Ingolstadt
"Wir sind weniger schlecht als andere"

Laut Klimatest des ADFC hat Ingolstadt seine Benotung als Fahrradstadt nicht verbessern können - bundesweit Platz sieben

10.04.2019 | Stand 02.12.2020, 14:13 Uhr
  −Foto: Hauser

Ingolstadt (DK) Als Fahrradstadt hat sich Ingolstadt in den vergangenen Jahren nicht verbessern können.

Die Zeugnisnote, die der ADFC im aktuellen Fahrradklimatest vergibt, ist mit 3,7 sogar etwas schlechter als 2012 und 2014 ausgefallen. Das reicht allerdings, wie berichtet, immer noch für einen Platz im Vorderfeld vergleichbarer Städte. "Auf einen Vierer ist niemand stolz", quittiert Thomas Kirchhammer das Testergebnis, ein langjähriger Vorkämpfer des Allgemeinen Deutschen Fahrradclubs in Ingolstadt. Als erfahrener Radler will er zwar nicht so weit gehen und die Schanzer Schulnote mit "Unter Blinden ist der Einäugige König" kommentieren - "zumindest hell und dunkel kann man schon unterscheiden" -, aber sein nüchternes Fazit lautet: "Ingolstadt ist weniger schlecht als andere. Man kann hier fahren, aber es werden keine Leute animiert, zusätzlich zu fahren. " Der Test gebe eben die Meinung derjenigen wieder, "die schon mit dem Rad fahren".

In der Größe zwischen 100000 und 200000 Einwohnern belegt Ingolstadt bundesweit Platz 7 von 41, bayernweit schneidet nur Erlangen unter den Vergleichsstädten besser ab, während Regensburg, Fürth und Würzburg im ADFC-Test hinter der Schanz landen.

Als Pluspunkte wertet der Test die regelmäßige Reinigung der Radwege, deren Breite und das sichere Fahren auf Radwegen und Radfahrstreifen, als negativ vermerkt der ADFC in Ingolstadt das mangelnde Angebot an Leihrädern, die wenig attraktive Fahrradmitnahme in öffentlichen Verkehrsmitteln und die unzureichende Wegweisung für Radfahrer.

Eine Online-Umfrage des Fahrradclubs gibt auch wichtige Hinweise auf den Stellenwert des Radverkehrs in der jeweiligen Stadt. Besonders gut finden die Schanzer die Erreichbarkeit ihres Stadtzentrums per Rad. Ihre Note fällt hier mit 2,3 aus. Überhaupt kann man in Ingolstadt als Radler seine Ziele "zügig und direkt" erreichen (Note 2,8), für die Öffnung von Einbahnstraße in Gegenrichtung gibt es eine ordentliche 3,0, ebenso für den verbreiteten Eindruck, dass alle Altersgruppen und nicht nur Spezialisten mit dem Rad fahren (Note 2,9).

Mehr so mittelprächtig sind die Eindrücke der Befragten, wenn sie sich entscheiden sollen, ob in der Stadt "in jüngster Zeit besonders viel für den Radverkehr getan" oder "kaum etwas für den Radverkehr getan" wurde. Eine knappe Mehrheit beantwortet die Frage positiv (Gesamtnote 3,7).

Etliche Minuspunkte kommen in der Befragung ebenfalls zusammen. Zum Beispiel das Ärgernis, dass die Radwege allzu oft von Autofahrern zugeparkt und solche Verstöße viel zu großzügig geduldet werden (Note 4,4). Offensichtlich ist die Meinung auch weit verbreitet, dass die Ampelschaltungen nicht gut genug auf den Radverkehr abgestimmt sind (4,3).

Die schlechtesten Noten bekommt das Thema der nicht öffentlich und preisgünstig verfügbaren Leihfahrräder (4,8). Dieser Punkt teilt sich die Negativbewertung mit dem beklagten Mangel an Möglichkeiten, im öffentlichen Busverkehr sein Fahrrad problemlos mitzunehmen (4,8). Doch was Letzteres angeht, ist selbst der gestrenge Thomas Kirchhammer nachsichtig. "Das würde ich nicht überbewerten, das ist auch nicht unbedingt notwendig. "