Königsmoos
Nostalgische Erinnerungen

245 Oldtimer finden ihren Weg nach Königsmoos - Viel Wert auf Originalzustand gelegt

24.09.2019 | Stand 23.09.2023, 8:43 Uhr
Ein historischer Steinbrecher zieht beim Oldtimertreffen in Königsmoos die Blicke auf sich. Ebenso wie die 244 anderen alten Gefährte, die teils über 100 Kilometer Anreise zurücklegten. −Foto: Hammerl

Königsmoos (SZ) Kinderfaustgroße Kieselsteine verschwinden Schaufel um Schaufel im unersättlichen Schlund des Steinbrechers.

Fasziniert schauen die Umstehenden zu, wie daraus Schotter in verschiedenen Größen entsteht. Unter dem Gerät bilden sich drei Haufen - feiner Splitt sowie gröbere und feinere Bruchsteine. Christian Kiemether ist mit seinem Steinbrecher eine von mehreren Attraktionen auf dem Oldtimertreffen in Königsmoos.

Heuer haben die Oldtimerfreunde um Vorsitzenden Bernd Felbermaier nach zwei verregneten Treffen richtig Glück mit dem Wetter. Die Sonne lacht, als rund 245 Oldtimer Bulldogs, Unimogs und zahlreiche Autos, die nostalgische Erinnerungen wecken, auf das Festgelände fahren. Aus München, Freising, Fürstenfeldbruck, Dillingen, Donau-Ries, Ingolstadt, Eichstätt, Aichach, Pfaffenhofen und natürlich dem Kreis Neuburg-Schrobenhausen tuckern sie an. Manche sind für alle Eventualitäten gerüstet und müssen bei Ankunft erst einmal die Regenhose ausziehen, andere lassen sich ohne Verdeck den Wind um die Nase wehen, wie Susanne Brugger aus Handzell. Frauen am Steuer von Oldtimer-Bulldogs sind eindeutig in der Minderzahl. "Mein Mann hatte schon immer einen", erzählt Brugger, "irgendwann habe ich dann gesagt: "Eigentlich würde ich auch gerne selber fahren. " Vor sieben Jahren hat sie den Kramer KB 12 gekauft, ihr Schwiegersohn richtete ihn her und nun sitzt sie seit drei Monaten selber am Steuer. "Damit kann man schöne Ausflüge machen, gemütlich spazieren fahren und in aller Ruhe die Landschaft betrachten", sagt sie lachend und fügt augenzwinkernd hinzu: "Er fährt ja nicht so schnell. "

Auf ganze 18 Stundenkilometer bringt es ihr Gefährt. Wo es gebaut wurde, fragt ein Mann und sagt mit gespieltem Vorwurf in der Stimme: "Wenn ich da droben hocke, muss ich das auch wissen", ehe er lachend weitergeht. Während die einen Wert auf Originalzustand legen und selbstbewusst zu ihren Rostlauben stehen, arbeiten andere Monate oder Jahre hin, bis aus einem nahezu schrottreifen Oldtimer ein vorzeigbares Schmuckstück wird. Jan Ostrowski aus Stengelheim zeigt erstmals in Königsmoos seinen Porsche 329, Baujahr 61, den er "total zerlegt", liebevoll neu lackiert und zusammengesetzt hat, so dass der rote Lack nur so glänzt. Gebaut worden sei das Modell, das er in Nürnberg erstanden hat, in Friedrichshafen, doch der Aufbau kommt aus Schweden. "In Deutschland gab's das Modell nur ohne", erklärt er. Doch mit Kabine fährt es sich einfach besser bei Wind und Regen oder kühlen Temperaturen, findet er. Das Dieselross aus dem Jahr 1957 von Johann Eitelhuber aus Berg im Gau war bis vor 18 Jahren noch im Einsatz. "Der hat alles gemacht, was es in einer kleinen Landwirtschaft braucht, Futterholen zum Beispiel", erzählt der stolze Besitzer, der im 13-jährigen Dennis Tuna aus Dettenhofen einen engagierten Helfer gefunden hat.

In der Scheune lassen ganz besondere Ausstellungsstücke das Herz von Motorradsportsfans höherschlagen: Ex-Weltmeister Stefan Bradl hat als Leihgabe eine Kalex-Honda, mit der er in der Saison 2011 Weltmeister in der Moto2-Klasse wurde, zur Verfügung gestellt. Gotthard Mayr zeigt aus seiner Sammlung unter anderem die Zünder GS125, mit der der Ludwigsmooser Lorenz Specht in Gelände und Trail Welt- und Europameister sowie Deutscher Meister wurde. Ein seltenes GP-Motorrad von Kreidler-Van-Veen - gebaut wurden lediglich 50 Stück des filigranen Modells, das bis zu 210 Kilometer pro Stunde fuhr - zieht viel Interesse auf sich. Gefahren wurde es einst vom fünfmaligen Deutschen Meister Gerhard Waibel. "Die Fahrer waren so leicht wie Jockeys, wogen vielleicht 40 bis 50 Kilogramm", erklärt Mayr die zierliche Bauweise der Motorräder in der kleinen Klasse.

Gegenüber lassen sich die Korbflechterinnen aus Hollenbach bei ihrer Arbeit über die Schulter schauen, bei Erhard Berger gibt es frische Kartoffeln aus dem Dämpfer, zu denen selbst gemachte Butter gereicht wird und für die Kinder hat Roland Almstetter wieder ein selbst gebautes Karussell aufgebaut, das nicht nur der vierjährigen Felicitas und ihrer kleinen Schwester Madlene viel Spaß macht.

Andrea Hammerl