Ingolstadt
Nur der Denkmalschutz ist dagegen

Stadt und Investor Jürgen Kellerhals stellen Pläne für Körnermagazin-Gelände öffentlich vor

10.04.2019 | Stand 23.09.2023, 6:35 Uhr
  −Foto: Johannes Hauser

Ingolstadt (DK) So schnell wie möglich soll die Sanierung und Gestaltung des Geländes rund um das Körnermagazin in Angriff genommen werden. Das ist die Botschaft der ersten öffentlichen Veranstaltung zu dem Thema mit Bürgern, Investor Jürgen Kellerhals und den Stadtplanern. Allerdings gibt es noch mehr als nur einige Details zu klären.

"Aus meiner Sicht könnt's losgehen", sagte Kellerhals am Dienstagabend bei der Infoveranstaltung der Stadt an der Technischen Hochschule (THI). Auch er sprach von einem "Schandfleck", den man beseitigen müsse. "Da müssen wir gar nicht diskutieren." Von ihm sei die Misere aber nicht verursacht worden. Jahrelang hatten Stadt und Kellerhals gegeneinander prozessiert, es ging um Abriss oder Erhalt, Denkmalschutz oder nicht von Körnermagazin und Remise, und sicher auch ums Prinzip. Jetzt aber, so betonten sowohl Kellerhals als auch Stadtbaurätin Renate Preßlein-Lehle, sei gegenseitiges Vertrauen spürbar. Und so hatte man auch zusammen einen Planungswettbewerb ausgerufen - den der Entwurf des renommierten Kölner Architekten Peter Böhm gewann.

"Ein ganz besonderes Projekt", lobte sich Böhm selbst. Der Architekt betonte, wie gut sich dieses neue Quartier hin zur THI öffne, zur Begegnungsstätte werde, trichterförmig zum Alf-Lechner-Museum hinführe und einen hochwertigen Beginn der Altstadt markiere.

Im Mittelpunkt der Entwürfe stehen drei Gebäude und ihr Umfeld: Da wäre das fünfgeschossige Körnermagazin, das in seiner Substanz erhalten bleiben und Studentenwohnungen in den oberen Stockwerken sowie im Erdgeschoss Büros für Start-ups oder Arbeitsplätze für Studenten beherbergen soll. Davor direkt an der Esplanade die Remise mit einem Aufsatz von zwei Geschossen mit Glasfassade. In dem Bau stellen sich Architekt und Investor vor allem Büros vor - zum Beispiel für die THI. Im Erdgeschoss zieht Gastronomie ein. Zwischen Remise und Körnermagazin, wo sich jetzt noch ein nicht denkmalgeschützter Zwischenbau befindet, könnte ein luftiger Platz entstehen und darunter eine Tiefgarage. Drei weitere fünfgeschossige Wohngebäude sind Richtung Elisa-Seniorenstift vorgesehen, ein Gebäude soll sich sogar direkt an das längliche Elisa-Gebäude an der Esplanade anschließen.

Zurückgesetzt, auf Höhe des Körnermagazins, ist ein achtgeschossiger Turm geplant, der das Erscheinungsbild der Remise aufgreift: Ziegelbauweise in den unteren Geschossen, oben Glasfassade. Hier soll ein Hotel entstehen - und auch hier will Investor Kellerhals Gastronomie.

"Ein so hohes Gebäude ist an der Stelle möglich", sagte Renate Preßlein-Lehle. "Es ist mutig und toll - für ein neues Ingolstadt." Es bleiben aber einige offene Fragen: zum Beispiel, ob das Heizkraftwerk zwischen Körnermagazin und Stadtmauer entfernt werden kann. Das Signal aus dem Gestaltungsbeirat sei deutlich gewesen, dass man nicht beim Körnermagazin Halt machen solle, erklärte Preßlein-Lehle. Man werde prüfen lassen, inwieweit sich dort etwas verändern lasse. Den Museumsvorplatz und den Übergang zu Elisa müsse man sich ebenfalls ansehen. Auch der Aufbau für die Remise wird noch ein Thema sein. "Es gibt eine total ablehnende Haltung des bayerischen Landesamtes für Denkmalschutz", sagte die Stadtbaurätin. Es werde die Aufgabe des Architekten sein, zu zeigen, dass die Remise nach wie vor in ihrer ursprünglichen Gestalt erkennbar sei.

Im Gespräch mit den gut 60 Besuchern und der Moderatorin des Abends, Isabella Kreim, ergaben sich weitere Punkte: Böhm versicherte, dass der Schattenwurf des Turms kein Problem für die Außengastronomie werde, dass das Museum damit auch nicht abgewertet würde. Und die Stadtbaurätin erklärte zum Thema Verkehr, dass man sicher auch an der Esplanade etwas tun müsse. Was für eine Art Hotel aus dem Turm werden soll, darauf wollte sich Kellerhals noch nicht festlegen, genausowenig darauf, ob in der Remise nicht auch ein Kreativzentrum unterkommen könnte.

Alle im Saal interessierte natürlich auch, wann die Bauarbeiten beginnen. Es existiere ein Bebauungsplan aus den 90ern, der noch eine Nutzung für die THI und einen Abriss des Körnermagazins vorsehe, sagte Preßlein-Lehle. "Am einfachsten wäre es, diesen Bebauungsplan zu ändern. Und dann kann's schnell gehen." Sie schlug Kellerhals vor, möglichst bald den Zwischenbau abzureißen. Dabei könne er schon den Boden für die Tiefgarage beproben lassen, während das vorhabenbezogene Bebauungsplanverfahren seinen Weg durch die Gremien gehe.

Im Saal saß auch Daniel McLaughlin, Kurator des Lechner-Museums, der bei manchem Punkt skeptisch dreinblickte. Nach der Veranstaltung suchte er das Gespräch mit Investor und Stadtbaurätin. "Das Ganze ist ja noch im Prozess", erklärte er gestern gegenüber dem DK. "Und es geht jetzt darum das Momentum zu nutzen und nicht, Hindernisse zu setzen." Die Stadt werde noch einiges prüfen, ebenso der Architekt - und der Investor: "Er scheint da sehr offen zu sein."
 

Thorsten Stark