Nürnberg will Kulturhauptstadt werden

14.12.2016 | Stand 02.12.2020, 18:55 Uhr
Ziehen für die Kulturhauptstadt Nürnberg an einem Strang: OB Ulrich Maly und Kulturrferentin Julia Lehner. −Foto: Pelke

Nürnberg (DK) Mit Spannung ist die Abstimmung in Nürnberg am Mittwoch erwartet worden. Am Ende hat sich die große Rathauskoalition mit ihrer satten Mehrheit gegen die Kritiker durchgesetzt. Mit Verve hat sich Oberbürgermeister Ulrich Maly (SPD) für das Projekt eingesetzt.

Nürnberg wirft seinen Hut in den Ring. Gegen zehn Stimmen hat der Stadtrat am Mittwoch mehrheitlich beschlossen, dass sich die Frankenmetropole als europäische „Kulturhauptstadt 2025“ bewerben will. „Nürnberg ist eine Kulturstadt“, sagte Oberbürgermeister Ulrich Maly (SPD) kurz vor der entscheidenden Abstimmung. Nürnberg werde keine „Kulturhauptstadt des Betons“ werden, versprach Maly, der sich häufig wortreich für Bewerbung einsetzte. Neue Kulturpaläste oder Musentempel seien nicht geplant. Vielmehr wolle die Frankenmetropole als „Kulturhauptstadt der Ideen“ punkten, rief Maly den Kritiken des Vorhabens zu.

Die Freien Wähler wettern genauso wie die Linke gegen die Bewerbung. Titus Schüller (Linke) kritisierte, dass Nürnberg „immer mehr auf Event- und Prestigeprojekte“ setze und fragte: „Warum sollen wir mit anderen tollen Städten in einen Wettbewerb treten, anstatt das Geld direkt in unsere Kultureinrichtungen zu investieren?“ Schließlich würden 20 Prozent der Nürnberger in Armut leben und könnten schon heute nicht am Kulturleben teilnehmen. „Wir sagen Ja zur Kultur aber Nein zu teuren Titeln“, sagte Schüller und stellte für seine Partei einen Antrag zu einem Ratsbegehren, der aber abgelehnt wurde.

Jürgen Dörfler (FW) kritisierte besonders die hohen Kosten. Nürnberg könne sich das Vorhaben angesichts des großen Schuldenberges schlicht nicht leisten, kritisierte Dörfler und kündigte an, ein Bürgerbegehren auf den Weg bringen zu wollen. FDP-Stadträtin Christine Alberternst monierte, dass die tatsächlichen Kosten des Gesamtvorhabens noch nicht absehbar seien. "Geht`s noch?“, fragte Alberternst im Hinblick auf die prekäre Kassenlage. Die Bürger würden nicht „Brot und Spiele“, sondern neue Schulen und Straßen erwarten. Auch die Piraten-Partei und die ÖDP hinterfragten die Bewerbungspläne, die vielen Kritikern noch viel zu vage sind.

 

Themen: Digitalisierung, Migration und NS-Vergangenheit


Die rot-schwarze Rathauskoalition verteidigte dagegen das Vorhaben. „Wir sind ein Jahr der Mittelpunkt in Europa“, freute sich Sebastian Brehm (CSU). Deswegen dürfe man „nicht nur die Kosten in den Mittelpunkt stellen“, forderte der Fraktionsvorsitzende des kleinen Partners in der großen Rathauskoalition. SPD-Oberbürgermeister Maly betonte, dass im Jahr 2025 Themen wie Digitalisierung, Migration und die NS-Vergangenheit dominieren werden. Hier wolle man „Denkanstöße für Europa“ geben. Oberbürgermeister Maly versprach, dass die Stadt trotz der Bewerbung noch Geld für andere Investitionen in der Tasche haben werde. Selbst wenn die endgültigen Kosten heute noch nicht genau beziffert werden könnten. Maly betonte, dass die Bewerbung ein Stadtentwicklungsprojekt für die nächsten Generationen ist.

Um am Ende den Zuschlag zu erhalten, will Nürnberg in der Bewerbungsphase rund fünf Millionen Euro ausgeben. Im Jahr 2020 muss die EU entscheiden, welche deutsche Stadt den wohlklingenden Titel erhält. Die Konkurrenz ist groß. Neben Nürnberg will sich beispielsweise Dresden oder Leipzig bewerben. Sollte Nürnberg auserkoren werden, fallen weitere Kosten für die Stadt an. Von rund 50 Millionen Euro geht die Stadt derzeit schätzungsweise aus.