Wolnzach
Ordnung in turbulenten Zeiten

Die IGN feiert heute und morgen ihr 30-jähriges Bestehen – Standards für Qualitätssicherung des Hopfens gesetzt

22.08.2017 | Stand 02.12.2020, 17:37 Uhr
Freuen sich über 30 Jahre IGN: Michael Eisenmann (von links), Zweiter Vorsitzender der IGN, IGN-Vorsitzender Georg Breitner Junior, IGN-Gründer Georg Breitner Senior und Mario Scholz, Geschäftsführer der IGN Hopfenvermarktungs- und Vertriebs GmbH. −Foto: Brenner

Niederlauterbach (dbr) Schwer waren die Zeiten für die Hopfenbauern in den 1980er-Jahren, berichtet IGN-Gründer Georg Breitner Senior: „Es gab Überproduktion, Preisverfall und Skandale.“ Zeitweise stand sogar der so wichtige Export in die USA auf der Kippe, ein Hilferuf ging an den damaligen Bundeskanzler Helmut Kohl. „Uns wurde vorgeworfen, schlechte Qualität zu produzieren“, so Breitner. Das Problem: Jeder Betrieb kontrollierte sich sozusagen selbst, es gab keinen Vergleich mit dem Konkurrenten, sodass jeder behaupten konnte, er habe den besten Hopfen.

Breitner machte sich daran, den gepflückten Hopfen unter die Lupe zu nehmen – übrigens kommt dabei auch heute noch eine echte Lupe auf den Feldern zum Einsatz, um Schädlinge auf den Pflanzen besser erkennen zu können.

Deshalb überlegte er mit Lorenz Reich und Max Weichenrieder, wie man die Qualität sichern und sich den Wünschen der Brauereien nach gleichbleibender Qualität annähern könnte. Am 11. März gründeten sie die Interessengemeinschaft Qualitätshopfen Niederlauterbach (IGN). „Am Anfang war das natürlich für alle eine unangenehme Situation – besonders für die Pflanzer“, so Breitner. Der Name Hopfenblattlaus-Zählverein machte die Runde. Doch das habe sich schnell geändert, als die 19 Mitglieder der IGN die ersten Erfolge erzielten. Regelmäßig kontrollierte ein Mitarbeiter des Hopfenrings den Boden auf Nährstoffe, beobachtete die Sortenreinheit, den Krankheits- und Schädlingsbefall, beriet die Mitglieder und überwachte auch das Pflückgut – je niedriger der Anteil von Abfall und losen Blättern umso besser.

Außerdem schlug die IGN vor, ein Bonus-Malus-System auszuarbeiten. Dieses wurde vom Hopfenpflanzerverband, dem Hopfenwirtschaftsverband und dem Hopfenring übernommen und in die Qualitätstabelle eingearbeitet. Dieses Bonus-Malus-System besagt, dass die Bauern bei schlechter Qualität Abschläge und bei guter Zuschläge erhalten. „Das hat sich schnell bewährt, jetzt wetteiferten die Bauern untereinander, wer die beste Qualität hatte“, erzählt Breitner. Insgesamt habe sich so die Qualität der Hallertauer Hopfen über die Jahre aneinander angepasst, sagt sein Sohn, Georg Breitner Junior, IGN-Vorsitzender.

Diese Erzeugungsregeln, die heute noch der Leitfaden für jedes IGN-Mitglied sind, wurden dann 1990 bei der Einführung des Neutral Kontrollierten Vertrags-Anbaus (KVA) ergänzend übernommen. Im KVA sind heute nicht mehr so viele Mitglieder, „weil unsere Standards heute ohnehin Gesetz sind“, erklärt Michael Eisenmann, Zweiter Vorsitzender der IGN. Allerdings würden es einige Brauereien nutzen, wenn sie einen direkten Bezug zu ihrem Pflanzer wünschten, so Eisenmann.

Im August 1990 wurde zusätzlich die IGN Hopfenvermarktungs- und Vertriebs GmbH gegründet, „weil wir unseren Hopfen auch vermarkten wollten“, erklärt Breitner Senior. Damals waren 23 Gesellschafter dabei, heute sind es 29. Auch die IGN ist gewachsen: 76 Pflanzerfamilien aus der gesamten Hallertau sind hier organisiert. Damit ist auch der Mitarbeiterstamm der IGN größer geworden: Anfangs wurden die Aufgaben noch ehrenamtlich erledigt, heute zählen vier Stellen und sogar ein Lehrling dazu.

DAS PROGRAMM

Heute und morgen feiert die IGN ihr Jubiläum. Die Tagesordnungspunkte im Überblick:

Heute, 17 Uhr: Georg Breitner Jun., Vorsitzender der IGN, begrüßt die Gäste

20 Uhr: Rückblick auf die Jahre 1987 bis 2017

Morgen, 10 Uhr: Weißwurstfrühstück, Mario Scholz, Geschäftsführer der IGN Hopfenvermarktungs- und Vertriebs GmbH, richtet ein Grußwort an die Gäste. Hans Peter Friedrich, stellvertretender Fraktionsvorsitzender der CDU/CSU-Fraktion im Bundestag, hält ein Referat zum Thema „Landwirtschaft – Rückgrat des ländlichen Raums“

12.45 Uhr: Michael Eisenmann, Zweiter Vorsitzender der IGN, und Johann Pichlmaier, Präsident des Verbandes deutscher Hopfenpflanzer, geben eine Ernteeinschätzung sowie einen Überblick zur aktuellen Welthopfensituation, zudem gibt es ein Referat von Ludwig Narziss zu „Hopfen – Aspekte von der Sorte bis zur Technologie“

14.15 Uhr: Besichtigung der Hopfenbestände vor der Ernte, anschließend Brotzeit | WZ