Karlshuld
„Pflege kennt kein Wochenende, keine Nachtruhe“

Das Thema Wertschätzung stand bei der Geburtstagsfeier der Diakonie-Sozialstation im Mittelpunkt

10.07.2017 | Stand 02.12.2020, 17:49 Uhr
„Praktizierte Nächstenliebe“: Das Team der Diakonie-Sozialstation bei der Jubiläumsfeier. −Foto: Hammerl

Karlshuld (SZ) Seit 40 Jahren stellen sich die Mitarbeiter der Diakoniesozialstation Donaumooser Land in den Dienst der ambulanten Pflege – was praktizierte Nächstenliebe bedeute.

So lautete der Tenor der Grußworte zum 40-jährigen Jubiläum. Das wurde am Sonntagnachmittag mit einem prägnanten, kurzen, aber inhaltsschweren Festakt gefeiert, zu dem nicht nur nahezu alle derzeit 29 Mitarbeiter gekommen waren, sondern auch zahlreiche Ehrengäste.

 

Landrat Roland Weigert ließ das Schlossfest Schlossfest sein, und zwar nicht, wie er sagte, weil Karlshuld seine Heimatgemeinde sei, sondern weil er seine Wertschätzung als Landkreischef persönlich zum Ausdruck bringen wolle. „Pflege ist ein zentrales Thema, heute noch mehr als früher, und morgen wird es noch wichtiger sein als heute“, sagte er mit Blick auf die Altersstruktur, die derzeit zirka 25 Prozent der Landkreisbürger mit älter als 64 Jahre ausweise. 2035 mache diese Altersgruppe voraussichtlich zwischen 45 und 50 Prozent der Bevölkerung aus.

Wertschätzung war auch das Stichwort, um das Sozialstationsleiter Robert Kiefer seine Festrede aufgebaut hatte. Er verzichtete auf einen historischen Rückblick und würdigte nur kurz die Initiatorin Ingrid Werner, die am 4. April 1977 im eigenen Wohnzimmer mit ambulanter Pflege begonnen hatte, wofür er sie als „Frau der ersten Stunde, sozusagen Hebamme der Sozialstation“ bezeichnete. „Pflege kennt kein Wochenende, keinen Feiertag, keine Nachtruhe. Sie ist immer da“, hob Kiefer den hohen Einsatz der Pflegekräfte hervor, die hohe Verantwortung trügen, bedrohliche Situationen richtig einschätzen und kompetente Entscheidungen treffen müssten. Pflege sei nicht immer familien- und gesundheitsfreundlich.

Qualitativ hochwertige Pflege werde zwar von Politik und Gesellschaft gefordert, aber dass sie Zeit und Geld kostet, werde viel zu wenig anerkannt. Die neue Definition des Pflegebegriffs löse keine Probleme. Kiefer forderte einen höheren Pflegeschlüssel, bessere Arbeitsbedingungen und bessere Entlohnung, hier müsse investiert werden, um die Zukunft zu sichern. Nicht zuletzt dank des ökumenischen Fördervereins, aber auch durch gewerbliche, private und Vereinsspenden sowie die Unterstützung der Gemeinden Karlshuld, Karlskron, Königsmoos und Weichering erführen er und seine Mitarbeiter Rückhalt und Wertschätzung. Daher sei ihm um die Zukunft der Diakonie-Sozialstation Donaumooser Land nicht bange, allerdings „müssen andere die Rahmenbedingungen dafür gestalten“.

Im Namen der Gemeinden würdigte stellvertretender Bürgermeister Michael Lederer aus Karlshuld die „unverzichtbare Arbeit sowie die Kultur des Hinsehens und Helfens“, die von der Sozialstation geleistet wurden. Eine Gesellschaft zeige sich darin, wie mit Schwachen umgegangen werde. „Die Diakonie-Sozialstation macht unsere Gesellschaft freundlicher, liebenswerter und sozialer“, sagte er.

Dekan Thomas Schwarz und Christof Bayer als Aufsichtsratsvorsitzender beziehungsweise Geschäftsführer des Diakonischen Werks Ingolstadt teilten sich ihr Grußwort. Schwarz unterstrich, die Station stehe für praktizierte Nächstenliebe, ein Wert, der hochgehalten werden müsse und nicht durch Effektivitätsrechnungen verloren gehen dürfe. Bayer ergänzte, Qualitätsmanagement sei schon lange Thema, aber vieles, darunter die wichtige zwischenmenschliche Zuwendung, sei schlicht nicht messbar. Und Grundpflege brauche einfach ihre Zeit – heute genauso wie vor 40 Jahren und auch in 100 Jahren werde es noch eine bestimmte Zeit dauern, beispielsweise einen Menschen zu waschen.