Neuburg
"Nichts ist so überflüssig wie ein alter Chef"

Personalausschuss des Kreistages lehnt Einarbeitungszeiten für Führungskräfte ab

28.10.2016 | Stand 02.12.2020, 19:07 Uhr

Neuburg (kpf) Wenn ein neuer Mitarbeiter im Landratsamt seine Tätigkeit aufnimmt und noch dazu Führungsaufgaben hat, dann dauert es eine Weile, bis er in der Materie drin ist. Im Personalausschuss des Kreistages wurde deshalb am Donnerstagabend diskutiert, solchen Führungskräften eine Einarbeitungszeit von bis zu sechs Monaten zu gewähren.

Der Ausschuss lehnte das mit klarer Mehrheit ab. Lediglich Landrat Roland Weigert hielt an der Vorlage seiner Verwaltung fest.

Die vorgeschlagene Regelung hätte bedeutet, dass über einen Zeitraum von bis zu sechs Monaten dem Frischling der ausscheidende Stelleninhaber zur Seite steht und ihn in organisatorischen Fragen und Fragen zu Verwaltungsabläufen einführt und berät. Damit wären aber gerade die gehaltsträchtigen Stellen zumindest zeitweise doppelt besetzt. Silvia Dirsch, ehemals Kreisrätin der Bündnisgrünen und inzwischen Personalchefin im Landratsamt, schilderte ihre Erfahrung. Es sei nicht einfach gewesen, eine Stelle anzutreten, die seit Sommer unbesetzt war. Ihre Worte fielen bei den Kreisräten aber nicht auf fruchtbaren Boden. FW-Chef Thomas Hümbs sagte: "Ich bin gegen die sechs Monate. Das ist bei weitem zu lang." "Ich war 25 Jahre in der Industrie. Das hat man nirgends gemacht", ergänzte CSU-Fraktionschef Alfred Lengler. Maria Lang (FW) fand: "Das habe ich nirgends erlebt, eine Einarbeitungszeit von einem halben Jahr." Auch eine zeitweise Doppelspitze von alter und neuer Führungskraft lehnte sie ab: "Nichts ist so überflüssig wie ein alter Chef." Elfriede Müller (CSU) sprach von einem "luxuriösen Wunschdenken" der Verwaltung. "Da kann ich nicht zustimmen", und auch Landratsstellvertreterin Sabine Schneider (SPD) fand "sechs Monate weitaus übertrieben". Damit hatte der Vorschlag der Personalverwaltung keine Aussicht auf Erfolg und war reif für die Altpapiertonne.

Auch beim Thema Altersteilzeit traten die Kreispolitiker auf die Bremse. Sie wollen und müssen zwar die gesetzlichen Regelungen einhalten, darüber hinaus soll es aber keine Altersteilzeit geben. Einen Anspruch darauf haben nur 2,5 Prozent der Beschäftigten. Bei 279 Mitarbeitern zum Stichtag 31. Mai 2015 wären das insgesamt sieben Altersteilzeiten. Bislang befindet sich lediglich eine Beschäftigte in Altersteilzeit, sechs weitere Mitarbeiter haben einen Antrag gestellt. Erfüllen sie die Voraussetzungen, wäre mit insgesamt sieben Beschäftigten das Soll erfüllt. Derzeit sind 23 Tarifbeschäftigte beim Landkreis in Lohn und Brot, die die Voraussetzungen erfüllen würden. Bis zum Ablauf des Tarifvertrages am 31. Dezember 2018 wären es insgesamt 38. "Das kostet uns schon was", räumte Personalerin Dirsch ein. Peter Mosch (SPD) meinte, man müsse sich halt die Einzelfälle anschauen, die über die gesetzliche Quote hinausgehen und dann entscheiden. Alfred Lengler forderte, sich an die gesetzliche Regelung zu halten, aber nicht darüber hinaus zu gehen. Die selbe Position vertrat auch Landratsstellvertreter Alois Rauscher (CSU). Thomas Hümbs warnte davor, Tür und Tor zu öffnen. Die Landkreisverwaltung wird deshalb an der gesetzlichen Regelung festhalten.