Schrobenhausen
Noch keine bewegten Bilder

02.04.2010 | Stand 03.12.2020, 4:08 Uhr

Wer ist dieser Storch? Bisher kann man selbst über das Geschlecht des Vogels, der sich auf dem Rathausdach eingenistet hat, nur spekulieren. - Foto: Schwegler

Schrobenhausen (SZ) Der Storch ist da – nur im Internet findet er noch nicht statt. Zwar wurde schon vergangene Woche die neue Kamera der Stadt auf dem Rathausdach, unweit des Nestes, installiert, doch außer den kommunalen Bediensteten am Lenbachplatz hat bisher niemand Zugang zu den Bildern.

"Es gibt derzeit noch technische Probleme", sagt Reinhard Scholz, Verwaltungschef im Rathaus. Der Server, über den die Bilder vom Nest ins Netz übertragen werden sollen, steht an der Katholischen Universität in Eichstätt. Und dort sucht man nach dem Fehler.

Auf der Suche sind auch die Storchenliebhaber, nämlich nach der Identität des Vogels, der sich auf dem Rathausdach eingenistet hat. Einer der ersten, die ihn gesichtet haben, ist Martin Schwegler. Der Rentner verfolgt die Spuren der Schrobenhausener Störche schon seit Jahren, mit seiner Fotokamera versucht er, möglichst viele Schritte und Flüge festzuhalten. Er begleitete die leichten Segler ins Goachat und zur Weilach, sein bevorzugter Platz ist aber der Speicher eines Gebäudes gegenüber des Rathauses. Dort hat er freie Sicht auf das Nest. "Ich verbringe Stunden dort oben", sagt Schwegler. Gerade im Sommer sei das nicht immer angenehm, "weil es doch ziemlich heiß wird". So aber kann der mit Zielfernrohr und Teleobjektiv Ausgerüstete ausgiebig das Verhalten der Störche studieren.

Kein Ring am Fuß

Bei seinen jüngsten Beobachtungen stellte Schwegler fest, dass er wohl nicht den Storchenmann des vergangenen Jahres aus dem Département Strasbourg vor der Linse hat. "Denn der aus dem vorigen Jahr war schwer beringt", erklärt der Rentner. Zwei Ringe umschlossen einen Fuß. Der Storch, der sich nun niedergelassen hat, trage dagegen keinen Ring.

Nun könnte es sich auch um das unberingte Weibchen aus dem Vorjahr handeln, das auf den Partner wartet. Doch einiges spricht dagegen. Im Normalfall kommen die männlichen Störche zuerst am Nistplatz an. Außerdem scheint der Storch auf dem Rathausdach eher die Statur eines Männchens zu haben. Denn auch wenn sich Männchen und Weibchen kaum unterscheiden – in Größe und Gewicht tun sie es doch. Und Schwegler sagt: "Der Storch ist schon gut gewachsen, ich glaube, dass es ein Männchen ist."

Davon geht auch Brigitte Streber vom Bund Naturschutz aus, "aber das ist noch sehr spekulativ". Denn den Größenunterschied erkenne man erst richtig, wenn Männchen und Weibchen nebeneinander stehen. Bis zur endgültigen Klärung muss man auf die Ankunft des Partnerstorches warten – und das kann noch dauern. Im vergangenen Jahr kam das Weibchen erst drei Wochen nach seinem Lebensgefährten.

Standortwechsel unüblich

Wenn nun tatsächlich in Schrobenhausen nicht die Storchenfamilie des Vorjahres nistet, ist das ungewöhnlich. "Ein Standortwechsel ist nicht üblich", erklärt Streber. Denn noch vor der Partnerprägung komme beim Storch die Horstprägung. Womöglich ist dem Strasbourger Storch auch etwas zugestoßen. "Die Vögel haben ja eine Riesendistanz zu überwinden, da kann unterwegs viel passieren", sagt die Naturschützerin. Hochstrommasten, Wassertürme – oder der Mensch: "Einmal ist ein Storch angekommen, der hatte einen Pfeil im Hals", lacht Streber.

Sie hätte gar nichts dagegen, wenn sich nun ein anderer Storch niedergelassen hätte: "Mit den französischen Störchen sind wir nicht so zufrieden, was die Brutpflege betrifft." In Frankreich füttere man die Störche, was ihrer Entwicklung abträglich sei. "Sie sind ein bisschen zu vermenschlicht", findet Brigitte Streber.

Händeringend sucht die Naturschützerin nun nach Informationen zur Herkunft des Storches. "Im Moment gibt es noch viele Fragen – und der Storch lässt sich schlecht interviewen."