Neuburg
Noch kein Audi-Effekt auf dem Arbeitsmarkt

Aber kaum mehr Arbeitslosigkeit in Neuburg-Schrobenhausen – "Blaues Auge" nach der Jann-Insolvenz

16.01.2015 | Stand 02.12.2020, 21:45 Uhr

Im milden Winter wird in der Baubranche vielfach durchgearbeitet (links). Mit über 30 000 Beschäftigten hat der Arbeitsmarkt in Neuburg-Schrobenhausen einen Höchststand erreicht. Roland Plapperer und Peter Kundinger (rechts) hoffen auf weitere Verbesserungen - Fotos: r

Neuburg (r) Es fehlt nicht viel zur Vollbeschäftigung: Mit 2,2 Prozent Arbeitslosigkeit (2014) liegt der Landkreis Neuburg-Schrobenhausen im Vorderfeld der wirtschaftlich prosperierenden Regionen. Im Dezember reichte es bayernweit sogar zum dritten Rang hinter Erding und Eichstätt.

Und die gute Entwicklung soll 2015 so weitergehen. „Wir erwarten in der Region keine großartigen Veränderungen“, sagt Peter Kundinger von der Agentur für Arbeit Ingolstadt. Der Konjunkturmotor läuft nicht nur bei Audi, sondern auch in Mittelstand und Handwerk. „Kleine Verbesserungen sind aber immer anzustreben“, so Pressesprecher Kundinger.

Nach der Eröffnung des Audi-Präsentationszentrums in Neuburg-Ost hätte man sich Effekte für den Arbeitsmarkt erwartet. „Wir haben davon leider nichts gespürt“, berichtet Roland Plapperer, stellvertretender Agenturleiter in Neuburg. Es seien keine Stellen zur Vermittlung angeboten worden und er habe noch nie jemand in der Agentur getroffen, der nach einer Audi-Stelle gefragt habe. Audi, Knauf, Maschinenringe – das sei natürlich auch eine Imagefrage, „die selbstverständlich positive Effekte mit sich bringt“, ist sich Peter Kundinger sicher.

Von gravierenden Insolvenzfällen wie früher Jeyes oder Goldix ist der Neuburger Arbeitsmarkt seit einigen Jahren verschont geblieben. Bei der Bäckerei Jann als expandierender Mittelständler sei man „mit einem blauen Auge davongekommen“. Im Dezember hat die Manchinger Firma Schöllhorn den Betrieb vom Insolvenzverwalter übernommen. Etliche Filialen waren aber offenbar nicht zu halten gewesen. Von zehn Jann-Beschäftigten, die die Arbeitsagentur aufsuchten, sind bis heute nur zwei ohne Stelle geblieben. Mit Bewerbungstraining, Kurzqualifikationen und grundlegender Umschulung versucht die Agentur Betroffene fit zu machen für den Wiedereinstieg. Über 300 Männer und Frauen hatten 2014 diese „Bildungsgutscheine“ erworben, davon 25 in der Umschulung für ein anderes Berufsfeld.

1170 Arbeitslose im Jahresschnitt 2014 liegen fast auf dem Niveau von 2013 (1173). Die Agentur für Arbeit betreute knapp 600 Betroffene mit dem Ziel einer erneuten Arbeitsaufnahme. Weitere 580 Personen erhielten Unterstützung nach Harz IV über das Jobcenter. Ein Großteil davon gilt als Langzeitarbeitslose, die schwer in neue Stellen zu vermitteln sind.

Das Arbeitsangebot wächst. So stieg die Zahl der Beschäftigten im Landkreis Neuburg-Schrobenhausen in acht Jahren von 24 400 auf heute 30 100.

Im Vorjahr meldeten sich bei der Arbeitsagentur 4753 Personen arbeitslos, im gleichen Jahr gab es 4853 „Abgänge“. Die Zahlen verdeutlichten die Dynamik im Arbeitsmarkt, „die wir begleiten und fördern“, so Peter Kundinger. Wer kein Auto hat und nicht mobil ist, tut sich schwer bei der Arbeitssuche. 40 Prozent der Betroffenen seien über 50 Jahre alt, „und dann wird es extrem schwierig“.