Schwaig
Ohne Ton, aber nicht lautlos

Stummfilmkino begeistert in Schwaig die Besucher

26.06.2017 | Stand 02.12.2020, 17:52 Uhr

Foto: Susanne Lamprecht

Schwaig (DK) Erst wird es dunkel im Saal und dann für einen kurzen Moment vollkommen still. Unzählige neugierige Kinderaugen blicken gebannt auf die Leinwand. Und dann geht es auch schon los. Der Projektor summt und lässt, zur Verwirrung der Kinder, zuerst einen kurzen englischen Text erscheinen. Dann aber klimpert das Klavier los, und schon die ersten Bilder von "Monkey Business - Die kleinen Strolche" lassen die Kinder und auch die Erwachsenen im Raum laut auflachen.

Wieder einmal zeigte sich bei den beiden Vorführungen eines Stummfilm-Wanderkinos am vergangenen Freitag in der Appel-Seitz-Stiftung, dass gute Unterhaltung nicht immer modernste Technik braucht.

"Ich habe das im Fernsehen gesehen und gedacht, das brauchen wir in Schwaig auch", erzählt Karl Friedl, Vorsitzender der Dorfbühne Schwaig. Die übrigen Vorstandsmitglieder waren schnell überzeugt, der passende Kontakt im Internet ebenso schnell gefunden. Und dann galt es erst einmal zu warten, denn das Wanderkino Stummfilm und Musik von Gunthard Stephan und Tobias Rank ist gefragt in der ganzen Republik und darüber hinaus.

Getourt wird dabei vor allem in der warmen Jahreszeit, denn normalerweise finden die Vorstellungen draußen statt. Der uralte rote Deutz Magirus, mit dem die beiden unterwegs sind, fährt dann seine Leinwand aus und wird zur Bühne für Stars längst vergangener Epochen.

Charlie Chaplin, Buster Keaton und die kleinen Strolche flimmern dann über die Leinwand und begeistern regelmäßig Groß und Klein. Wie es sich für einen ordentlichen Stummfilm gehört, natürlich ohne Ton, aber nicht lautlos. Denn die passende Musik zum Film steuern Stephan an der Violine und Rank am Klavier selbst bei.

"Wir sind Berufsmusiker und betreiben jetzt seit 18 Jahren dieses Kino", erzählt Rank und fügt schmunzelnd hinzu: "Und es macht immer noch sehr viel Spaß." Genau das sieht man auch, als er und sein Kollege - ausnahmsweise einmal unter einem festen Dach - am Rand der Dorfbühne stehen und mit Blick ins Publikum den Ton zum Film liefern. Konzentriert blicken sie drein, immer wieder huscht aber auch ein Schmunzeln über ihre Gesichter. Manchmal, wenn das Publikum laut loslacht. Dann wieder kurz davor. Schließlich wissen die beiden genau, was gleich kommt. Die Filme, die sie zeigen, kennen sie wie ihre Westentasche: "Wir suchen Filme aus, die uns selbst ansprechen. Manchmal gibt es natürlich auch etwas zu einem Jubiläum, dem Lutherjahr oder so, in der Regel aber müssen wir den Film einfach mögen, und dann schafft er es auch ins Programm", sagt Rank.

Den Geschmack der kleinen Besucher, die am Nachmittag auf Einladung der Appel-Seitz-Stiftung zur Kindervorstellung gekommen sind, scheinen sie jedenfalls getroffen zu haben, und auch für die Erwachsenenvorstellung am Abend hatten sich viele Besucher angekündigt.

Uneinigkeit herrschte bei den kleinen Kinobesuchern lediglich darüber, was denn nun am besten war: "Der Affe", lautete das Urteil eines kleinen Mädchens. "Nein, der Mann mit dem lustigen Hut", fand ihr Bruder. So oder so, schön und etwas ganz Besonderes, das man heute sicherlich nicht mehr jeden Tag sieht, war das "Kino mit ohne Ton, aber Musik", auf jeden Fall für die großen und kleinen Besucher, ermöglichte es ihnen doch, einen Blick in eine längst vergangene Zeit zu werfen und dabei vielleicht mehr Spaß zu haben als bei manch modernem Spektakel.