Eichstätt
"Nur ein symbolischer Betrag"

Gebäudeunterhalt verschlingt zu viel: Zwei Eichstätter Stiftungen können ihrem eigentlichen Zweck nicht nachkommen

17.06.2015 | Stand 02.12.2020, 21:11 Uhr

Das Wappen an der Fassade des Dom-Augusto-Hauses erinnert an den Stifter. - Fotos: baj

Eichstätt (baj) Das ist sicher nicht im Sinne der Stifter gewesen: Sie hatten einst hehre Absichten und verfolgten Ziele zum Wohl von bedürftigen Menschen. Doch die profitieren schon längst nicht mehr davon, weil schlicht kein Geld da ist, das ausgeschüttet werden könnte. Die Rede ist von der Dom-Augusto-Stiftung und der Dom-Apotheke Friedrich-Scheidler’sche Stiftung, beide in Eichstätt. Sie werden von der Stadt Eichstätt verwaltet und bei der Sitzung der Stiftungsausschüsse am Dienstag kam das Dilemma deutlich zur Sprache. Auch wenn es während der Sitzung niemand so deutlich formulierte, steht möglicherweise die Auflösung der Stiftungen im Raum. Jedenfalls müsse sich der Stadtrat grundsätzliche Gedanken machen.

Die Dom-Augusto-Stiftung hat die Aufgabe, im Altenheim der Heilig-Geist-Stiftung Freiplätze für besonders hilfsbedürftige Personen aus der Stadt Eichstätt bereitzustellen. Der Zweck der Friedrich-Scheidler’schen Stiftung ist zweigeteilt. Einerseits sollen die erwirtschafteten Gelder ebenfalls ins Heilig-Geist-Spital fließen und zum anderen der medizinischen Versorgung im Krankenhaus zugutekommen.

Nur schüttet die Dom-Augusto-Stiftung den eher symbolischen Betrag von 2000 Euro jährlich aus, die Scheidler’sche Stiftung keinen Cent. Und daran wird sich so schnell nichts ändern. Der finanzielle Grundstock beider Stiftungen besteht in Immobilien, hochwertigen Baudenkmälern, deren Unterhalt ein Vermögen verschlingt. Da bleibt für den Stiftungszweck so gut wie nichts mehr übrig.

Das Haus der Dom-Augusto-Stiftung am Domplatz ist vermietet. Im Erdgeschoss befindet sich die Tourist-Info der Stadt sowie die Firma Jura Marble Suppliers, im ersten Obergeschoss die Volkshochschule und Depoträume der Stadt, im zweiten Obergeschoss eine Allgemeinarztpraxis und wieder Depoträume. Die Mieteinnahmen und Zuweisungen von rund 96 000 Euro im vergangenen Jahr können sich zwar sehen lassen, aber auch Gebäude- und Grundstücksunterhalt und weitere Betriebskosten sind erheblich. Vor allem fließt viel Geld in die Rücklagen; für heuer sind 34 500 Euro geplant. „Ende 2015 werden die Rücklagen 627 000 Euro betragen“, erklärte Kämmerer Alois Wittmann. „Wir müssen ansparen für eine künftige Sanierung“, erklärte er die Höhe der Summe. In den Fensterstürzen und am Gesimse seien bereits jetzt Risse zu sehen. Und bei einer grundlegenden Sanierung sei sehr schnell die Millionen-Grenze überschritten.

Immerhin schüttet die Dom-Augusto-Stiftung, 1836 vom Herzog von Leuchtenberg ins Leben gerufen, seit 2010 wieder Geld aus: 2000 Euro, was von allen Ausschussmitgliedern als symbolischer Betrag angesehen wurde. Aber zwischen 1964 und 2009 gab es gar nichts. „Man fragt sich, was die Stiftung für die alten Menschen bringt“, sagte Richard Nikol. Da müsse man eine grundsätzliche Diskussion führen. Auch sei der ursprüngliche Stiftungszweck inzwischen von der Sozialgesetzgebung überholt, erklärten seine Kollegen im Ausschuss, OB Andreas Steppberger und Bürgermeisterin Claudia Grund.

Immerhin plagen die Dom-Augusto-Stiftung derzeit keine Schulden. Da sieht es bei der Friedrich-Scheidler’schen Stiftung anders aus. Auch hier besteht das Vermögen in einem Gebäude am Domplatz, einem Gabrieli-Bau. Untergebracht sind die Dom-Apotheke und eine Arztpraxis. Die Mitte der 1960er Jahre gegründete Stiftung leidet noch unter den Folgen einer Generalsanierung in den Jahren 2000 und 2001. Der Schuldenstand betrug Ende 2014 rund 271 000 Euro. Für die Tilgung müssen heuer fast 26 000 Euro aufgebracht werden. Auch die Unterhaltskosten für das Haus schlagen ordentlich zu Buche. Anfang des Jahres gab die marode Klimaanlage endgültig ihren Geist auf. „Da war Gefahr in Verzug“, sagte der Kämmerer. Die Klimaanlage musste komplett erneuert werden. Die Kosten belaufen sich auf rund 30 000 Euro. Dafür mussten sogar die Rücklagen angegriffen werden. Eine Ausschüttung ist unter diesen Umständen jetzt und in naher Zukunft nicht möglich.

Dabei sei es vom Stifter gut gemeint gewesen, seufzte Claudia Grund. „Damals gut gemeint, heißt heute nicht gut gemacht“, erwiderte Adalbert Lina.