Regensburg
Spielerische Eleganz

Domspatzen eröffnen in St. Emmeram die Tage Alter Musik Regensburg

07.06.2019 | Stand 23.09.2023, 7:20 Uhr
Leo Deisler
Traditionsgemäß bestreiten die Regensburger Domspatzen unter der Leitung von Domkapellmeister Roland Büchner das Eröffnungskonzert des Festivals, das noch bis Montag läuft. −Foto: Deisler

Regensburg (DK) Die Tage Alter Musik Regensburg sind seit 35 Jahren mehr als nur der Wille, klassische Kompositionen in der Gegenwart erklingen zu lassen.

Die Tage voller alter Musik mit insgesamt 15 Konzerten sind in Regensburg ein Gesamtwerk aus wundervollem Klang an historischen Orten (vom Reichssaal über die Minoritenkirche und die Deutschordenskirche St. Ägidius bis zum Innenhof des Thon-Dittmer-Palais) in einem atemberaubenden Ambiente.

Den traditionellen Auftakt dazu gaben auch heuer wieder die Lokalmatadoren aus der Domstadt - die Regensburger Domspatzen unter Leitung von Roland Büchner, zum ersten Mal zusammen mit der Hofkapelle München und seinem Konzertmeister Rüdiger Lotter. Sie haben für die Missa Solemnis C-Dur die "Neue Lambacher"-Symphonie mit ihrem furiosen Sturm-und-Drang-Finale von Leopold Mozart für vierstimmigen Chor, Soli und Orchester die Basilika St. Emmeram ausgewählt.

Eine gute Wahl des Konzertorts, in der die barocken Träumereien von Wolfgang Amadeus' Vaters in der fast schon überschwänglichen Stuck- und Schnörkelarchitektur des Gotteshauses eine nahtlose Gesamtheit ergeben. Die Besucher des an beiden Tagen ausverkauften Doppelkonzerts - unter ihnen Bischof Rudolf Voderholzer - wissen das zu schätzen.

Über die Qualität des weltbekannten Knabenchores muss ohnehin nicht gesprochen werden, die Knaben bestechen in nahezu vollkommener Klangharmonie. Die geradezu perfekte Präzision des vielköpfigen Ensembles wird dabei in der spielerisch-leichtfüßigen Eleganz ihrer musikalischen Interpretationen wie selbstverständlich wahrgenommen. Leopold Mozart bietet in seiner Missa Solemnis nahezu alles, was alte Musik so reiz- und kunstvoll macht. Angefangen von schnörkeligen Koloraturen im Sopran über bombastische Chorüberfälle bis sich in den Himmel schraubende Tonfolgen aus dem Orchester. Als Solisten dürfen sich Katja Stuber (Sopran), Dorothée Rabsch (Alt), Robert Buckland (Tenor) und Joachim Höchbauer (Bass) im Zusammenwirken mit Chor und Orchester bestens aufgehoben fühlen. Wo die Altstimme von Dorothée Rabsch allerdings bisweilen vom Orchesterklang überschattet wird, brilliert Katja Stuber auch im Zusammenwirken mit der Instrumentaluntermalung. Sie bezaubert mit einem wundervoll warmherzigen klaren Sopran, mit Koloraturen wie aus durchscheinend-filigranem Zucker gezogen. Zum Zerspringen zart und dennoch federleicht und scheinbar mühelos.

Ein paar Pulsschläge lang herrscht nach den letzten Takten des finalen "Agnus Dei" atemlose Stille in dem Gotteshaus, bevor minutenlanger wohlverdienter Applaus über die Künstler hinweg schwappt.

Das komplette Programm findet man unter www. tagealtermusik-regensburg. de. Karten sind nach Auskunft der Veranstalter fast nur noch an der Abendkasse erhältlich.

Leo Deisler