Hagenhill
Noch viel Überzeugungsarbeit in der Bevölkerung nötig

17.04.2018 | Stand 02.12.2020, 16:33 Uhr

Hagenhill (mby) Thomas Schreder, Vizepräsident des Bayerischen Jagdverbandes, sprach einige aktuelle Themen aus dem Jagdwesen auf der Jahresversammlung des Jägervereins Schambachtal Altmannstein an.

Zu einer wichtigen Aufgabe des Jagdverbandes gehört die Kommunikation mit der Bevölkerung. "Die Bevölkerung muss noch viel mehr mitgenommen werden", so sein Apell. 48000 Jäger sind im Bayerischen Jagdverband organisiert. Es sei wichtig, das Tun der Jäger verständlich zu machen. "Jäger sind keine Schädlingsbekämpfer oder reine Dienstleister", so Schreder. Vielmehr gehen die Jäger respektvoll mit den Wildtieren und der Natur um. Was waidgerechtes Jagen heißt, sei vielen Bevölkerungsschichten nicht mehr präsent. Schreder selbst ist Jäger aus Überzeugung. Mit dem erlegten Wildbret liefern die Jäger ein qualitativ hochwertiges Lebensmittel. Über diese Schiene könne das Thema Jagd vielen Menschen nähergebracht werden. Jagen ist nicht nur hinausgehen und schießen, so Schreder. Die Jägerei sei vielmehr eine ganzjährige Aufgabe.

Immer höhere Abschussquoten fordern die Jäger und stoßen oft auf Unverständnis. Diese behördlichen Vorgaben müssen aber von den Jägern umgesetzt werden. Auch das Thema Afrikanische Schweinepest griff Schreder auf. Diese drohende Krankheit schwebe über manchem Landwirt wie ein Damoklesschwert. Der Verband müsse beruhigend einwirken und die Emotionen herausnehmen, so seine Folgerung. Schreder riet den Jägern auch weiterhin sinnvoll in die Populationsentwicklung der Wildtiere einzugreifen. Zurückhaltung und saubere Informationsarbeit seien hierbei sehr wichtig. Die Forderung zum Einsatz von Nachtsichtgeräten wurde bisher von der Bundesregierung abgelehnt. Wegen weniger Einzelfälle will man keine Änderung des Waffenrechts umsetzen, so die Begründung. Normale jagdliche Methoden werden als ausreichend angesehen, um die Ziele umzusetzen. Viele Jäger schaffen dies auch in der täglichen Praxis. Hohe bürokratische Hürden würden viele von der Veranstaltung revierübergreifender Drückjagden abhalten. In vielen Fällen leistet die Polizei gerade bei der Verkehrsregelung Hilfestellung.

Die Schwarzwildbejagung und die Afrikanische Schweinepest werden den Jagdverband noch lange beschäftigen, so Schreders Vermutung. Auch auf die Vegetationsgutachten (Verbissgutachten) ging Schreder ein. Die Gutachten sind in vielen Bereichen noch verbesserungswürdig, sie bilden aber eine gute Basis für die Diskussion zwischen Waldbesitzer und Jagdpächter.

Das vereinzelte Auftreten von Wölfen war ein weiteres Thema. Der Wolf ist geschützt, er macht aber zunehmend Probleme, stellt der Jagdverband fest. Er selbst als ausgebildeter Biologe glaube nicht, dass Wölfe bei uns heimisch werden. Viel zu zerschnitten sind die Flächen von Straßen und Bahnlinien. "Höhere Wolfvorkommen würden das Jagdgeschehen deutlich verändern. " Sehr schnell würden die Wölfe die Rotwildgebiete ausfindig machen und dort reichlich Beute machen. Das Rotwild würde alsbald die zugewiesenen Gebiete verlassen. Außerhalb der festgelegten Gebiete bestehe aber Abschusspflicht. Schreder sieht derzeit mehr Fragezeichen als Beifall beim Thema Wolf.

Auch das Thema dritter Nationalpark wird bei den Jägern kontrovers diskutiert. Natürlich liege den Jägern daran, die Natur zu verbessern, dies müsse aber nicht in Form eines Nationalparks geschehen, so Schreder. Auch dazu gibt es noch viele Fragezeichen. Die aktuellen Nutzungsformen sollten nicht eingeschränkt werden.

Fragen aus der Jägerschaft wurden anschließend an den Vizepräsidenten gestellt. Ob der Wolf nicht in das Jagdrecht aufgenommen werden sollte, wollte ein Jäger wissen. In einigen Bundesländern sei dies laut Schreder schon geschehen, die Probleme der Jäger seien dort aber eher größer als kleiner geworden. In Bayern gibt es derzeit nur zwei Rudel. Beim Thema Verbissgutachten gab ein Jäger zu bedenken, ob von den Landwirten auch genügend Äsungsflächen für das Wild zur Verfügung gestellt werden. Stilllegungen würden oft zu früh gemulcht, so dass hier auch kein Ausgleich stattfinden könne. "Die gemeinsame Agrarpolitik wird in Brüssel derzeit überarbeitet", so Schreder. Seiner Meinung nach sollen nur ökologisch sinnvolle Maßnahmen finanziell gefördert werden. Zur Afrikanischen Schweinepest merkte ein Jäger an, dass es so aussehe, als ob nur die Jäger gefordert sind. Mit den Landwirten sei die Zusammenarbeit oft schwierig. "Der Muttertierschutz ist in der Jägerei nicht verhandelbar", stellte Schreder fest. In seinem Bereich werde auf mehreren tausend Hektar Mais angebaut. Schuss-Schneisen gebe es nur bei 0,1 Prozent der Flächen. Die Bereitschaft der Landwirte sei bisher gering, hier tatkräftig mitzuhelfen. Nur gemeinsam könne man das Thema sinnvoll bewältigen. In anderen Bundesländern gebe es auch schon verbindliche Vorgaben, sagte ein Jäger. "Die Voraussetzungen sind nicht vergleichbar und die Pachtverträge sind privatrechtlicher Natur", so Schreder zu Bayern. Somit könne alles vereinbart werden, was nicht gesetzwidrig ist. Schreder wird die Fragen mitnehmen und nach Lösungen suchen. Die angesprochenen Themen werden noch lange Zeit für Diskussionen sorgen.
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