Nur bei der Chancenverwertung hapert es

22.10.2010 | Stand 03.12.2020, 3:32 Uhr

Frankfurt (DK) Zwölf Punkte nach dem achten Spieltag, ein Sechs-Punkte-Polster auf den Relegationsplatz – der FSV Frankfurt befindet sich vor der Partie beim FC Ingolstadt in einer ungewohnten Situation. Erstmals seit dem Aufstieg in die 2. Liga im Jahr 2008 ist den Hessen der Saisonstart geglückt. Zum Vergleich: Vor dem letzten Duell in Ingolstadt vor rund zwei Jahren reiste der FSV mit neun Zählern an – nach dem 15. Spieltag.

"Wenn wir mit der Leidenschaft der letzten Wochen auftreten, bin ich mir sicher, dass wir aus Ingolstadt etwas mitnehmen", blickt Geschäftsführer Bernd Reisig optimistisch voraus. Und Hans-Jürgen Boysen sagt: "Wir wollen die Art und Weise, mit der wir in den vergangenen Wochen Fußball gespielt haben, in Ingolstadt fortsetzen." Deshalb erwartet der Trainer von seiner Elf, dass sie "frech auftritt" und die "Initiative ergreift".
 

Obwohl nach dem Last-Minute-Klassenerhalt in der vergangenen Saison erneut ein personeller Umbruch erfolgte (14 Neuzugänge), präsentieren sich die Frankfurter schon sehr gefestigt. Besonders spielerisch hat die Mannschaft zugelegt, feine Ballstafette prägen das Spiel und sorgen für Gefahr im gegnerischen Strafraum. Mit der Chancenverwertung ist Boysen allerdings noch nicht zufrieden. Allein bei der unglücklichen 0:1-Niederlage gegen Hertha BSC Berlin habe man zuletzt "acht torgefährliche Möglichkeiten" herausgespielt – und vergeben. Zudem ist die Defensive auf den Außenbahnen anfällig. Rechtsverteidiger Christian Müller (27) ließ sich gegen Berlin mehrfach überlaufen und hinten links konnten bislang weder Andreas Dahlen (27) noch Marc Stein (25) nachhaltig überzeugen. Dafür sorgen Kapitän Björn Schlicke (29) und Marc Heitmeier (25) im Abwehrzentrum für mehr Stabilität, die Bilanz von neun Gegentoren kann sich sehen lassen.

Die Stars der Mannschaft sind der besonders in den Eins-gegen-eins-Situationen überragende Keeper Patric Klandt (27) sowie Mittelfeldstratege Jürgen Gjasula (24), der vor zwei Jahren beim FC Basel noch in der Champions League gespielt hat. Durch die Verpflichtung von Mike Wunderlich (24), der im seit Saisonbeginn praktizierten 4-1-4-1-System als zweiter Spielmacher neben Gjasula aufläuft, ist der FSV nur schwer auszurechnen. Beide können den tödlichen Pass spielen und sind aufgrund ihrer technischen Fertigkeiten nur schwer zu kontrollieren.

Vakant ist die Position in der Sturmspitze. Noch hat sich der Trainer nicht festgelegt, wen er am Samstag in die vorderste Front beordern wird. Der vermeintlich stärkste Angreifer Sascha Mölders, der vor seinem Wechsel zum FSV im Januar 2010 in 52 Regionalligaspielen 42 Tore für Rot-Weiss Essen erzielte, zog jüngst wieder einmal den Unmut von Boysen auf sich. Seitdem Mölders im Sommer mehrfach einen Vereinswechsel forcierte, am Ende aber doch blieb, ist das Verhältnis zwischen Spieler und Trainer angespannt Gegen Berlin vergab er mehrere gute Chancen und verschuldete mit einer Unaufmerksamkeit maßgeblich das 0:1 – was Boysen auf die Palme brachte. "Er soll besser mal den Ball flach halten und über Wochen hinweg seine Leistung bringen. Das ist jetzt meine letzte Ansage", zürnte der 53-Jährige. Als Alternativen für Mölders stehen Momar NDiaye (23) und Cidimar (26) bereit.

Indes glaubt Boysen nicht, dass sich das anstehende DFB-Pokalspiel gegen den FC Schalke 04 negativ auf die Konzentration auswirkt: "Die Spieler wissen, dass sie in Ingolstadt Vollgas geben müssen, um sich für Dienstag zu empfehlen."