Schrobenhausen
Patienten werden heute anders betreut als früher

Hinter den Kulissen des Schrobenhausener Krankenhauses – Ein Besuch beim Pflegedienst

25.08.2017 | Stand 02.12.2020, 17:36 Uhr
Foto: Heidrun Budke −Foto: HBU|Budke,Heidrun,Schrobenhausen

Schrobenhausen (SZ) Der Pflegedienst bildet die größte Berufsgruppe im Schrobenhausener Krankenhaus. Die Art, wie dort gearbeitet wird, hat sich in den vergangenen Jahren massiv verändert, und das liegt nicht alleine an neuer Technik.

Mit einem gewissen Stolz präsentiert Caroline Ott den Laptopwagen. Der begleitet die Gesundheits- und Krankenpflegerin auf der Station eins im Kreiskrankenhaus Schrobenhausen bei ihrer täglichen Arbeit. Neben Tabletten, Tropfen, Desinfektionslösung, Mülleimer und einigen Kleinigkeiten ist die Besonderheit an dem fahrbaren Schrank eben der aufgebaute Monitor und Laptop. „Kürzlich hatte ich Klassentreffen,“ erzählt Ott, „da hatte keiner so etwas. Alle arbeiten noch mit Fieberkurve. Der Laptopwagen ist viel praktischer, denn er erspart eine Menge Zeit.“

„Die Digitalisierung ist eine Riesen-Entlastung“, ist sich Florian Bächle von der Pflegedienstleitung sicher, und er weiß, dass das Schrobenhausener Kreiskrankenhaus den anderen Häusern in der Region EDV-technisch weit voraus ist. Das hat in vielfacher Hinsicht praktischen Nutzen – auch für den Patienten. Auf einen Blick kann Caroline Ott auf dem Bildschirm alle Informationen über die Patienten in ihrem Bereich abrufen, und genau das entspricht dem modernen Pflegekonzept, der Bereichspflege: Die Schwester ist immer in einem ihr zugeordneten Bereich der Station; über die Patienten in diesen Zimmern kennt sie die Diagnosen, den Behandlungsverlauf und bestenfalls ist sie über die familiäre Situation informiert.

Das ist wichtig, denn bei einem Krankenhausaufenthalt, so Bächle, werde „am ersten Tag schon die Entlassung geplant.“ Somit sei es hilfreich für die Schwester zu wissen, ob und wie der Patient zu Hause versorgt ist, um entsprechende Schritte in die Wege leiten zu können.

Das Pflegeteam begrüßt den emanzipierten Patienten, der genau hinschaut, sich informiert und sich aktiv an der Behandlung beteiligt. Das sei ein anderes Menschenbild als vor 30 Jahren, meint Bächle, denn die Pflegekräfte versuchten, den ganzen Menschen zu sehen.

Diese Veränderung beträfe aber genauso das Bild der Pflegekraft, betont Gerlinde Ehm, Stellvertreterin von Bächle und Pflegedienstleitung auf Station eins. „Vor 20 Jahren hatten wir die Funktionspflege“, erklärt Ehm, „da hat die Oberschwester gesagt, was gemacht werden muss – was mit dem Patienten los ist, hat man gar nicht gewusst.“ Heute beobachte man als Pflegerin, wie es dem Patienten gehe und man könne mit dem Arzt darüber sprechen, ihn auf Dinge hinweisen, die sonst vielleicht unbemerkt bleiben würden, erzählt Ott. „Und die Ärzte hören zu, was man sagt“, weiß Schwester Caroline. Übrigens findet sie es völlig in Ordnung, mit „Schwester“ und dem Vornamen angesprochen zu werden.

Die Arbeit in der Pflege ist Teamarbeit. Man sei darauf sogar angewiesen, sagt Caroline Ott, denn die Pflegetätigkeit sei sehr anstrengend, sowohl körperlich als auch psychisch. 220 Mitarbeiter sind am Schrobenhausener Krankenhaus in dem Bereich tätig. Ihr Chef, Florian Bächle, ist überzeugt: „Sie alle lieben ihren Beruf und hängen sich da mit Leib und Seele rein.“ Gerlinde Ehm ergänzt: „Der Pflegeberuf ist eine Berufung.“ Auch nach mehr als 30 Jahren Tätigkeit als Krankenschwester sagt sie: „Manche Fälle begleiten einen bis nach Hause, manche Schicksale vergisst man nicht.“

Diese persönliche Einstellung der Pflegerinnen, die gute Zusammenarbeit unter allen Beschäftigten und die am Ende immer noch überschaubare Größe des Schrobenhausener Kreiskrankenhauses machen für Gerlinde Ehm die Besonderheit in Schrobenhausen aus, denn das spüre der Patient. Sie erzählt: „Ich habe letztens einen Patienten gehabt, der hat gesagt: ,Ich fühle mich nicht wie im Krankenhaus, sondern wie Zuhause’. Das geht natürlich runter wie Buttersalz.“ Möglich sei das, weil die Schwestern sich mit ihrer Tätigkeit identifizieren.

Florian Bächle, dem mit dem Pflegedienst die größte Berufsgruppe am Krankenhaus untersteht, erklärt die Verbundenheit der Mitarbeiter so: „In den großen Häusern ist man auch als Angestellter eher eine Nummer: Man grüßt sich nicht auf dem Gang, man kennt sich gar nicht. Hier hat man eine starke Verbundenheit zueinander und zum Krankenhaus. Die Pflegekräfte kommen aus Schrobenhausen oder dem Nachbarort; die haben hier gelernt und bleiben hier.“