Weichering
Pandemie-Bewältigung: Eltern wünschen sich pragmatischere Lösungen

In Weichering setzen Mütter und Väter auf Eigeninitiative - und rufen zu mehr Engagement auf

30.12.2021 | Stand 03.01.2022, 3:35 Uhr
Die Weicheringer Grundschule: Viele Eltern der dortigen Kinder engagieren sich, um den Infektionsschutz in den Klassenräumen zu verbessern. So lösungsorientiert sie die Situation vor Ort einschätzen, so sehr wünschen sie sich ein pragmatischeres Vorgehen von oben. −Foto: Janda/Schmidt

Engagement statt Gemeckere, Eigeninitiative statt sturem Abwarten: In Weichering (Landkreis Neuburg-Schrobenhausen) haben einige Eltern mobil gemacht und für die Schulklasse ihrer Kinder kurzerhand einen mobilen Luftfilter gekauft. Auch sonst fordern sie in der Pandemie neue Wege - und mehr Mut.

Einfach nur zu schimpfen ist Benedikt Schmidt zu simpel. "Wenn alle zusammenhelfen, können wir das in den Griff bekommen", sagt der Familienvater aus Weichering. Er engagiert sich seit Monaten im Kampf gegen das Corona-Virus und macht sich für seine Meinung vor allem im Internet regelmäßig Feinde. "Nichts zu tun, war schon immer falsch", betont er. Aus diesem Grund hat er mit einigen anderen Eltern und dem Elternbeirat der Weicheringer Grundschule kurzerhand aus eigenen Taschen einen Luftfilter für die Klasse seiner Tochter beschafft. Nur: Mehr Engagement scheitert oft an Hürden.

"Wir prallen leider oft ab", sagt Matthias Kölbl, einer von Schmidts Mitstreitern. Ebenso wie dieser sieht er dabei das Engagement der Weicheringer Schulleitung, speziell bei Rektorin Sabine Wagner. Diese habe kurzerhand mal eine Umfrage bei den Eltern gemacht, wer zu Hause überhaupt einen Computer für einen möglichen Heimunterricht hat. "Sie versucht durchaus, die Grenzen des Machbaren auszuloten", so Kölbl. Gleichzeitig gab es schon Kontakt zum Schulamt in Neuburg, um vor Weihnachten die Präsenzpflicht aufzulockern. "Der Wille ist erkennbar", weiß Schmidt, der in ein paar Tagen mit entzerrten Klassenzimmern vor den Ferien einen guten Weg gesehen hätte, die vierte Corona-Welle zu brechen. "Dazu bräuchte es aber die nötige Freiheit vor Ort."

Hoffen auf Nachahmer

Das gilt beispielsweise auch für den Wunsch der Eltern, die Schulklasse mit Plexiglas-Scheiben als Spuckschutz zwischen den Kindern auszustatten. "Das hätte ich finanziert", stellt Kölbl klar. Allerdings gab es dazu ein Nein - "weil es ja nur für eine Klasse gewesen wäre."

Dennoch hofft er, dass das Beispiel Mut macht und Nachahmer findet. "Denn es gibt durchaus Möglichkeiten, etwas zu bewegen", erklärt der Vater, der sich ebenso wie Schmidt darüber freut, das Gemeinde, Schulleitung und Schulamt dem Kauf des Luftfilters umgehend zugestimmt hatten. "Das war pragmatisch", betont Schmidt. Und: "Jeder könnte einen Beitrag im Kleinen leisten."

Das sieht auch eine Mutter aus Weichering so, die allerdings lieber anonym bleiben will. Denn wegen einer Erkrankung ist sie ungeimpft und wird das zunächst auch bleiben. Nach langen Phasen des Heimunterrichts und nun Monaten ohne - ihrer Meinung nach - ausreichenden Infektionsschutz in der Schule ist sie "frustriert", wie sie im Gespräch mit unserer Zeitung betont. "Das Problem ist doch, dass es die Schulen nicht schaffen, Abstände zu schaffen." Gerade in Weichering sieht sie mit Turnhalle, Schul-Aula und Pfarrstadel aber gute Möglichkeiten. Die Eltern würden sicherlich mit anpacken, um Tische und Stühle dort passend aufzustellen - und sie würden auch die Lehrkräfte unterstützen, so die Mutter, die sich einen Kombination aus Präsenz- und Heimunterricht via Kamera vorstellen kann. "Das würde mehr Sicherheit bieten", erklärt sie und betont, in dieser Sache mehr Flexibilität zu erwarten. Nur: Der festgesetzte Rahmen für die Schulleiter sei natürlich minimal.

Wollen als Vorbild fungieren

In die selbe Kerbe schlägt Benedikt Schmidt. "Was schadet es denn, wenn die Verantwortlichen mehr Elternengagement zulassen?", fragt er und erinnert, dass dadurch keine Kosten für die Kommunen entstehen. Ebenso wie er kritisiert Kölbl, dass die bisherigen Maßnahmen der Regierung immer zu spät gekommen seien. Im Klartext: Sie erwarten sich mehr Aktion statt bloßer Reaktion. "Zum Teil ist es nur schwer erträglich, wie die Kinder unter diesen Situationen leiden", erklärt Kölbl, der bei seinen älteren Kindern auch den schwierigen Wechsel von Schule ins Berufsleben miterlebt hat. "Da sind die Voraussetzungen nun ganz anders." Auch angesichts solcher Entwicklungen hofft die Weicheringer Elternschar, nun als Vorbild zu fungieren. "Jeder kann ein bisschen was tun", findet Schmidt. Und Kölbl betont: "Wenn jeder sagt ,Das ziehen wir durch, ohne provokant vorzugehen', dann kann es klappen."

DK