München
Ohne großen Glanz vorzeitig ins Achtelfinale

FC Bayern tut sich beim 2:0 gegen Piräus lange Zeit schwer – Lewandowski und Perisic treffen

06.11.2019 | Stand 23.09.2023, 9:20 Uhr
Die Münchner Spieler feiern das 1:0 durch Robert Lewandowski. −Foto: Sven Hoppe/dpa

München (DK) Arbeitssieg im Spiel Nummer eins nach der Niko-Kovac-Ära: Der FC Bayern hat am Mittwochabend dank eines 2:0 (0:0) gegen Olympiakos Piräus vorzeitig das Achtelfinale der Fußball-Champions-League erreicht. Aber ob nun unter Interimscoach Hansi Flick tatsächlich vieles besser wird – auf diese Frage gab diese Partie definitiv keine Antwort. Hierfür war der Kontrahent aus Griechenland schlichtweg zu schwach.

Zugegeben, Olympiakos hat bereits 44 nationale Meistertitel in den Büchern stehen. Seit seinem gestrigen Auftritt in der Allianz Arena muss der Nobelklub allerdings auch schon 44 Auswärtspleiten in der europäischen Königsklasse sein Eigen nennen - kein Klub kassierte bislang mehr. Ja, so sah ein Auftaktgegner nach Maß aus. Beziehungsweise ein Gegenüber, gegen den alles andere als ein Dreier eine kleine Blamage gewesen wäre.

Trotzdem dachte Flick nicht daran, auf die künstlerische Note zu setzen. Also: Philippe Coutinho und Thiago zunächst auf die Bank - dafür Joshua Kimmich, Leon Goretzka sowie Thomas Müller ins Mittelfeldzentrum. Deutsche Wertarbeit anstatt südländischer Kreativität? So schien zumindest der Plan - gegen eine Olympiakos-Elf, die praktisch von der ersten Minute an besten griechischen Abwehrbeton anrührte.

Die Münchner bemühten sich ja, Mittel gegen das Defensivbollwerk zu finden - redlich, nimmermüde. Allerdings fehlten ihnen hierbei tatsächlich die zündenden Ideen, am Strafraum von Olympiakos war so gut wie immer Schluss mit lustig. Klug herausgearbeitete Topchancen des FCB im ersten Durchgang? Absolute Mangelware. Einen 20-Meter-Schuss von Goretzka griff Gästekeeper Jose Sa zwar erst im Nachfassen (5.), und auch gegen Kingsley Coman (34.) sowie Müller (35.) musste der aus Portugal stammende Schlussmann sein Können zeigen – aber insgeheim hatte man von den Roten mehr erhofft. Nichts war´s mit einer spektakulären Trotzreaktion nach der Kovac-Trennung. Vieles glich vielmehr dem Münchner Trott aus den vergangenen Tagen und Wochen – mit unendlich viel eigenem Ballbesitz, jedoch ohne echte Effizienz in der Offensive. Daran konnte auch ein eher zufälliger Pfostentreffer von Benjamin Pavard unmittelbar vor dem Pausenpfiff nichts mehr ändern (45.). Flicks Fazit nach dem ersten Durchgang: „Wir haben zwar immer wieder versucht, zu verlagern, um zu Räumen zu kommen – trafen dabei aber gleich mehrere Male die falschen Entscheidungen.“

Die zahlende Kundschaft auf den Tribünen zeigte sich trotzdem wohlwollend, quittierte das in den ersten 45 Minute (nicht) Gesehene überraschenderweise mit Applaus – und nicht mit Pfiffen. Ihre Mannschaft dankte es den Fans dann nach dem Seitenwechsel - mit noch mehr Engagement, mit noch mehr unbedingtem Willen. Nur mit dem erlösenden Führungstreffer wollte es einfach nicht klappen. So kam Goretzka nach verlängerter Freistoßhereingabe völlig frei aus fünf Metern Torentfernung zum Kopfball (50.), Coman probierte es allein aus spitzem Winkel (60.) - um doch wieder am beide Male sensationell reagierenden Sa zu scheitern.

In einer solch diffizilen Lage konnte nur noch einer helfen – nämlich Robert Lewandowski, die Mensch gewordene Torgarantie der Münchner: Eine keineswegs angenehme Hereingabe von Coman nahezu auf Kniehöhe reichte dem Polen bereits aus, um die Kugel mit dem rechten Fuß am verdutzten Sa vorbei ins kurze Eck zu setzen – 1:0 (69.). Endlich. „Wir haben den Gegner so zurechtgelegt, wie ihn wollten – und dann einen verdienten Sieg eingefahren“, meinte Kapitän Manuel Neuer: „Das war an diesem Abend das Wichtigste.“ Müller sah es ebenso, räumte aber auch ein: „Bei allem Arbeitsaufwand hat uns doch ein bisschen der Glanz gefehlt. Wir haben insgesamt ein ordentliches Spiel abgeliefert – nicht mehr, aber auch nicht weniger.“

Eine Koproduktion zweier Joker im Anschluss an einen schnellen Konter – Corentin Tolisso bereitete mustergültig vor, Ivan Perisic schloss entschlossen aus kurzer Distanz ab – zerstörte mit dem 2:0 in der 89. Minute auch allerletzte Zweifel an einen FCB-Heimsieg. Übrigens, der Vollständigkeit halber: Coutinho kam am Mittwoch nur für wenige Sekunden in der Nachspielzeit zum Einsatz, Thiago musste sogar ganz draußen bleiben.

Egal, im Münchner Lager strahlten sie dennoch um die Wette. Vor allem Nationalkeeper Manuel Neuer wirkte erleichtert - weil es die Seinen nach vielen Partien endlich mal wieder schafften, „zu Null“ zu spielen. „Natürlich war das eminent wichtig“, so der deutsche Nationalkeeper: „Und das sage ich sogar mit Ausrufezeichen.“

Nun gilt es für den FCB, den Blick sofort nach vorne zu richten - auf den deutschen „Classico“ gegen Borussia Dortmund am Samstagabend. „Wir müssen uns schnellstmöglich regenerieren, um dann wieder alles in die Waagschale werfen zu können“, erklärte Flick: „Alles andere, was danach sein könnte, auch mit meiner Person, interessiert mich nicht.“

Roland Kaufmann