Neuburg
"Ostalgie ist Geschichtsverfälschung"

04.03.2015 | Stand 02.12.2020, 21:35 Uhr

Neuburg (DK) „Unerträglich“ nannte Rainer Schneider in einer ganzen Reihe von Gesprächsrunden mit Schülern der zwölften Klassen der FOS/BOS Neuburg die Ostalgiewelle, die vor einigen Jahren durch die Fernsehsender der Republik schwappte und die noch immer nicht ganz abgeklungen sei.

Verständlicherweise, muss man hinzufügen, denn seine Erfahrungen mit dem SED-Regime zeigen, dass die DDR alles andere als heimelig war. Schneider berichtete als Zeitzeuge von der grausamen Absurdität des DDR-Alltags, grausam vor allem für Menschen wie Schneider, die mit der DDR nichts anfangen konnten.

Wenn ein 17-Jähriger, der viele Ausreiseanträge gestellt hat, um zu seinen Eltern in den Westen zu kommen, von einem Geheimdienst wie der Stasi gezielt in eine Falle gelockt wird und bei der versuchten Flucht via Bahnhof Erfurt von einer halben Hundertschaft an Spionen abgeführt wird „wie ein Schwerverbrecher“, dann kann man das nicht anders nennen als absurd.

Selbst Schneider kann nicht davon erzählen, ohne ungläubig mit dem Kopf zu schütteln. Im Grunde, so Schneider, war in der DDR jeder verfolgt, nur hätten sich viele dabei recht wohl gefühlt – sie hätten die Einschränkungen akzeptiert und sich eine Illusion von „normalem Leben“ aufgebaut. Den Schülern war vieles von dem, was sie von Schneider erfuhren, neu.

Sie waren daher auch begeistert von dem Vortrag, nicht nur, weil er von dem Referenten lebendig und unterhaltsam dargeboten wurde, sondern auch, weil er ihnen einen Blick hinter die Kulissen des paranoiden Staates im Osten Deutschland gewährte, in dem sogar die Spione noch ausspioniert wurden.