Ingolstadt
"Passt auf unsere Bäume auf!"

Naturschützer und LBV-Kreisvorsitzender Rudolf Wittmann ist neuer Träger der städtischen Umweltmedaille

17.09.2019 | Stand 23.09.2023, 8:38 Uhr
In seinem Element: Rudolf Wittmann ist als gelernter Gärtner und Naturfreund von Kindesbeinen an auch ein großer Baum-Experte. Wie er gestern betonte, macht ihm die Bedrohung der Stadtbäume durch allerlei Krankheiten und Schädlinge inzwischen große Sorge. −Foto: Hammer, Archiv

Ingolstadt (DK) Man hätte auf den Gedanken kommen können, dass er diese Auszeichnung bereits längst bekommen hätte - aber dem war nicht so.

Gestern also, erst gestern, könnte es auch heißen, hat Rudolf Wittmann, Ingolstädter "Baum-Papst", Vogelkundler von hohen Graden und ganz grundsätzlich Naturschützer par excellence, die Umweltmedaille der Stadt Ingolstadt erhalten. Oberbürgermeister Christian Lösel hat sie dem 60-Jährigen im Rahmen einer Feierstunde im Alten Rathaus überreicht - und der Geehrte hat die Gelegenheit genutzt, an die reichlich vertretenen Verantwortlichen der Stadt und an die Öffentlichkeit einen flammenden Appell zur Erhaltung der Artenvielfalt zu richten. Großer Applaus zeugte davon, dass da etwas verstanden worden ist.

Rudolf Wittmanns Arbeit für den Arten- und Naturschutz mit zwei, drei Sätzen zu umreißen, ist kaum möglich, und auch ein etwas längerer Artikel wie dieser wäre schnell mit den Funktionen, Ämtern und vor allem Aktionen gefüllt, die sich in seinem Leben angehäuft haben. OB Lösel hat in seiner Laudatio gestern vieles genannt und gelobt. Hier nur so viel: Der gebürtige Oberpfälzer, der 1984 nach Ingolstadt kam, ist ökologischen Themen auch beruflich verbunden. Als Chef des Gärtnereibetriebs der Gemeinnützigen Wohnungsbaugesellschaft hatte und hat er großen Anteil an vielen Projekten der GWG, bei denen das Wohnen im Grünen überdurchschnittlich gelungen ist.

Dafür allein hätte es allerdings wohl noch keine Umweltmedaille gegeben, denn mit ihr wird (auf Beschluss des Stadtrates) natürlich vor allem ehrenamtliches Engagement gewürdigt. Und das gibt es bei Rudolf Wittmann reichlich: Als Chef der Kreisgruppe des Landesbundes für Vogelschutz tut er sich seit 2007 hervor, als Experte für Bäume und ihre Lebensbedürfnisse hat er schon manchen Strauß mit Planern ausgefochten, denen der eine oder andere alte Stamm im Wege stand. Immer wieder berät Wittmann in solchen Fragen die Stadt, und auch der DK hat bei Geschichten über Baumfrevel und sonstige grüne Themen schon oft auf sein Wissen zählen dürfen. Wie sehr sein ganzes Leben mit dem Schaffen für und der Sorge um die Natur verbunden ist, hat der neue Träger der Umweltmedaille (mit Rudolf Kornberger war noch ein weiterer so dekorierter Umweltaktivist im Saal) den Gästen der Feierstunde gestern in seiner Dankesrede verdeutlicht. Sie war ein Rückblick auf wichtige Erfolge im Kampf gegen Zustände und Projekte, die der Natur und letztlich den Menschen nicht gut getan haben oder hätten.

Wittmann nannte eine ganz persönliche Luftballonaktion gegen das Baumsterben durch sauren Regen in seiner oberpfälzischen Heimat in seiner Jugendzeit, die sogar diplomatische Kontroversen mit den (damals noch) tschechoslowakischen Nachbarn heraufbeschworen und die es deshalb bis in die Fernsehnachrichten geschafft hatte. Er nannte auch seinen offenbar sehr engagierten Kampf (mit vielen, vielen anderen) gegen die Pläne für eine atomaren Wiederaufbereitungsanlage in Wackersdorf in den 80er-Jahren. Eigentlich, so meinte er augenzwinkernd, erwarte er (wohl auch angesichts des ganz anderen Stellenwerts, den Umweltfragen bei der heutigen Staatsregierung genießen) noch so etwas wie den Bayerischen Verdienstorden - weil dem Staat durch die Verhinderung des Projekts wohl auch riesige Kosten für einen Rückbau nach der Energiewende erspart worden sein dürften . . .

Natürlich liegt der Fokus des Umweltschützers inzwischen vor allem auf Dingen und Themen, die die Natur in Ingolstadt betreffen. Hier sorgt er sich gerade sehr um die Stadtbäume, die einer ganzen Reihe von Schädlingen und Krankheiten ausgesetzt sind und neuerdings zudem auch erste Auswirkungen des Klimawandels zu spüren bekommen. Die Absicht der Stadt, mit massiven Neupflanzungen gegenzusteuern, so Wittmann, sei sehr zu loben, doch müsse auch bedacht werden, dass dieses Vorhaben erst sehr langfristig Wirkung zeigen könne. Deshalb Wittmanns dringender Appell zum Artenschutz insgesamt, aber eben insbesondere zum Erhalt der grünen Lunge: "Passt wirklich auf unsere Bäume auf! "

Bernd Heimerl