Neuburg
Ois is Rock’n‘Roll – nach wie vor

14.07.2013 | Stand 02.12.2020, 23:54 Uhr

Sie brachten Schwung und vor allem Rhythmus in den Neuburger Schlosshof: Die Spider Murphy Gang um Leadsänger Günther Sigl - Foto: Hammerl

Neuburg (ahl) Sie sind gesetzter geworden, aber sie fetzen immer noch, die unverwüstlichen Grandseigneurs des bayerischen Rock’n‘Rolls. Und auch die nächsten zehn, 20 oder 30 Jahre zieht die Spider Murphy Gang die „Rock’n‘Roll-Schuah“ nicht aus.

Verspricht jedenfalls Leadsänger Günther Sigl, „obwohl, derweil seid’s ihr auch schon ganz schön alt“. Das stimmt nur teilweise, denn die 1130 Zuhörer im Neuburger Schlosshof sind bunt gemischt, von ganz jung bis maximal zu Sigls eigenem Jahrgang. Aber mit dem Alter lässt sich wunderbar kokettieren und das nutzt er, ob er nun vergessen zu haben scheint, in welcher Stadt er sich gerade befindet – gut, dass Gitarrist Barny Murphy einflüstert – oder „die Rosi“ grüßt und sich fragt, wie es der nun geht, schließlich sei sie ja auch in die Jahre gekommen.

 

Auf die Rosi lassen die sieben Altrocker die Konzertbesucher lange warten – der „Skandal im Sperrbezirk“ wird die erste von letztlich vier Zugaben. Bis dahin geht es gut zwei Stunden lang – die ausgedehnte Pause abgerechnet – einmal quer durch den Rock’n‘Roll. Kostproben von Elvis Presley, nach dessen Lied „Jailhouse Rock“ sich die Band einst genannt hatte, gibt es ebenso wie von Chuck Berry, aber auch einen herzigen Jodler bringt Sigl zuwege, denn „alles muss raus, hat mein Psychotherapeut gesagt“. Der Songwriter, Leadsänger und Geschichtenerzähler hat nicht nur seine Musiker, sondern auch die Zuhörer gut im Griff, bringt sie unschwer zum Mitklatschen oder –singen und ab und an stehen auch einige an ihren Plätzen auf und wagen in den wenigen Freiräumen im traumhaften Ambiente des Schlosshofes ein paar Tanzschritte.

Schmelzende Rockballaden wie „Rosmarie, das Mädel aus der Au“ von Michael Busse, dem früheren Keyboarder der Band, die „Schöne Münchnerin“, „Unterm Kastanienbaum“ aus der Sommerhittrilogie oder „Sommer in der Stadt“ wechseln mit fetzigen Songs, Spider Murphy sagt „Pfüati Gott Elisabeth“, lässt die „Schickeria“ auferstehen, und überall nicken Köpfe, klopfen Füße auf dem Boden oder wiegen sich Körper im Takt.

Otto Staniloi (Sax) und Ludwig Seuss (Tasten) kommen mit Solopartien gut heraus, und greifen zum Beweis für „Mir san a bayrische Band“ auch mal zu Tuba und Ziach, die sie ebenso akkurat beherrschen wie Sax und Piano. Murphys mitreißende Gitarrenklänge im Chuck-Berry-Stil, Rhythmus von Willie Duncan, dem „weltweit einzigen Schotten, der bayrisch singt“ und noch dazu als Linkshänder die Gitarre verkehrt herum hält, ihr aber dennoch den perfekten Rhythmus entlockt, unterstützt vom Schlagzeug mit Paul Dax und Perkussionist Dieter Radig – all das zusammen macht den unverwechselbaren Spider-Murphy-Sound aus, dem die Jahre wenig anhaben konnten. Am Ende stehen alle im Schlosshof, klatschend, tanzend oder singend – auf die nächsten 30 Jahre, Spider Murphy!