Zum Artikel "Das Sterben läuft nebenher"
Nur mehr verwahrt

25.09.2018 | Stand 02.12.2020, 15:36 Uhr

Zum Artikel "Das Sterben läuft nebenher" (PK vom 14. September):Vielen Dank für diesen Artikel, der das Elend und Dahinsiechen in deutschen Pflegeheimen (leider) eindrucksvoll beschreibt.

Als examinierter Altenpfleger kann ich all das nur bestätigen. Alte Menschen werden nur mehr verwahrt und warten quasi auf den Tod.

Auch das im Artikel erwähnte "Sofortprogramm" von Gesundheitsminister Spahn ist nur ein Tropfen auf den heißen Stein. Spätestens, wenn jede neue Stelle im Krankenhaus voll finanziert wird, werden auch Altenpflegefachkräfte dorthin abwandern. Herr Spahn lässt die Altenpflege gegen die Wand fahren.

Dabei wäre vieles so einfach: Wir brauchen endlich ein Einwanderungsgesetz nach kanadischem Vorbild (Punktesystem), damit Fachkräfte mit Deutschkenntnissen auf mindestens B2-Level rasch einwandern und beruflich anerkannt werden; es muss die Digitalisierung und Entbürokratisierung vorangetrieben werden, damit Pflegende endlich entlastet werden; es braucht eine gezielte Förderung von Assistenzsystemen, damit Menschen länger selbstständig zuhause bleiben können. Es muss aber auch darüber geredet werden, was Pflege eigentlich ist, was sie soll und darf.

Und wir brauchen eine ehrliche und offene Diskussion darüber, was der Gesellschaft gute Pflege wert ist. Ist es wirklich sinnvoll, fortlaufend den Beitrag zur Pflegeversicherung immer weiter zu erhöhen und Arbeitnehmer weiter über Gebühr zu belasten, anstelle bei vollen Kassen diese eher zu entlasten?

Viel eher braucht es für die Pflegevorsorge eine weitere steuerliche Förderung der privaten Pflegezusatzversicherung als zweite Säule und vor allem einen Bundeszuschuss zur Pflege. Das wäre ein Zeichen, das Pflegeempfängern, Pflegekräften und der Bevölkerung wieder Hoffnung schenkt.
Sascha Rakers

München