Riedenburg
Nüsse suchen wie ein Eichhörnchen

Kinder der Einrichtung Maria Schutz lernen spielerisch die Tiere im Wald kennen

18.04.2014 | Stand 02.12.2020, 22:48 Uhr

Forstanwärter Felix Hermann erklärte den Kindern, welche Tiere im Wald leben. Die Kleinen hatten viel Spaß bei den Touren. - Foto: Erl

Riedenburg (er) Lena lebt als Reh alleine im Wald recht gefährlich. Neun hungrige Luchse haben sie eingekreist und wollen sie fressen. Die Augen hat Lena mit einer Klappe verschlossen, doch ihre Ohren spitzt sie wie ein Reh. Jeden Schritt ihrer Spielkameraden hört sie im Laub rascheln und mit einem Fingerzeig kickt Lena jeden unvorsichtigen Räuber aus dem Spiel.

Erst als alle Raubtiere der Kindergartengruppe gemeinsam auf sie losstürmen, muss sie unterliegen.

Forstanwärter Felix Hermann vom Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten Abensberg und Kindergärtnerin Sissi Kopf müssen kaum in das Spiel eingreifen und nur die Rollen immer wieder neu verteilen. Die Buben und Mädchen aus der Vorschulgruppe des Kindergartens Maria Schutz sind voller Begeisterung, auch wenn Graupelschauer aus den Baumkronen kommen. Eine Woche lang geht Forstanwärter Felix Hermann mit ihnen in den Wald und bringt den Kindern dessen Vielfalt und die Bedeutung spielerisch nahe.

Ein Thema sind die Tiere im Wald und ihre Überlebensstrategien. Eben noch haben sie Eichhörnchen gespielt und jeweils fünf Haselnüsse als Wintervorrat versteckt. Die Eichhörnchen finden zumeist ihre Nahrungsreserven wieder – die Kinder kaum. Traurige Gesichter kann Felix Hermann bei seinen Waldtouren mit den Kleinen der Gruppe Sonnenschein jedoch nicht brauchen und so steckt er auch den erfolglosen Eichhörnchen neue Nüsse zu.

Jeder der fünf Walderlebnistage hat sein eigenes Thema. Boden, Wasser, Baum, Lebensraum und die nachhaltige Nutzung des Ökosystems Wald – für all dies möchte der angehende Förster bereits in dieser jungen Altersgruppe die Sinne schärfen. Spielerisch lernen die Kinder den Wald und seine vielfältigen Funktionen kennen und erleben Gruppendynamik auch mal in der freien Natur. Klar, dass die Kleinen für theoretische Erklärungen noch nicht die richtige Zielgruppe sind und darum hat sich der 24-jährige Bewerber für die Försterlaufbahn kindgerechte Spiele ausgedacht. Und natürlich schmeckt die Pausenbrotzeit aus dem Rucksack auf umgestürzten Stämmen als Sitzgelegenheit ganz besonders gut.

Zwei Stunden dauert die Tour, dann kehren sie wieder in den warmen Kindergarten zurück. „War ganz schön anstrengend, aber schön und ich habe alle Nüsse wieder gefunden“, freut sich Paula Bailey (5). Auch Marcel Essel hat vieles von seiner überschüssigen Energie im Wald ausleben können. „Das ist ein Abenteuer und ich freue mich auf morgen und auf Felix. Jetzt bin ich ein Eichhörnchen, weil ich alle Nüsse wieder gefunden habe“, erklärt er.

Kindergärtnerin Sissy Kopf kann dieser Waldwoche ebenfalls viel abgewinnen. „Für die Kinder ist es wichtig, mit der Natur in Verbindung zu sein, denn viele kennen den Wald schon gar nicht mehr. Die Sinneserfahrungen im Wald und die Ausgeglichenheit in der Natur erfahren die Kinder nicht aus dem Fernseher oder dem Computer“, weiß die erfahrene Pädagogin. „Die Kleinen lernen zudem, ihre Kräfte bei den Wanderungen einzuschätzen“, fügt sie an. Auch Hermann hat seine Erfahrungen gemacht. „Ich werde meine künftige berufliche Aufgabe verstärkt auf Waldpädagogik ausrichten. Mir hat es genau so viel Spaß gemacht wie den Kindern“, lautet sein Fazit.