erbaut, Sie singen ihm zur Ehre.“ Göttle dankte sowohl dem Chor für seine hervorragende Leistung als auch den Gastgebern für die Beherbergung der Chormitglieder.

„Schaffe mir Gott ein reines Herz“; flehentlich erklang diese Weise aus dem 17. Jahrhundert. Die verzweifelte Klage Jesu „Eli, Eli – Mein Gott, warum hast du mich verlassen“ wurde mit dramatischer Steigerung umgesetzt. Das ebenso dynamische Dirigat von Michael Nonnenmann hatte hier und während des gesamten Konzerts entscheidenden Anteil. Durch freundliches und aufmunterndes Zunicken verstand es Nonnenmann, seinen Chor immer wieder aufs Neue zu Höchstleistungen anzuspornen. Zwar wurde ein erfreulich umfangreiches Textheft ausgegeben, doch hätte man sich gelegentlich mehr Informationen zu den Werken gewünscht.

Der Tenor Eberhard Schuler-Meybier und die Organistin Susanne Schuler-Meybier ließen in überzeugender Interpretation zwei Gesänge von Anton Dvorak erklingen. Dann gab es sozusagen Surround-Sound in Vollendung. Der Chor hatte sich im gesamten Kirchenraum verteilt. Das „Laudate omnes gentes“ begann eine Solosopranistin. Nach und nach griffen die anderen Stimmen Melodie und Text auf, bis schließlich ein wohltönender und ergreifender Lobgesang das Kirchenschiff erfüllte.

Das Vaterunser auf Französisch – „Notre Père qui est aux Cieux“ folgte. An Orffsche Rhythmen erinnernd schlich sich der Teufel zwischen Gesang und Tanz ein. Für den Lobgesang Simeons „nunc dimittis“ hatte sich der Chor in einer Dreierformation aufgestellt. Überhaupt formierten sich die Sängerinnen und Sänger immer wieder neu, was aufgrund perfekter Einstudierung problemlos vonstattenging.

Der zeitgenössische Komponist Ola Gjeilo hat dem „Kyrie eleison“ eine moderne Fassung mit dem Titel „The Spheres“ gegeben. Daraus wob der Chor einen wahren Klangteppich. Dramatisch schilderte er dann Sauls Bekehrung.

Virtuos und mächtig interpretierte Susanne Schuler-Meybier auf der Orgel die „Toccata in D“. Kanadische Schüler einer siebten Klasse hatten die Aufgabe erhalten, passende Synonyme zum Begriff „Moonlight“ in einer Fantasiesprache zu bilden. Schwebender Gesang des in breiter Formation aufgestellten Chors verdeutlichte die Begriffe klanglich. Body-Percussion, also die Klangerzeugung mit dem eigenen Körper unter Zuhilfenahme von Händen, Füßen und Fingern, war im Titel „There’s another sky“ angesagt. Hier bewies der Chor, dass ihm auch schauspielerische Elemente nicht fremd sind.

Jetzt endlich durfte der wohlverdiente und lange anhaltende Applaus, verbunden mit stehenden Ovationen aufbrausen. Das deutsche Volkslied „Als wir jüngst in Regensburg waren“ erklang als Zugabe in einer besonderen humorvollen und dramaturgisch aufbereiteten Fassung. Nur mit Jungfernkranz, so machten es die „Bootsleute“ den verängstigten jungen Damen weis, sei eine gefahrlose Überquerung des Strudels gesichert.

Der Song „Viva la vida“ der Rockband Coldplay führte wieder in die Gegenwart und begleitet von begeistertem Applaus zog der Chor hinaus. Schade war nur, dass noch etliche Zuhörer in den Kirchenbänken Platz gefunden hätten. Sie haben, wie schon erwähnt, einen musikalischen Leckerbissen versäumt.