Ingolstadt
Origineller Sound

Bluesfest: Jake LaBotz & Smokestack Lightnin'

07.06.2019 | Stand 23.09.2023, 7:20 Uhr
Multitalent aus Chicago: Jake LaBotz gastierte in Ingolstadt. −Foto: lei

Ingolstadt (DK) Wenn ein Musiker wie Jake LaBotz aus Chicago sich dazu entschließt, sich und seine Songs auch in Europa bekannt und deswegen eine kleine Tour durch die Clubs diesseits des Atlantiks zu machen, dann schleppt er allein schon aus finanziellen Gründen nicht seine ganze Band mit.

Nein, er sucht sich vor Ort Kollegen, die ihn in seinem Vorhaben unterstützen. LaBotz fand sie in Smokestack Lightnin', der Band aus Nürnberg, die bereits ein halbes Dutzend eigener Alben aufgenommen hat und auch immer wieder mit Bela B. von den Ärzten zusammenarbeitet.

Beim Bluesfest-Konzert in der Ingolstädter Neuen Welt harmonieren die Herren aus Franken und Illinois hervorragend. Über weite Strecken meint man, die vier Musiker dort auf der Bühne hätten nie etwas anderes getan, als Songs wie "Inflatable Duck", "For Nickels And Dimes" oder "Dansel In Distress" zu spielen, die allesamt aus LaBotz' Feder stammen. Selbst dann, wenn der Bandchef spontan die Setlist ändert, bringt das niemanden aus der Ruhe oder in Bedrängnis. Die Nummern, die man an diesem Abend zu hören bekommt, sind im weitesten Sinne Roadsongs, handeln von Beobachtungen bei Streifzügen durchs Land, kleinen Ereignissen abseits der großen Highways, von netten Anekdoten, von Liebesgeschichten ohne Happy End. Es ist nicht etwa alles traurig und trist, was LaBotz da erzählt, realistisch aber durchaus. "The Hotel", "Hobo On A Passenger Train", "Put Me In A Hole": Allein die Songtitel verraten, wo die Reise textlich hingeht.

Die Machart der Songs ist deren Inhalt angepasst. LaBotz liebt die kleine, komprimierte Form, nicht die große Geste. Für opulente Soli ist kein Raum, die Songs kommen ganz bewusst ohne schmückendes Beiwerk aus. Manche treten vom Ablauf her lange auf der Stelle, bedienen sich eines zeitlich ausgedehnten Song- oder Bluesschemas nach Art der großen frühen Balladen Bob Dylans - nur eben elektrisch verstärkt. Einigen hätte man in der Tat etwas mehr Drive gewünscht, wenn die Band freilich das Tempo anzieht, dann sprühen durchaus auch mal so richtig die Funken und LaBotz outet sich als Vertreter des knochentrockenen Singer/Songwriter-Rock mit deutlichem Hang zum Roots-Blues.

Als Gitarrist kann man ihn vergleichen mit Allroundern wie Jimmie Vaughan oder auch Vince Gill, ausgezeichneten Instrumentalisten, die aber selten brillieren, weil ihnen der Song in der Regel wichtiger ist als die eigene Virtuosität. Auch bei LaBotz steht eindeutig das jeweilige Stück im Mittelpunkt, wenngleich natürlich auch er ganz genau weiß, was auf dem Griffbrett zu tun ist und welcher Sound zu welcher Nummer passt. Wäre am Ende nicht das in der Neuen Welt seit neuem geltende verfrühte Zeitlimit gewesen, hätte LaBotz den drei Zugabe-Songs wohl noch ein paar weitere hinzugefügt.

Karl Leitner