Neuburg
Klares Signal pro Nationalpark

Die Sprecher der Kreistagsfraktionen hoffen, dass die Donau-Auen in die Konzeptphase kommen

10.07.2017 | Stand 02.12.2020, 17:49 Uhr
Pro Nationalpark: Thomas Hümbs (v.l.), Theo Walter und Alfred Lengler, Fraktionssprecher von Freien Wählern, Ausschussgemeinschaft und CSU im Kreistag, halten die Donau-Auen für ein besonders wertvolles Naturareal. −Foto: Janda

Neuburg (DK) Im Kreistag von Neuburg-Schrobenhausen formiert sich eine breite Mehrheit für einen möglichen Nationalpark in den Donau-Auen. Das erklärten die Fraktionssprecher von CSU, Freien Wählern und Ausschussgemeinschaft. Auch die SPD hofft, dass die Region nun in die Konzeptphase kommt.

Ein Nein zum jetzigen Zeitpunkt kommt in den Augen von Alfred Lengler (CSU), Thomas Hümbs (FW) und Theo Walter (Ausschussgemeinschaft) definitiv zu früh. „Erst kommt der Dialog, dann kann es ein Konzept geben“, erklärt Lengler, der zugleich Kreisvorsitzender der Christsozialen ist. Ebenso wie seine Kollegen im Kreistag fordert er weitere Informationen zu den Planungen – und die kann es aus seiner Sicht nur in der anstehenden Konzeptphase geben. Für die ablehnenden Beschlüsse der Gemeinderatsgremien in Bergheim und Oberhausen sowie den Protest gegen das Projekt haben die drei Fraktionssprecher daher wenig Verständnis. „Diese Bedenken sind zwar legitim, doch verfrüht“, stellt Hümbs fest.

Eine einheitliche Meinung gibt es aber nicht in allen Fraktionen. Einzig bei der CSU und bei der SPD, die ihre Meinung bereits Ende Juni verkündet hat, scheint es auf eine breite Mehrheit pro Nationalpark hinauszulaufen. Dabei schließt Lengler auch die Vertreter aus dem südlichen Landkreis mit ein. „Denen ist dieses Thema ganz und gar nicht egal“, dementiert er entsprechende Gerüchte. Denn auch die Gemeinden im Süden würden aus seiner Sicht von einem Nationalpark an der Donau profitieren. Aus diesem Grund sagt auch er „ganz klar Ja“ zu den Überlegungen, „denn wir müssen nach vorne schauen und Weitblick für die Region beweisen“. Sich dabei zu 100 Prozent auf die derzeit florierende Wirtschaft zu verlassen, hält Lengler indes für den falschen Weg.

Bei den Freien Wählern dürfte vor allem in der Rennertshofener Ecke die Skepsis groß sein; dort fürchten die Bürger neben Einschränkungen durch einen Nationalpark auch die Folgen eines zweiten und eventuell sogar eines dritten Flutpolders. Und auch die Landwirtschaft steht dem Projekt eher ablehnend gegenüber – allen voran logischerweise deren Kreisobmann Ludwig Bayer, ebenfalls FW-Kreisrat aus Rennertshofen. Hümbs selbst steht der Thematik offen gegenüber. „Wir sollten nichts ablehnen, von dem wir nicht wissen, wohin wir uns bewegen“, erklärt er angesichts der noch recht offenen Gebietskulisse eines möglichen Nationalparks. Denn welche Flächen genau zwischen dem schwäbischen Donauwörth und Kelheim in Niederbayern dafür in Frage kommen, muss sich erst klären. Und selbst dann ist nichts in Stein gemeißelt, wie der frühere Langenmosener Bürgermeister betont. „Ein Nationalpark muss über Generationen hinweg wachsen.“

Wenig überraschend kommt auch die Zustimmung von Theo Walter, der als Grüner die Natur als großen Gewinner eines Nationalparks sieht. „Grundsätzlich sind wir dafür“, erklärt er für seine Fraktion. Doch auch in der Ausschussgemeinschaft, die Grüne, FDP und Die Unabhängigen Schrobenhausener umfasst, gebe es ablehnende Stimmen. Walter fürchtet allerdings, dass die Donau-Auen bei der anstehenden Entscheidung, welche Regionen in die Konzeptphase gehen, eher schlechte Karten haben.

Die sozio-ökonomische Studie der Universität Würzburg dürfte dabei nach Meinung der drei Fraktionschefs keine Rolle spielen. Aus ökonomischer Sicht haben demnach andere Regionen die Nase vorn. „Wir müssen aber den ökologischen Aspekt dagegenhalten“, betont Walter. Und der ist in den Donau-Auen durchaus beachtlich, wie auch das Umweltministerium immer wieder betont. „Wäre das nicht so, wären wir wegen des K.-o.-Kriteriums der 10 000 Hektar Mindestgröße längst draußen“, betont Lengler. Falls es also mit der Konzeptphase klappt, muss der Kreistag Farbe bekennen. Ohne Mandat des Gremiums will Landrat Roland Weigert (FW) nicht weiter an einem Nationalpark feilen.

 

Ausbau der Infrastruktur soll Vorrang haben

Ein möglicher Nationalpark in den Donau-Auen soll den Ausbau der Bergheimer Spange nicht behindern.

Darauf haben sich Landrat Roland Weigert und der Bergheimer Bürgermeister Tobias Gensberger bei einem Gespräch verständigt. „Uns ist es wichtig, dass diese Maßnahme in den Köpfen bleibt“, betont Weigert gegenüber unserer Zeitung. Falls die Region den Zuschlag für den Nationalpark bekommen sollte, soll der Ausbau der wichtigen und viel befahrenen Verbindungsstrecke über die Donau nach Möglichkeit vorher realisiert werden.

Das Gespräch, an dem auch Engelbert Winter von der Bürgerinitiative „Kein Nationalpark Donau-Auen“ teilgenommen hat, bezeichnet Weigert als konstruktiv und sehr angenehm. „Obwohl wir zum Teil unterschiedlicher Meinung sind, war die Atmosphäre sehr angenehm“, so der Kreischef. Wie berichtet, hatte es zuletzt zwischen dem Landratsamt und den Vertretern der in der gesamten Region engagierten Initiative etwas geknirscht.