Ingolstadt
Null Wachstum

Bei den Fahrgastzahlen der INVG geht es inzwischen nur noch im Promillebereich voran

05.07.2012 | Stand 03.12.2020, 1:18 Uhr

Neuer Halt Nordbahnhof: Hier soll eine Verkehrsdrehscheibe entstehen, verspricht die INVG - Foto: Strisch

Ingolstadt (DK) Bescheidenheit ist eine Zier, sagt der Volksmund, doch weiter kommt man ohne ihr. Bei der INVG ist man inzwischen daran gewöhnt, keine hohen Ansprüche mehr zu stellen. Die Grundversorgung muss reichen. Die Fahrgastzahlen nehmen nur minimal zu, wie die neueste Analyse bestätigt.

Mit der rasanten Bevölkerungsentwicklung kann der öffentliche Nahverkehr in Ingolstadt schon lange nicht mehr Schritthalten. Nach den aktuellen Kundenzahlen des Ingenieurbüros Gevas fahren derzeit pro Werktag knapp über 50 000 Menschen mit dem Bus („Einsteiger“ in der Statistik genannt). Das ist ein bereinigtes Plus gegenüber dem Vorjahr von 0,4 Prozent. Dabei hatte Gevas im Jahr 2001 schon einmal über 54 000 Buskunden gezählt. Die Ankündigung von INVG-Geschäftsführer Robert Frank für den nächsten Fahrplan lässt auch nicht unbedingt erwarten, dass der große Schub kommt. Von „Anpassungen im Minutenbereich bei allen Linien“ ist in seinem gestrigen Bericht für den Aufsichtsrat die Rede und: „Eine Fahrplanmehrung ist beim bestehenden Liniennetz nicht vorgesehen.“

Hoffnung besteht am Audi-Werk. Hier könnten tatsächlich viele neue Kunden gewonnen werden. „Audi wird mir nächste Woche sagen, wo sie mitgehen“, deutete OB Alfred Lehmann an, dass die INVG mit den Autobauern unbedingt handelseinig werden will. Wie sich das im Fahrplan niederschlagen wird, soll noch in einer Sondersitzung des Aufsichtsrates behandelt werden. Die Gevas-Analyse zeigt, dass hier offenbar viel zu holen ist. So wurden an den beiden Audi-nahen Haltestellen Forum und Parkplatz 829 statt 556 „Einsteiger“ im Vorjahr gezählt. Negativ wirkt sich dagegen für die INVG aus, dass die Schülerzahlen – eine der Hauptzielgruppen – stagnieren, und durch das neue Gymnasium Gaimersheim die jungen Fahrgäste zu Regionalbussen abwandern. Die Kommentare der Aufsichtsräte fallen Jahr für Jahr ähnlich aus. Thomas Thöne (SPD) vermisst „Mut“ bei der Fahrplangestaltung. Dass der öffentliche Nahverkehr in Ingolstadt nicht recht vom Fleck komme, liege an seiner mangelnden Attraktivität. OB Lehmann hält dagegen: Die Stadt unterstütze den Fahrradverkehr – „das ist der direkte Wettbewerber für den Bus“ –, Ingolstadt habe die höchste Kfz-Dichte – „für viele Menschen ist Autofahren hier billiger als in anderen Städten“ –, und der Steuerzahler trage jährlich ein INVG-Defizit von elf Millionen – „das wird in der Tendenz mehr und nicht weniger“.

Während Franz Hofmaier (ÖDP) die Abstimmung zwischen Bahn und Bus-Fahrplan verbessern will, liegt Petra Kleine (Grüne) besonders das Monikaviertel am Herzen, wo Kundenschwund zu beklagen ist. Zudem möchte sie den aktuellen Modal Split in der Stadt Ingolstadt wissen, also die Entwicklung der Verkehrsanteile von Auto, Fahrrad und Bus.

Was das angeht, wusste in der gestrigen Sitzung ein MAN-Manager von einem positiven Trend zu berichten. Das Verkehrsmittel Bus werde immer wichtiger, für die jungen Leute in den chinesischen Megacitys habe das iPad mittlerweile eine größere Bedeutung als das eigene Auto, sagte der Gastreferent. Da scheint Ingolstadt von einer Megacity doch noch ein ganzes Stück entfernt zu sein.