Riedenburg
Pappenfabrik meldet Insolvenz an

09.06.2010 | Stand 03.12.2020, 3:57 Uhr

Riedenburg: Das Aus für die Pappenfabrik ist besiegelt

Riedenburg (DK) Die Riedenburger Pappenfabrik hat wegen Zahlungsunfähigkeit Insolvenz angemeldet. Das bestätigte die Geschäftsführung auf Anfrage des DONAUKURIER. Die Zukunft von rund 40 Arbeitsplätzen ist damit völlig offen. Gestern wurde vom Gericht das vorläufige Insolvenzverfahren angeordnet.

Die Produktion im Unternehmen ruht bereits seit Anfang des Monats. Es handle sich um ganz normale Wartungsarbeiten, erklärte Markus Meier von der Firmenverwaltung noch vergangene Woche. Doch von ganz normalen Wartungsarbeiten kann inzwischen keine Rede mehr sein. Denn im Moment ist völlig offen, wie es mit der Riedenburger Pappenfabrik weitergeht.

"Wir haben am Dienstag beim Amtsgericht Regensburg Antrag auf Eröffnung eines Insolvenzverfahrens gestellt", erklärte Geschäftsführer Hartmut Ott auf Anfrage des DONAUKURIER. Inzwischen folgte bereits der nächste Schritt: "Das vorläufige Insolvenzverfahren ist angeordnet worden", bestätigte Bernhard Schneider vom Amtsgericht Regensburg gestern am frühen Nachmittag. Damit ist nicht nur die Zukunft des alteingesessenen Unternehmens völlig offen, sondern auch die Antwort auf die Frage, wie es um die rund 40 Arbeitsplätze steht.

Preiserhöhung abgelehnt

Nach dem deutschen Recht kann ein Insolvenzverfahren bei Zahlungsunfähigkeit, drohender Zahlungsunfähigkeit oder Überschuldung beantragt werden. Den Grund für die Misere bei der Pappenfabrik nennt der seit Mitte April als Geschäftsführer fungierende Ott ohne Umschweife: "Zahlungsunfähigkeit." Zweck eines Insolvenzverfahrens ist es, die Zahlungsfähigkeit wieder herzustellen oder die Situation geordnet abzuwickeln – bei einem Unternehmen durch Auflösung.

Hintergrund der Zahlungsunfähigkeit der Pappenfabrik sind nach Unternehmensangaben geplatzte Verhandlungen mit der Firma Herlitz, dem laut Ott größten Kunden. "Es gab Preisverhandlungen, die gescheitert sind", räumt Ott ein. Im Klartext: Die Pappenfabrik wollte die Preise erhöhen, Herlitz spielte offenbar nicht mit. Ott begründet die von seiner Firma angestrebte Preisanpassung mit gestiegenen Energie- und Rohstoffkosten.

Doch es sei nicht möglich gewesen, sich mit Herlitz zu einigen. Eine weitere Produktion zu den alten Preisen hätte für die Pappenfabrik aber permanente Verluste bedeutet, erklärt der Geschäftsführer. "Wir haben das schon eine ganze Zeit gemacht", sagt Ott. Doch man könne nicht sehenden Auges Verluste einfahren, erklärt er sinngemäß. "Die Insolvenz war unabwendbar", versichert er.

Es gibt aber noch Hoffnung. "Wir sind mit Herlitz noch im Gespräch", bestätigt Ott. "Doch wir konnten uns noch nicht auf einen Preis einigen, zu dem sich für uns die Produktion lohnt", sagt er. Daraufhin seien die Verhandlungen abgebrochen worden – die Insolvenz war die Folge. Ott will aber dennoch nicht ausschließen, dass es noch zu einer Einigung kommt.

Die Produktion in der Pappenfabrik ruht derzeit. Der Großteil der Beschäftigten sei in den Urlaub geschickt worden, sagt Ott. Das bestätigt einer der betroffenen Angestellten, der namentlich nicht genannt werden möchte. Auf die Frage, wann er denn wieder zur Arbeit kommen soll, sagt er nur: "Das wird der Insolvenzverwalter entscheiden."

Die wenigen Arbeiter vor Ort seien derzeit mit Wartungs- und Reparaturarbeiten beschäftigt, so der Geschäftsführer. Das vorläufige Insolvenzverfahren wurde, wie gesagt, gestern bereits angeordnet, "jetzt werden die nächsten Schritte besprochen", sagt Ott. Heute hat er einen Termin mit der vorläufigen Insolvenzverwalterin, die bereits gestern vom Insolvenzgericht eingesetzt worden ist: Die Regensburger Anwältin Johanna Lehmann-Mayer ist in Riedenburger keine Unbekannte. Sie war bereits beim ersten Konkurs des Betriebs (siehe Kasten) als Insolvenzverwalterin tätig.

"Ich habe den Beschluss vom Insolvenzgericht vorliegen", sagte Lehmann-Mayer gestern. Nach der heutigen Besprechung mit Ott müsse sie erst einmal die Unterlagen sichten, sich ein Bild von der Auftragssituation und der Finanzlage machen, und dann müsse alles "sauber durchgerechnet" werden. "Wir hoffen, dass wir mit der Insolvenzverwalterin gut zusammenarbeiten können", sagt indes Ott. Er will nicht an das endgültige Aus für die Pappenfabrik denken. "Wir hoffen auf einen Neustart."

Bitumen-Pläne?

Die Sanierungsverpflichtung, die das Kelheimer Landratsamt der Pappenfabrik – wie mehrfach berichtet – auferlegt hat, ist laut Ott "weitestgehend erfüllt", aber es gebe schon "noch Investitions- und Handlungsbedarf". Da die Zukunft der Pappenfabrik derzeit aber völlig offen ist, ist freilich auch unklar, ob die von dem Unternehmen geplante und in Teilen der Bevölkerung unerwünschte Anlage zur Bituminierung von Pappe gebaut wird. Bekanntlich hat das Landratsamt unter strengen Auflagen bereits grünes Licht für die Errichtung der Anlage gegeben und – nachdem sie in den darauf folgenden beiden Jahren nicht realisiert wurde – die Baugenehmigung um zwei Jahre verlängert.

Seit Bekanntwerden der Bitumen-Pläne regt sich Widerstand in der Bevölkerung. Die Bürgerinitiative "Pro Riedenburg", die sich für den Umweltschutz in der Gemeinde einsetzt, will die mitten im Luftkurort geplante Anlage mit aller Macht verhindern.

Angesichts der Insolvenz ist die Errichtung der Bituminierungs-Anlage freilich erst einmal kein Thema; doch vom Tisch sind die Pläne damit noch lange nicht. Zwar geht es laut Ott jetzt erst einmal darum, "die Pappenfabrik als Produktionsstätte aufrecht zu erhalten". Doch er geht auch davon aus, dass die Insolvenzverwalterin sich beim Versuch, das Unternehmen zu retten, mit der geplanten Bitumen-Anlage befassen könnte. "Das Thema wird neu betrachtet und entschieden werden müssen", sagt Ott. "Die Karten werden neu gemischt." Bislang hatte das Unternehmen der Sanierung stets den Vorzug gegeben und die Errichtung der Bituminierungs-Anlage hinten angestellt.

Für Landrat Hubert Faltermeier (FW), der gestern von der Insolvenz erfahren hat, geht es nun in erster Linie darum, die Arbeitsplätze zu retten. "Ich werde mich mit der Pappenfabrik in Verbindung setzen und nach Lösungsmöglichkeiten suchen", teilte er mit.