Ingolstadt
Nur ein paar Treppenstufen

Offenes Gespräch beim Theaterintendanten – Bürger und Nutzer diskutieren über eine mögliche Umgestaltung des Donauufers

08.05.2015 | Stand 02.12.2020, 21:19 Uhr

Gesprächsrunde: Rund 20 Zuhörer folgten am Donnerstagabend der Einladung von Knut Weber (stehend) und diskutierten zusammen mit dem Architekten über die Möglichkeiten einer Umgestaltung des Donauufers beim Stadttheater - Foto: Brandl

Ingolstadt (DK) Am liebsten hätte er das Thema wohl ausgeklammert – der Architekt aus Darmstadt. Doch ganz kam er in seinen Ausführungen um das geplante und vieldiskutierte Kongresshotel nicht herum, als Klaus Trojan, dessen Büro vor zwei Jahren mit seinem Entwurf den Ideenwettbewerb zur Neugestaltung der Schlosslände gewonnen hat, am Donnerstagabend im Rahmen einer öffentlichen Gesprächsrunde im Büro von Stadttheaterintendant Knut Weber, zum Meinungsaustausch mit potenziellen Nutzern und Bürgern über sein städteplanerisches Konzept zur Verfügung stand.

Es blieb allerdings bei einer kurzen Episode, angestoßen von Stadträtin Veronika Peters, die erneut ihren Unmut über die Dimensionen des mehrfach kritisierten Bauvorhabens nahe der Donau bekräftigte. Trojan machte jedoch klar, dass das Hotel nicht in seinen eng umzirkelten Aufgabenbereich falle. Der umfasse ausschließlich die Öffnung des Donauufers auf Höhe des Stadttheaters zur Altstadt hin. „Man lebt gut in Ingolstadt“, sagte der Hesse mit umfangreichen Referenzen. „Aber man erreicht den Fluss nicht, muss hierzu die Straße überwinden.“ Wie also geht Ingolstadt mit der Donau um? Das war dann auch die von Gastgeber Weber formulierte Kernfrage des Abends.

Trojans Ideen stießen bei den rund 20 Zuhörern nicht nur auf Zustimmung. Es seien keine unerreichbaren Visionen, die er geschaffen habe, betonte er während seines einführenden Vortrags, in dessen Mittelpunkt er die Architektur des Stadttheaters stellte. Einigen Leuten erschienen sie jedoch nicht visionär genug, wie sich beim anschließenden Meinungsaustausch herausstellen sollte. Es gehe doch nicht nur um jene 500 Meter Ufer entlang des Theaters, sondern um vier Kilometer Donaukante, meinte ein älterer Besucher. Ein junger Mann wurde deutlicher: „Nur ein paar Treppenstufen, das ist zu wenig um mich zu begeistern“, sagte er und meinte damit das Herzstück des Entwurfs, die verkehrsberuhigte Promenade, die vom Theater aus möglichst flach den Höhenunterschied bis zum Nordufer der Donau überwinden soll. Auch er wünschte sich einen größeren Einzugsbereich zur Umgestaltung.

„Zu wenig radikal“, so formulierte es ein anderer Herr, der den Straßenverkehr an der Donaulände gerne unter der Erde sähe. Dies hätten die Rahmenbedingungen der Ausschreibung jedoch nicht zugelassen, erklärte Trojan. Das Votum der Stadt sei eindeutig gewesen: Kein Tunnel, so der Architekt weiter. Er merkte noch an: „Vielleicht ist das ein Fehler gewesen.“ Der verkehrsberuhigte Bereich sei jedoch so ausgestaltet, dass Fußgänger privilegiert seien. Aus dem oberirdischen Parkplatz könne aber keine „Festwiese“ werden, meinte er außerdem. Denn dieser sei – wie der Theaterbau selbst – denkmalgeschützt. Trojans Frau Verena erläuterte noch dahingehend, dass es sich bei dem Entwurf um ein Modell handelt, das nicht das Leben und Arbeiten in dem neu gestalteten Umfeld betone, sondern die Freizeitgestaltung. Es solle zum Promenieren einladen. „Das machen bei uns bisher nur die Hundebesitzer“, sagte sie.

Zu Wort kamen auch potenzielle Nutzer des nördlichen Donauufers. Unter ihnen Ansgar Reiß, Direktor des Bayerischen Armeemuseums, der feststellte, dass der Donausteg als wichtige Verbindung in einer Blockade endet und deshalb verändert werden müsse, wofür er spontan Applaus aus dem Publikum erhielt. Simone Schimpf, Leiterin des Museums für Konkrete Kunst, hielt es für eine „wichtige Stoßrichtung“, dass der Ort zu einer Kulturmeile mit Kunst im öffentlichen Raum werde, wünschte sich jedoch mehr Gestaltung mit Licht und nicht nur das bloße Aufstellen von Skulpturen.